FuE-Kooperationen

Die Entscheidung, eine Kooperation im Rahmen von Forschungs- und Entwicklungsprojekten (FuE) einzugehen, ist von strategischer Bedeutung für ein Unternehmen. Damit sie gelingt und Wettbewerbsvorteile bringt, empfiehlt es sich, das Unternehmen auf die FuE-Kooperation vorzubereiten, die Partnerschaft genau zu planen und sie auf eine gute Vertragsbasis zu stellen.

1. Ausgangsbasis klären

Wer kooperieren möchte, sollte planvoll vorgehen und sich über seine Erwartungen und das Kooperationsziel im Klaren sein. Es stellt sich die Frage: Kann das erklärte Ziel nur in der Kooperation erreicht werden? Genauso muss klargelegt werden, von welchen Beteiligten welche Leistung erbracht werden soll. Ein detailliertes Anforderungsprofil ist wichtig. Welche Fähigkeiten bringt der Partner mit und in welcher Branche ist er tätig? Gibt es gut ausgestattete Forschungslabore? Nicht unterschätzt werden sollte, dass neben den harten Fakten auch beide Partner gut miteinander harmonieren können. Den Wunschpartner zu finden ist also gar nicht so einfach.
Eine erste Hilfe bei der Suche nach dem richtigen Ansprechpartner aus der Wissenschaft bietet Ihnen der IHK-Wissenschaftsatlas, der Ihnen einen Großteil der oberfränkischen Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen mit ihren jeweiligen Leistungsspektren vorstellt. Daneben stehen Ihnen natürlich auch Ihre IHK-Ansprechpartner in persönlichen Gesprächen zur Verfügung. Auch die Hochschulen verfügen über Technologietransferstellen, die als Ansprechpartner für die Wirtschaft agieren; in Oberfranken sind das:
Es muss nicht immer ein Problemdruck (fehlendes Know-how, Absatzprobleme) im Unternehmen vorhanden sein, um kurzfristig auf „Partnersuche“ zu gehen. Eine proaktive Vernetzungsstrategie zielt darauf ab, Kooperationen langfristig für die Forschung und Entwicklung zu nutzen. Bevor das Unternehmen das Vernetztsein für sich nutzen kann, sollte es Kooperationszusammenhänge verstehen. Auf der Werte- und Normenebene (neues und vernetztes Denken), Planungs- und Organisationsebene (Ablauf- und Aufbau) sowie Handlungs- und Beziehungsebene (Personenrollen, Maßnahmen, Instrumente) sollten die Voraussetzungen geschaffen werden.

2. Partner suchen und auswählen

Es sollte ferner geklärt werden, welches Know-how, Equipment etc. ein Partner in das Projekt einbringen kann. Wie gut sind die Branchenkenntnisse und sind Branche üblichen Standards (ISO, DIN, VDE, etc.) und rechtliche Rahmenbedingungen für das Projekt bekannt? Verfügt der Partner über Erfahrung im Projektmanagement und wurden frühere Kooperationen bereits erfolgreich abgewickelt? Kann sich der Partner flexibel auf Änderungen einstellen und reagiert er auf Ihre Bedürfnisse? Lässt er sich auf einen verbindlichen Projektplan ein?
Bei der ersten Kontaktaufnahme sollten Kooperationswillige genau überlegen, welche Informationen sie vorerst preisgegeben wollen. Es empfiehlt sich der Abschluss einer Vertraulichkeitsvereinbarung. Konnten beide Partner sich grundsätzlich auf eine Kooperation verständigen, sollten beide die eigenen Ziele abklären. Um die Zusammenarbeit zu erleichtern ist es sinnvoll, einen Kooperationsmanager auszuwählen.

3. Vertragsbasis schaffen

Für die Kooperation sollte unbedingt ein schriftlicher Vertrag erarbeitet werden. Insbesondere komplexe Forschungs- und Entwicklungskooperationen sollten auf eine gute Vertragsbasis gestellt werden und folgende Fragen der Zusammenarbeit geklärt werden:
  • Organisatorische Details: Ansprechpartner und Vertretungsbefugnisse, Vorkehrungen für Konfliktsituationen, Meilensteinpläne, Kriterien der Erfolgskontrolle, Abbruchkriterien, Vertragslaufzeit und Kündigungsoptionen, Vertragsänderungen- und Erweiterungsoptionen, Zahlungszeitpunkte, Rechte und Pflichten.
  • Inhaltliche Details: Ziele, Arbeitsverteilung und -beschreibung, Zeit- und Budgetpläne, Personalregelungen und Qualitätsstandards.
  • Rechtliche Details: Geheimhaltungs- und Haftungserklärungen sowie Datenschutzmaßnahmen. In diesem Zusammenhang sollte unbedingt auch die Nutzung bestehender Schutzrechte der Umgang mit im Projekt entstehendem Geistigen Eigentum geklärt werden.
Der Vertrag umfasst neben den grundsätzlichen Vertragsvorkehrungen und dem Projektmanagement noch viele weitere Punkte, die eindeutig geklärt werden sollten, an dieser Stelle aber nicht im Einzelnen erläutert werden. Hierzu können beispielsweise folgende Punkte gehören: Vergütung, Publikationsfreiheit, Gewährleistung, Vertragsstrafen, Vertragslaufzeit, Kündigung und Beendigung der Zusammenarbeit.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) hat einen empfehlenswerten Leitfaden über „Mustervereinbarungen für Forschungs- und Entwicklungskooperationen“ veröffentlicht.
Auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bietet Musterkooperationsvereinbarungen zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen in deutscher und englischer Version an.

4. Projektmanagement gestalten

Grundlage jeder guten Zusammenarbeit ist die gemeinsame Zieldefinition und die Beschreibung der Formen der Zusammenarbeit. Bei einer Laborleistung reicht der genau spezifizierte Auftrag. Schon zu einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit gehört aktives Projektmanagement von beiden Seiten. Wird das Projekt nach einem schriftlich festgelegten Verfahren abgewickelt? Gibt es eine zentrale Stelle, die das Projektmanagement übernimmt? Wie wird das gemeinsame Vorgehen festgelegt? Folgende Stichwörter spielen in diesem Zusammenhang eine Rolle: Ablauf, Zeitrahmen/Meilensteine, Berichts-pflichten, Verantwortlichkeiten bei beiden Projektpartnern, Qualitäts- und Ergebnissicherung, Vorgehen bei Problemen und Konflikten, Vertraulichkeit, Verwendung der Ergebnisse, Entlohnung und Finanzierung.

5. Unterschiedliche Formen der Kooperation berücksichtigen

Es gibt eine Reihe von Zusammenarbeitsformen. Es sollte geprüft werden, welche Kooperationsform zur Projektausrichtung und der eigenen Unternehmenskultur/-strategie passt. Beteiligen sich die Partner freiwillig an einem Bündnis und verfolgen sie dabei ein gemeinsames Ziel, das beiden wirtschaftlichen Nutzen bringt? Eine solche Win-Win-Situation bei einer Kollaboration entsteht beispielsweise durch Arbeitsteilung. Erfolgt die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen im Verbund, zwischen Unternehmen und einen Forschungspartner (z. B. Forschungsinstitute, Hochschulen etc.) oder auch mit mehreren Partnern aus Forschung und betrieblicher Praxis? Kooperationen können zwischen Unternehmen in Interessensgemeinschaften, Gelegenheitsgemeinschaften, Konsortien, Joint Ventures oder auch in strategischen Allianzen stattfinden. Wichtig ist, die richtige Kooperationsform zu finden und deren Vor- und Nachteile abzuwägen. Ist das Ziel ein zeitlich befristetes Bündnis, eignen sich beispielsweise Gelegenheitsgemeinschaften. Eine Kooperation kann ebenso vertikal (unterschiedliche Wirtschaftsstufen) wie auch horizontal (Unternehmen auf gleicher Wirtschaftsstufe) ablaufen. Grundsätzlich dürfen Kooperationen nicht gegen das Kartellgesetz verstoßen.
Bei der Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen gibt es verschiedenste Möglichkeiten:
Laborleistungen: Viele Forschungseinrichtungen verfügen über Mess-, Prüf- und Laboreinrichtungen, die sie gegen Entgelt auch Unternehmen zur Verfügung stellen.
Auftragsforschung: Das Unternehmen beauftragt ein Ingenieurbüro, einen Lohnfertiger oder eine Forschungseinrichtung mit einem konkreten Entwicklungsauftrag zu festgelegten Bedingungen oder lässt sich von ihm beraten. Letzteres wird in der Regel nach festen Tagessätzen abgerechnet und erstreckt sich meist über wenige Tage. Die Ergebnisse sind in der Regel exklusives Eigentum des Unternehmens.
Lizenzierung: Das Unternehmen erwirbt von einer Forschungseinrichtung, einem Unternehmen oder einem Erfinder das Recht, bestimmte patentrechtlich geschützte technische Lösungen zu nutzen.
Fachkolloquien: Einige Forschungseinrichtungen führen regelmäßig Fachkolloquien durch, auf denen eigene Mitarbeiter, externe Wissenschaftler und externe Forscher und Entwickler aus der Industrie neueste technische Entwicklungen vorstellen.
Partnerschaften: Unternehmen entwickeln vertrauensvolle Partnerschaften mit einzelnen Fachbereichen an Hochschulen, indem sie sich in Fördervereinen oder Beiräten engagieren. Auch kleinere und mittlere Unternehmen können durch die Stiftung eines Preises für eine wissenschaftliche Abschlussarbeit die Technologieentwicklung in bestimmten, für das Unternehmen besonders interessanten Techniksegmenten, fördern.
Aus- und Weiterbildungskooperationen: Hochschulen und Forschungseinrichtungen bieten ihren Promovierenden Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen an, an denen sich ebenfalls Unternehmen beteiligen und aktiv mitwirken können.
Firmenpraktikum: In längeren Betriebspraktika können Studenten bei Forschungs- und Entwicklungsprojekten mithelfen. Allerdings ist eine sehr intensive Betreuung durch das Unternehmen – besonders bei Studenten jüngerer Semester notwendig.
Abschluss- und Studienarbeiten: Fragestellungen in der Forschung und Entwicklung können auch über Abschlussarbeiten wissenschaftlich bearbeitet werden. Neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen des Studenten kann das Unternehmen erste Kontakte zu Wissenschaftlern aufbauen. Zusätzlich schafft man sich als Unternehmen die Möglichkeit, potenzielle neue Mitarbeiter kennen zu lernen. Die Zusammenarbeit erfordert eine gute Vorbereitung durch das Unternehmen, dem betreuenden Professor und dem Studenten.
Kompetenznetzwerke: Eine besonders enge Vernetzung zu mehreren Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft bekommt ein Unternehmen durch die Mitarbeit in einem Kompetenznetzwerk. Hier tauscht man sich regelmäßig über gleiche und ähnliche Fragestellungen aus und bearbeitet gemeinsame Projekte.
Förderprojekte: Im Rahmen öffentlich geförderter Forschungsprojekte arbeiten mehrere Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft an einer gemeinsamen Problemstellung. Einen ersten Überblick gängiger Förderprogramme finden Sie hier. In der Fördermitteldatenbank des BMWi können Sie gezielt nach weiteren Förderprogrammen suchen. Oder Sie vereinbaren einfach einen Gesprächstermin mit einem Innovationsberater Ihrer IHK.