Konjunkturklima etwas aufgehellt - Kraftvolle Aufwärtsbewegung aber noch nicht in Sicht
Das Konjunkturklima am Bayerischen Untermain hat sich zum Frühjahr leicht aufgehellt. 36 Prozent der regionalen Unternehmen bewerten die aktuelle Geschäftslage in der Konjunkturumfrage der IHK Aschaffenburg mit gut, 44 Prozent mit befriedigend und 20 Prozent mit schlecht.
„Dabei bleibt der Dienstleistungssektor derzeit eine wesentliche Konjunkturstütze. Dank der milden Witterung im Frühjahr wird die Lage auch im Baugewerbe trotz ungelöster struktureller Probleme besser bewertet und auch im Handel geht es derzeit leicht bergauf. In der Industrie mangelt es aber weiterhin an Aufbruchssignalen und im Tourismussektor sind Optimisten und Pessimisten derzeit gleichauf“, sagt Dr. Andreas Freundt, Hauptgeschäftsführer der IHK Aschaffenburg.
- Geschäftslage verbessert sich
- Auftragseingang aber weiterhin schwach
- Inlandsnachfrage größter Sorgentreiber
- Investitionsbereitschaft gering
- Ausblick nicht mehr so negativ
- Industrie
Das
vergleichsweise schlechte Stimmungsbild der Industrie setzt sich auch in der Frühjahrsumfrage fort. Gegenüber dem Jahresbeginn verbessert sich die Geschäftslage nur minimal. 26 Prozent der Unternehmen berichten von guten Geschäften, 52 Prozent sind zufrieden und 22 Prozent sind mit einer schlechten Geschäftslage konfrontiert. Das Auftragsvolumen ist in Summe sowohl im Inlands-, als auch im Auslandsgeschäft zurück gegangen. Etwa jeder dritte Industriebetrieb berichtet davon, aktuell nicht ausreichend ausgelastet zu sein. Die Investitionsbereitschaft ist etwas besser als zum Jahresbeginn, verbleibt aber deutlich unter dem Niveau der Vorjahre. Das Preisniveau stabilisiert sich auch in der Industrie, nur noch jedes fünfte Unternehmen will in den nächsten Monaten die Verkaufspreise anheben. Die Unternehmen haben sich soweit möglich auf die höheren Energie- und Rohstoffpreise eingestellt und so werden diese inzwischen nicht mehr an erster Stelle, sondern an zweiter Stelle im Risikoranking genannt. Das größte Geschäftsrisiko wird aktuell in der Inlandsnachfrage gesehen. An dritter Stelle folgen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Beim Blick nach vorne werden Wachstumsimpulse demnach auch eher im Auslandsgeschäft, als im Inlandsgeschäft gesehen. Trotz einer Verbesserung gegenüber dem Jahresbeginn, wird der Ausblick auch weiterhin von den Pessimisten bestimmt. 17 Prozent erwarten eine Verbesserung der Geschäftslage, hingegen 26 Prozent eine Verschlechterung. Die Personalpläne bleiben ebenfalls im negativen Bereich, 9 Prozent wollen zusätzliche Stellen schaffen, hingegen rechnen 21 Prozent mit Stellenstreichungen.„Momentan sind wir noch gut ausgelastet, da unsere Kunden die Auftragsbestände aus dem letzten Jahr abarbeiten, aber für die zweite Jahreshälfte wird es aufgrund des mangelnden Auftragseingangs größere Einbrüche geben. Die Wirtschaftspolitik unserer Regierung führt zu erheblichen Verunsicherungen, deshalb halten sich die Firmen mit Investitionen zurück.“
Holger Kaup, Geschäftsführer, KAUP GmbH & Co. KG, Aschaffenburg - Bau
Die
milde Witterung des Frühjahrs trägt zu einer besseren Geschäftslage im Baugewerbe bei. 44 Prozent der Befragten benoten die Lage mit gut, ebenfalls 44 Prozent mit befriedigend und 12 Prozent mit schlecht. Trotz des Stimmungsaufschwungs melden die Bauunternehmen aber auch weiterhin, dass das Volumen der Bauaufträge zurück geht. Dies zeigt sich auch in der Kapazitätsauslastung. Ein Viertel der Bauunternehmen war in den vergangenen sechs Monaten nicht mehr ausreichend ausgelastet. Bei der Vorausschau werden künftig einzig im Wirtschaftsbau leichte Wachstumsimpulse erwartet. Zu den größten Sorgentreibern der Branche zählen die Energie- und Rohstoffpreise sowie gleichauf der Fachkräftemangel, an dritter Stelle folgen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Der Anteil der Betriebe, die mit Preiserhöhungen kalkuliert, geht weiterhin leicht zurück. 32 Prozent wollen demnach die Verkaufspreise in den nächsten Monaten weiter anheben. Die Investitionsbereitschaft befindet sich weiterhin auf einem Tiefpunkt. Für die nächsten Monate geht der Anteil der Pessimisten dennoch leicht zurück, die Erwartungshaltung bleibt wegen der strukturellen Probleme aber insgesamt weiterhin im negativen Bereich. 8 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer Verbesserung der Geschäftslage, gegenteiliges ist bei 25 Prozent der Fall. Es wird mit stabilen Beschäftigtenzahlen gerechnet.„Der Bedarf an Wohnraum ist nach wie vor groß, jedoch führten bislang die bekannten Stellschrauben (Zinsen und Baukosten) in Kombination mit fehlenden weiteren Förderungen zu starker Zurückhaltung, vor allem bei Kapitalanlegern. Die Realisierung aufgerufener Immobilienpreise gestaltet sich schwieriger, die Vermarktungszeit verlängert sich, Wohnungsmieten steigen als Folge der Umorientierung vom Kauf zur Miete. Trotz positiver Entwicklung seit Jahresbeginn - für eine dauerhafte Marktverbesserung brauchen wir eine stabile Zinslage, weitere Fördermöglichkeiten und realisierbare Immobilienpreise - eine gute Beratung für Verkäufer und Käufer ist wichtiger denn je."
Dorothea Gödert-Stegmann, Geschäftsführerin, Gödert Immobilien GmbH, Aschaffenburg - Dienstleistungen
Der
Dienstleistungssektor bleibt auch in der Frühjahrsumfrage eine wesentliche Konjunkturstütze. Die Beurteilung der Geschäftslage fällt im Branchenvergleich erneut überdurchschnittlich aus. 44 Prozent der Befragten sprechen von guten Geschäften, 42 Prozent sind zufrieden und 14 Prozent sehen sich mit schlechten Geschäften konfrontiert. Dies zeigt sich auch in der Auslastung, wobei 85 Prozent der Befrag-ten zumindest zufriedenstellend ausgelastet waren. Für die nächsten Monate rechnet etwa jeder Dritte Umfrageteilnehmer damit, dass die Auslastung auch noch weiter zunehmen wird. Die Investitionsbereit-schafft ist ebenfalls besser als in den übrigen Branchen und jeder Vier-te will dabei vorwiegend in Kapazitätserweiterungen investieren. Spielraum für Preiserhöhungen ist ebenfalls gegeben, die Hälfte der Befragten will die Verkaufspreise in den nächsten Monaten weiter anheben. Die größten Risikofaktoren sieht die Branche in den wirt-schaftspolitischen Rahmenbedingungen, der Inlandsnachfrage sowie dem Fachkräftemangel. Bei den Geschäftserwartungen treten die Dienstleister im Branchenvergleich ebenso hervor. Einzig im Dienst-leistungssektor überwiegen beim Ausblick auf die nächsten Monate die Optimisten. 29 Prozent erwarten eine Verbesserung, 16 Prozent eine Verschlechterung und die Übrigen keine Veränderung. Die Per-sonalpläne sind folglich ebenfalls expansiv ausgerichtet. 25 Prozent wollen Personal aufbauen, gegenteiliges ist bei 12 Prozent der Be-triebe der Fall.„Wir arbeiten täglich an unserer eigenen Firmenkonjunktur mit ständigen Aktivitäten und einem einmaligen vor Ort-Service. Es gelingt uns dadurch auch in schwierigen Zeiten Frequenz und Umsatz zu halten. Für Lieferanten, Kunden und auch Mitarbeiter gilt unser Leitspruch „Hier fühl ich mich gut aufgehoben!“”
Ute Völker, Geschäftsführerin, Völker Küchen und Hausgeräte GmbH, Hösbach - Handel
Die
Händler blicken in der aktuellen Umfrage etwas wohlwollender auf die laufenden Geschäfte als zum Jahresbeginn. 31 Prozent sprechen von einer guten Lage, hingegen 21 Prozent von einer schlechten Lage und die Übrigen sind zufrieden. Die etwas bessere Lageeinschätzung zeigt sich gleichermaßen im Einzelhandel sowie auch im Großhandel. Ein Großteil der Händler berichtet dabei von einem Warenbestand, der saisonüblich ist. Die Preisspirale dreht sich derzeit langsamer, während zum Jahresbeginn noch 55 Prozent die Verkaufspreise anheben wollten, so sind dies aktuell nur noch 35 Prozent der Umfrageteilnehmer. Das etwas bessere Lagebild macht sich aber noch nicht bei der Investitionsbereitschaft bemerkbar. Im Gegenteil, die ohnehin schon niedrige Investitionsbereitschaft geht aktuell noch weiter zurück. Es fehlt schlichtweg das Vertrauen in ein stabiles Konsumklima. So ist der größte Sorgenträger für die Händler die weitere Entwicklung der Inlandsnachfrage, gefolgt von den Energie- und Rohstoffpreisen sowie den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Der Ausblick ist nicht mehr so negativ wie zuletzt, auch wenn die Pessimisten weiterhin überwiegen. 13 Prozent erwarten bessere Geschäfte, mit einer Verschlechterung rechnen hingegen 35 Prozent. Die Personalpläne sind ebenfalls nicht mehr ganz so pessimistisch wie zu Jahresbeginn. 4 Prozent wollen Personal aufbauen, gegenteiliges ist bei 17 Prozent der Fall. - Tourismus
Im
Tourismussektor stabilisiert sich die Geschäftslage. Gegenüber dem Jahresbeginn hat sich die Situation damit etwas verbessert. Inzwischen ist der Anteil der Betriebe, die von guten Geschäften sprechen gleichauf mit dem Anteil der Betriebe, die sich mit einer schlechten Geschäftslage konfrontiert sehen. Von größeren Wachstumsimpulsen kann noch nicht die Rede sein, inzwischen haben sich aber zumindest die Umsätze mit Geschäftsreisenden weiter stabilisiert. Die Lage bleibt dennoch schwierig, 44 Prozent der befragten Betriebe berichten, dass die Auslastung noch nicht ausreicht. Gleichzeitig wird auch die Luft für Preiserhöhungen geringer. Nach dem Preisschub infolge der Umsatzsteuererhöhung zum Jahresbeginn, wird in den nächsten Monaten mit einem stabilen Preisniveau gerechnet, drei Viertel der Befragten wollen die Verkaufspreise unverändert lassen. Die Investitionsbereitschaft ist nicht mehr auf dem dreijährigen Tiefpunkt der letzten Umfrage, hat sich aber auch nur geringfügig verbessert. 13 Prozent der Befragten wollen wieder stärker investieren. Dabei geht es insbesondere darum, keine weiteren Kunden zu verlieren, mit rund 90 Prozent dominieren die Ersatzbeschaffungen als wichtigstes Investitionsmotiv. Die Personalpläne bleiben weiter leicht negativ, 12 Prozent wollen die Beschäftigtenzahlen steigern und 19 Prozent rechnen mit sinkenden Zahlen. Größtes Geschäftsrisiko bleiben die Energie- und Rohstoffpreise, mit einigem Abstand folgen die Arbeitskosten und der Fachkräftemangel. Der Ausblick auf die nächsten Monate ist nicht mehr so pessimistisch wie zuletzt, es überwiegen aber weiterhin die Pessimisten. 9 Prozent erwarten eine Verbesserung der Geschäftslage, hingegen 21 Prozent eine Verschlechterung.
Es werden vielfach noch bestehende Auftragspolster abgearbeitet. Gegen eine nachhaltige konjunkturelle Trendwende spricht bislang, dass die Unternehmen in Summe nicht mit einem Anwachsen der Auftragsvolumina rechnen. Insbesondere die Inlandsnachfrage bereitet den Betrieben Sorge, so wird die weitere Entwicklung der Inlandsnachfrage derzeit sogar als größtes Geschäftsrisiko gesehen. 61 Prozent der Umfrageteilnehmer benennen diesen Risikofaktor. Obwohl sich die Energie- und Rohstoffpreise in den vergangenen Monaten stabilisiert haben, sind diese im internationalen Vergleich aus Sicht der Unternehmen weiterhin zu hoch. 60 Prozent der Befragten sehen darin ein Geschäftsrisiko. Im Spitzenranking der wirtschaftlichen Risikofaktoren sind abermals die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen vertreten, welche von 57 Prozent der Unternehmen genannt werden.
Dabei könnte ein wirkungsvoller Bürokratieabbau wesentlich dazu beitragen, dass der Konjunktur-Motor wieder auf Touren kommt. 46 Prozent der Unternehmen geben an, dass staatlich verursachte Bürokratie das eigene Geschäft erheblich hemmt, bei weiteren 31 Prozent ist dies zumindest teilweise der Fall. An erster Stelle denken die Unternehmen dabei an überbordende Nachweis- und Dokumentationspflichten, gefolgt von zahlreichen Berichtspflichten, wie etwa den diversen Statistikmeldungen. Aber auch zu häufige Gesetzesänderungen führen zu erheblichem Aufwand in den Betrieben. „Dies zeigt sich auch beim Blick auf die bevorstehende Europawahl. Das mit weitem Abstand wichtigste wirtschafts-politische Thema, welches aus Sicht der Unternehmen auf der europäischen Ebene nach der Wahl angegangen werden sollte, ist für 88 Prozent der Befragten der Abbau von EU-Regulierungen und Bürokratie“, so IHK-Konjunkturexperte Andreas Elsner.
Der Ausblick auf die nächsten Monate ist nicht mehr so negativ wie zuletzt. Von einem nachhaltigen Aufwärtstrend kann aber noch nicht die Rede sein, denn es überwiegen auch weiterhin leicht die Pessimisten. 18 Prozent rechnen mit einer Verbesserung der Geschäftslage, hingegen 24 Prozent mit einer Ver-schlechterung und die Übrigen mit keiner Veränderung. Die Preisspirale dreht sich langsamer, während zum Jahresbeginn noch die Hälfte der Unternehmen die Verkaufspreise anheben wollte, so ist dies derzeit nur noch bei jedem Dritten Befragten der Fall. Die Unternehmen rechnen auch für die nächsten Monate mit einem leichten Rückgang der Kapazitätsauslastung. Die Investitionsbereitschaft verbleibt auf einem sehr niedrigen Niveau.
Größere Impulse sind für den Arbeitsmarkt ebenfalls nicht zu erwarten, die Personalpläne bleiben in Summe leicht negativ. 13 Prozent der Unternehmen wollen die Beschäftigtenzahlen steigern, mit sinkenden Zahlen planen 15 Prozent und die Übrigen mit gleichbleibenden Zahlen.
Der Konjunkturklimaindikator, welcher sich aus der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage und der künftigen Geschäftserwartung zusammensetzt, steigt von zuletzt 89,6 Punkten auf aktuell 104,3 Punkte. An der Umfrage haben sich 241 Unternehmen unterschiedlichster Wirtschaftszweige und Größenordnungen aus der Region Bayerischer Untermain beteiligt.
