Konjunkturbericht Jahresbeginn 2023

Energiekrise: Konjunkturklima hat sich zum Jahresbeginn aufgehellt

Die Energiekrise beschäftigt auch weiterhin viele Unternehmen am Bayerischen Untermain. Die Beurteilung der laufenden Geschäfte wird gegenüber dem Herbst etwas zurückgenommen. In der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK Aschaffenburg bewerten 39 Prozent die Lage mit gut, 47 Prozent der Unternehmen sind zufrieden und 14 Prozent unzufrieden.
„Wir kommen aus einer Situation, in der die Geschäftserwartungen einen wirklichen Tiefpunkt erreicht hatten. Glücklicherweise sind die schlimmsten Befürchtungen bislang nicht eingetreten. Wir sehen derzeit eine leichte Entspannung der Lage, für eine Entwarnung ist es aber noch zu früh“, so die Einschätzung von Dr. Andreas Freundt, Hauptgeschäftsführer der IHK.
Bei dem Blick in die Branchen wird die Lage im Dienstleistungssektor wieder spürbar besser bewertet, auch in der Industrie geht es dank einer stabilen Auftragslage momentan leicht bergauf. Im Handel bleibt die Lage konstant. Hingegen vermeldet der Bausektor wegen eines Rückgangs der Aufträge aus dem Wohnungsbau eine schlechtere Geschäftslage. Bei den Tourismusbetrieben sorgt ebenfalls eine geringere Nachfrage aus dem privaten Sektor für eine Eintrübung der Lage.
Die Energiepreise bleiben branchenübergreifend weiterhin das größte Konjunkturrisiko. 74 Prozent der regionalen Unternehmen sehen darin eine Gefahr für die eigene Geschäftstätigkeit. Der im Herbst befürchtete Konjunktureinbruch ist bislang aber ausgeblieben. „Eine drohende Gasmangellage konnte in den vergangenen Monaten abgewendet werden. Außerdem wurden die Energiemärkte durch die Preisbremsen stabilisiert und den Unternehmen wurde somit kurzfristig Planungssicherheit zurückgegeben. Es ist aber auch weiterhin mit einem sehr hohen Preisniveau für Energie in Deutschland zu rechnen, woraus sich zunehmend strukturelle Risiken für den Wirtschaftsstandort ergeben“, so IHK-Konjunkturexperte Andreas Elsner.
86 Prozent der regionalen Unternehmen ergreifen Maßnahmen, um die Energiekosten zu senken. Neben Effizienzmaßnahmen steht dabei auch eine verstärkte Eigenerzeugung für die Mehrheit im Fokus. Beim Fremdbezug mussten 20 Prozent der Umfrageteilnehmer feststellen, dass bestehende Stromverträge von Anbieterseite im Verlauf des letzten Jahres gekündigt wurden. 13 Prozent der Unternehmen mussten das Gleiche bei den Gasverträgen feststellen. Dabei fällt der Wechsel derzeit nicht leicht. Bei den Umfrageteilnehmern, denen der Vertrag gekündigt wurde, hat ein Drittel der Betroffenen keinen Anschlussvertrag erhalten.
Die Investitionsbereitschaft nimmt im Handel, bei den Dienstleistern und in der Industrie leicht zu. Im Baugewerbe und im Tourismussektor werden die Investitionsbudgets hingegen zurückgefahren. Die Probleme mit stockenden Lieferketten sind zurückgegangen, im Branchenvergleich ist die Industrie davon noch am stärksten betroffen. Die Personalpläne werden im Branchendurchschnitt wieder positiv. 16 Prozent der Befragten planen mit steigenden Beschäftigtenzahlen, gegenteiliges ist bei 11 Prozent der Betriebe der Fall. Im Branchenvergleich sind die Personalpläne in der Industrie am expansivsten ausgerichtet. Der Ausblick auf die künftigen Geschäfte bleibt zwar negativ, die Erwartungen sind aber längst nicht mehr so pessimistisch wie in der letzten Umfrage. 14 Prozent rechnen mit einem Aufschwung, 26 Prozent mit einem Abschwung und die Übrigen mit keiner Veränderung.
Der Konjunkturklimaindikator, der sich aus der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage und der künftigen Geschäftserwartung zusammensetzt, steigt von zuletzt 82,5 Punkten auf aktuell 104,6 Punkte. An der Umfrage haben sich 277 Unternehmen unterschiedlichster Wirtschaftszweige und Größenordnungen aus der Region Bayerischer Untermain beteiligt.