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US-Wirtschaft und Handelspolitik: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende
Marcos Carias, Volkswirt für Nordamerika bei Coface, beleuchtet die US-Zollmaßnahmen
Es ist Anfang Mai. Zum diesem Zeitpunkt scheint es, als wäre der dramaturgische Höhepunkt der US-Zollmaßnahmen überschritten. Mit einem großen Knall wurden zum „Liberation Day“ hohe Zölle gegen die wichtigsten und bis dato oftmals befreundeten Handelspartner veröffentlicht, um dann in Teilen wieder zurückgenommen zu werden. Verkauft wird dies als „clevere“ Verhandlungstaktik, um bessere Handelsbedingungen für die USA auszuhandeln. Treffender scheint jedoch, dass die Zollmaßnahmen nicht durchdacht waren – denn der Schaden ist bereits absehbar, auch wenn die Zölle erst seit kurzer Zeit überhaupt wirksam sind. Es geht um einen Grundpfeiler der Weltwirtschaft: die Glaubwürdigkeit der USA. Sie hat womöglich irreparabel gelitten. Das ist auch daran zu erkennen, dass im Zuge des Börseneinbruchs nicht wie üblich amerikanische Staatsanleihen als sicherer Hafen profitieren konnten, sondern die Anleger die USA insgesamt als unsicher beurteilten.

Volkswirt für Nordamerika, Coface
Wie soll es nun weitergehen? Das Weiße Haus hat die Pause für die erhöhten Zölle auf 90 Tage festgelegt. Das bedeutet, dass dutzende bilaterale Abkommen nun innerhalb von drei Monaten geschlossen werden müssen. Das scheint illusorisch, wenn man bedenkt, dass in normalen Zeiten das Büro des US-Handelsbeauftragen mehrere Jahre an einigen wenigen Handelsabkommen arbeitet. Es fehlt schon am notwendigen Personal. Unklar bleibt zudem, was passiert, wenn die Verhandlungsfrist abgelaufen ist und es keine Ergebnisse geben sollte. Gerade die Unsicherheit dürfte aktuell der stärkste Faktor zu sein, der auf die Wirtschaftsaktivität der USA drückt. So erreichte der US-Indikator für die handelspolitische Unsicherheit (US Trade Policy Uncertainty Index) im April seinen (mit weitem Abstand) höchsten Wert, ist seitdem zwar gefallen, liegt jedoch weiterhin auf hohem Niveau. Das beeinflusst die US-Konsumenten, die ihre Einkäufe bereits im Februar und März deutlich reduziert hatten, als die ersten Zollmaßnahmen gegen die Nachbarn Mexiko und Kanada verkündet wurden. Aus Vorsicht wird nun gespart – in einem Land, in dem der private Konsum 70 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmacht.
Die Verunsicherung der Unternehmen ist nicht geringer. Bisher reicht die Bandbreite möglicher Zölle von zehn Prozent (für Länder, die sich mit Trump einigen) bis hin zu 145 Prozent für Länder, die sich wehren. Nur, solange es keine Entscheidung gibt, können Unternehmen auch nicht entsprechend agieren. Zumal, selbst wenn eine Entscheidung gefallen ist, heißt es nicht, dass es dabei bleibt. Die Unternehmen rüsten sich daher für den Ernstfall. Umfragen in der Industrie deuten für die nächsten Monate den stärksten Jobabbau seit der Pandemie an. Der schnelllebige US-Arbeitsmarkt macht dies möglich. Größere Investitionen liegen auf Eis. Man könnte sagen: Ein Zollsatz, der verlässlich bei 20 Prozent bleibt, wirkt weniger destabilisierend auf die US-Wirtschaft als ein Zollsatz von zehn Prozent, der bereits morgen oder in einem Jahr auf 50 Prozent oder fünf Prozent steigen bzw. fallen könnte. Dabei bleibt keine Branche verschont – unabhängig davon, ob sie einen hohen Handelsanteil hat oder nicht.
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