Konjunkturtief verfestigt sich zum Jahresbeginn

Zum Jahresbeginn verfestigt sich das Konjunkturtief am Bayerischen Untermain. 27 Prozent der regionalen Unternehmen bewerten in der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK Aschaffenburg die derzeitige Lage mit gut, 47 Prozent mit befriedigend und 26 Prozent mit schlecht. Es werden sowohl Rückgänge im Auftragsvolumen aus dem Inland als auch aus dem Ausland gemeldet, wobei das Inlandsgeschäft noch etwas stärker eingebrochen ist.
  • Keine konjunkturelle Trendwende in Sicht
  • Auftragsflaute im In- und Auslandsgeschäft
  • Industrie und Handel im Stimmungstief
  • Personalpläne trüben sich weiter ein
  • Investitionsbereitschaft weiterhin auf sehr niedrigem Niveau
Die Auftragsflaute macht sich derzeit insbesondere in der Industrie bemerkbar und die im Branchenvergleich bereits schlechte Geschäftslage verdüstert sich bei den regionalen Industriebetrieben weiter. Im Handel werden die laufenden Geschäfte zwar weiterhin sehr pessimistisch eingeschätzt, allerdings nicht mehr ganz so negativ wie zuletzt. Der Dienstleistungssektor galt bislang als Stabilitätsanker, zum Jahresbeginn trübt sich nun aber auch bei den Dienstleistern die Lage ein. Auch im Tourismussektor verschlechtert sich die Stimmung wieder etwas und der leichte Aufschwung aus dem Herbst wird in der aktuellen Lagebewertung wieder zurückgenommen. Etwas gebessert hat sich die Lage hingegen im Baugewerbe, hier wird das Volumen der insgesamt vorhandenen Bauaufträge nicht mehr so negativ bewertet wie zuletzt.
Größter Sorgentreiber ist aus Sicht der Unternehmen derzeit die Inlandsnachfrage, 61 Prozent geben diese als Geschäftsrisiko an. An zweiter Stelle folgen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, welche von 59 Prozent der Befragten als Risiko benannt werden. Dicht gefolgt von den Energie- und Rohstoffpreisen, darin sehen 58 Prozent der Unternehmen ein Geschäftsrisiko. Mit einigem Abstand folgen im Risikoranking an vierter Stelle die Arbeitskosten sowie an fünfter Stelle der Fachkräftemangel.
Dabei ist die Sorge vor dem Fachkräftemangel gegenüber den letzten Umfragen kontinuierlich zurückgegangen. Während aktuell noch 11 Prozent der Unternehmen die Beschäftigtenzahlen steigern wollen, rechnen 25 Prozent mit sinkenden Zahlen. Als Grund für sinkende Beschäftigtenzahlen gibt derzeit ein Drittel der betroffenen Unternehmen an, dass offene Stellen nicht nachbesetzt werden können, wohingegen zwei Drittel gezielt Personal abbauen müssen.
„Darin zeigt sich, dass die schwache Auftragslage zunehmend zu einer Eintrübung der Beschäftigungspläne führt. Die regionale Wirtschaft erwartet von der künftigen Bundesregierung entschlossene Maßnahmen zur Entlastung von Unternehmen, insbesondere durch Bürokratieabbau, Steuererleichterungen und gezielte Investitionen in Infrastruktur und Digitalisierung. Zudem sind verlässliche energiepolitische Rahmenbedingungen sowie eine aktive Fachkräfte- und Innovationsförderung entscheidend, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und wieder auf einen nachhaltigen Wachstumskurs umzuschwenken“, fordert Dr. Andreas Freundt, Hauptgeschäftsführer der IHK Aschaffenburg.
Mit Blick auf zunehmende Unternehmensinsolvenzen berichten derzeit 12 Prozent der Unternehmen, dass Forderungsausfälle aufgrund von insolventen Kunden bzw. Lieferanten derzeit häufiger als üblich vorkommen. Weitere 10 Prozent befürchten, dass es in den nächsten Monaten zu verstärkten Ausfällen kommen wird. Gefragt nach der eigenen Liquidität bewerten diese 88 Prozent der Unternehmen noch als unproblematisch.
Gegenüber dem Herbst hat sich der Anteil der Unternehmen, die mit Preiserhöhungen kalkulieren wieder etwas erhöht. 42 Prozent planen derzeit mit einer Anhebung der Verkaufspreise. Die Investitionsbereitschaft verweilt auf sehr niedrigem Niveau. Jeder vierte Betrieb gab sogar an, in den nächsten Monaten überhaupt nicht investieren zu wollen.
„Der Ausblick bleibt in Summe auch weiterhin negativ. Aktuell zählen sich nur 15 Prozent der Unternehmen zu den Optimisten und rechnen in den nächsten Monaten mit einer Verbesserung der Geschäftslage, wohingegen 28 Prozent mit einer weiteren Verschlechterung rechnen“, sagt Andreas Elsner, Konjunkturexperte der IHK.
Der Konjunkturklimaindikator, welcher sich aus der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage und der künftigen Geschäftserwartung zusammensetzt, fällt minimal von zuletzt 94,0 Punkten auf aktuell 93,8 Punkte. An der Umfrage haben sich 250 Unternehmen unterschiedlichster Wirtschaftszweige und Größenordnungen aus der Region Bayerischer Untermain beteiligt.

Die Wirtschaftszweige im Detail

Dienstleistungen

„Im vergangenen Jahr war unsere Auftragslage gut, auch wenn sich die gesamtwirtschaftliche Stimmung im zweiten Halbjahr eingetrübt hat. Der Mittelstand erweist sich weiterhin als verlässliche Säule der deutschen Wirtschaft, geprägt von Anpassungsfähigkeit, Kreativität und nachhaltigem sowie klugen Geldeinsatz. Dennoch erkennen wir in jedem Projekt, dass das Potenzial eines professionellen Einkaufs von Materialien und Dienstleistungen häufig nicht ausgeschöpft wird.“
Evelyn Kunkel, Geschäftsführerin, elconsult GmbH, Aschaffenburg
„Die vergangenen Monate waren für unser Unternehmen von einer außergewöhnlich hohen Auslastung geprägt, jedoch belasteten uns gleichzeitig eine Reihe von strukturellen Problemen. Ein zentraler Engpass liegt in der schlechten und teuren Ersatzteilversorgung, die zu Verzögerungen und erhöhtem Aufwand führte. Darüber hinaus hatten wir mit den enorm gestiegenen Kosten für Material und Löhne zu kämpfen, die die Margen zunehmend unter Druck setzen. Ein weiterer Belastungsfaktor ist der zunehmende bürokratische Aufwand, der nicht nur Ressourcen bindet, sondern auch unsere Flexibilität und Reaktionsfähigkeit einschränkt.“
Heiko Hasenhindl, Technischer Betriebsleiter, Franken-Garage NRS GmbH, Bürgstadt
Bislang schien der Dienstleistungssektor immun gegenüber dem Konjunktureinbruch zu sein, zum Jahresbeginn trübt sich die Geschäftslage nun aber auch bei den Dienstleistern spürbar ein. 33 Prozent sprechen aktuell noch von guten Geschäften, inzwischen sehen sich aber auch 18 Prozent mit einer schlechten Lage konfrontiert. Ein Drittel der Betriebe musste zuletzt gesunkene Umsätze verzeichnen. Die Unternehmen befürchten, dass sich diese Abwärtsbewegung weiter fortsetzt und so gibt es einen deutlichen Anstieg bei den Unternehmen, die in der Inlandsnachfrage das größte Geschäftsrisiko in den nächsten Monaten sehen. Während im Herbst noch 52 Prozent der Befragten die Inlandsnachfrage als Geschäftsrisiko angaben, sind es nunmehr 67 Prozent der Dienstleister. Mit Preiserhöhungen planen in den nächsten Monaten 45 Prozent der Befragten. Die Investitionsbereitschaft trübt sich bislang noch nicht ein und ist im Branchenvergleich überdurchschnittlich. Beim Blick auf die nächsten Monate erwarten 16 Prozent eine Verbesserung der Geschäftslage und 22 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung. Die Personalpläne sind in Summe leicht negativ.

Industrie

In der Industrie trübt sich die Geschäftslage zum Jahresbeginn weiter ein. 22 Prozent berichten noch von einer guten Lage, wohingegen 39 Prozent mit einer schlechten Geschäftslage konfrontiert sind. Der schlechteste Wert seit 15 Jahren. Demnach gaben 62 Prozent der Industrieunternehmen an, dass das Auftragsvolumen im Inlandsgeschäft zurückgegangen ist. Einen Rückgang im Auslandsgeschäft gaben 43 Prozent an. In Summe wurden in den vergangenen Monaten einzig im Nordamerikageschäft leichte Zuwächse gemeldet. Für eine Trendwende reicht dies jedoch nicht, lediglich 21 Prozent der Betriebe waren in den vergangenen Monaten voll ausgelastet und auch der aktuelle Auftragsbestand ist für die Hälfte der Industrieunternehmen zu klein. Hingegen füllen sich die Lager, jeder fünfte Befragte meldet einen überdurchschnittlichen Lagerbestand an Fertigwaren. 73 Prozent der Unternehmen sehen in der Inlandsnachfrage ein Geschäftsrisiko, die Energie- und Rohstoffpreise sind für 67 Prozent der Befragten ein Risiko und in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sehen 64 Prozent ein Risiko. Ein Drittel der Unternehmen rechnet damit, dass die Auslastung weiter abnimmt, folglich sehen die Betriebe auch keine Möglichkeit gestiegene Kosten weiterzureichen, es wird in Summe mit einem stabilen Preisniveau gerechnet. Die Investitionsbereitschaft bleibt unverändert auf niedrigem Niveau. Die Personalpläne verdüstern sich weiter. 35 Prozent rechnen mit sinkenden Beschäftigtenzahlen, wohingegen nur 11 Prozent mit einem Anstieg rechnen. Der Ausblick bleibt in Summe negativ, allerdings hoffen etwas mehr Betriebe als zuletzt auf einen Trendwechsel. 22 Prozent rechnen mit einer Verbesserung der Geschäftslage, eine weitere Verschlechterung erwarten hinegegen 28 Prozent.

Bau

Trotz weiterhin schwacher Auftragslage im Wohnungsbau, den konjunkturell bedingten Schwächen im Wirtschaftsbau sowie den mit Blick auf die vorgezogenen Neuwahlen bedingten Unsicherheiten im öffentlichen Bau, wird das Volumen der insgesamt vorhandenen Bauaufträge nicht mehr so negativ bewertet wie zuletzt. In der Folge verbessert sich die Stimmung der regionalen Bauunternehmen zum Jahresbeginn etwas. 42 Prozent der Umfrageteilnehmer sprechen von einer guten Geschäftslage, 46 Prozent geben eine befriedigende Lage an und 12 Prozent sehen sich mit einer schlechten Geschäftslage konfrontiert. 24 Prozent der Betriebe waren demnach in den vergangenen Monaten voll ausgelastet, wohingegen 12 Prozent nicht ausreichend ausgelastet waren. Rund ein Drittel befürchtet jedoch, dass die Kapazitätsauslastung in den nächsten Monaten wieder abnehmen wird. Es wird überwiegend mit einem konstanten Niveau der Verkaufspreise gerechnet. Die Investitionsbereitschaft hat sich gegenüber der letzten Umfrage leicht verbessert, verbleibt im langjährigen Vergleich aber auf niedrigem Niveau. Die Personalpläne bleiben in Summe negativ. 9 Prozent wollen die Beschäftigenzahlen steigern, hingegen rechnen 22 Prozent mit sinkenden Zahlen. Der Fachkräftemangel ist dennoch weiterhin der größte Sorgentreiber der Branche. Die Geschäftserwartungen sprechen aktuell gegen einen nachhaltigen Aufschwung. 8 Prozent erwarten eine Verbesserung der Geschäftslage in den kommenden Monaten, 33 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung.

Handel

„2025 wird das erste Jahr, in dem die verschärften CO₂-Flottenziele hohe Strafzahlungen in der Automobilindustrie auslösen könnten. Dies wird unser Geschäft maßgeblich beeinflussen. Der Hersteller muss liefern, aber noch sind nicht ausreichend Kunden dazu bereit, sich der E-Mobilität zu stellen. Wir sind fest davon überzeugt, dass wir mit unserem Markenportfolio im Vertrieb sehr gut aufgestellt sind und das Werkstattgeschäft auch in 2025 sehr stabil läuft.“
Sascha Stößel, Geschäftsführer, Robert Kunzmann GmbH & Co. KG, Aschaffenburg
Die Händler bewerten die laufenden Geschäfte in Summe weiterhin negativ, allerdings hat sich die Situation gegenüber der letzten Umfrage leicht gebessert. 23 Prozent bewerten die laufenden Geschäfte mit gut, 30 Prozent hingegen bewerten die Lage mit schlecht. Die Lager der Händler haben sich zuletzt etwas geleert, ein Viertel gibt an, dass der Warenbestand kleiner als saisonüblich ist. Auch in der Vorausschau erwartet immerhin ein Fünftel, dass die Umsätze wieder steigen werden. Folglich gestaltet sich auch der Ausblick weniger negativ als zuletzt. Im Lager der Optimisten rechnen nunmehr 15 Prozent der Händler mit einer Verbesserung, 24 Prozent bleiben hingegen pessimistisch und rechnen mit einer weiteren Verschlechterung. Die Hauptsorge gilt dabei einem Einbruch der Inlandsnachfrage, annähernd ebenso sorgenvoll wird aber auch auf die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen geblickt. Ebenso wie zum Vorjahreszeitpunkt, plant etwas über die Hälf-te der Händler mit einer Anhebung der Verkaufspreise. Die Investitionsbereitschaft bleibt zwar auf niedrigem Niveau, hat sich gegenüber dem Herbst aber etwas verbessert. Die Personalpläne bleiben hingegen weiterhin pessimistisch. 36 Prozent der Händler rechnen mit sinkenden Beschäftigtenzahlen, einen Anstieg erwarten hingegen nur 11 Prozent.

Tourismus

Der Tourismussektor startet zurückhaltend in das neue Jahr, der leichte Stimmungsaufschwung aus dem vergangenen Herbst wird aktuell wieder zurückgenommen. Derzeit werden die laufenden Geschäfte von 23 Prozent der Hotel- und Gaststättenbetriebe sowie der Reisebüros und Reiseveranstalter mit gut bewertet, hingegen bewerten 25 Prozent diese mit schlecht. Die Umsätze sind zurückgegangen und dies macht sich auch bei der Auslastung bemerkbar. Während in der vorangegangenen Umfrage eine zu geringe Auslastung nur vereinzelt gemeldet wurde, klagt aktuell ein Viertel der Betriebe, dass die Auslastung nicht ausreicht. Erschwerend kommt hinzu, dass wieder mehr Betriebe als zuletzt mit steigenden Verkaufspreisen rechnen. Einen sprunghaften Anstieg gab es folglich bei den Betrieben, die in den Energie- und Rohstoffpreisen ein Risiko sehen. Diese werden von 90 Prozent der Umfrageteilnehmer als Geschäftsrisiko genannt, die Arbeitskosten sind für 60 Prozent ein Geschäftsrisiko und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sind für 59 Prozent ein Risiko. Die Investitionsbereitschaft befand sich zuletzt auf niedrigem Niveau und geht weiter zurück. Die Geschäftserwartungen sind schlechter als in den übrigen Branchen. 10 Prozent hoffen auf eine Verbesserung, eine Verschlechterung erwarten hingegen 39 Prozent. Die Personalpläne bleiben weiterhin leicht im negativen Bereich.