Konjunkturbericht Frühjahr 2023

Geschäftslage stagniert, Ausblick aufgehellt

  • Wirtschaftsaufschwung lässt auf sich warten
  • Baugewerbe im Stimmungstief
  • Sorge um Energie- und Rohstoffkosten geht auf hohem Niveau leicht zurück
  • Investitionsbereitschaft auf niedrigem Niveau
  • Geschäftserwartungen verbessern sich leicht
Trotz aller wirtschaftlichen Herausforderungen wie die nach wie vor hohen Preissteigerungen auf der Einkaufsseite, Unterbrechungen der Lieferketten, Kaufzurückhaltungen der Verbraucher aufgrund der gestiegenen Verkaufspreise und die ungelösten politischen Konflikte durch den Ukrainekrieg mit seinen geopolitischen Veränderungen, gibt es für jedes Unternehmen auch große Chancen.

Diese im Bereich des Möbeleinzelhandels zu finden und zu nutzen ist unsere große Herausforderung für dieses Jahr. Dabei sind wir auf einem sehr guten Weg.

Michael Spilger, Mitinhaber möbelando GmbH, Elsenfeld

DIE WIRTSCHAFTSZWEIGE IM DETAIL:

HANDEL

Die Umsätze sind im Handel zuletzt gesunken. 42 Prozent der Händler berichten von einem Rückgang der Umsätze, wohingegen nur 22 Prozent einen Anstieg vermelden können. Die Nachfrage schwächelt zwar etwas, allerdings kann bislang auch nicht von einem größeren Einbruch die Rede sein. Dies zeigt sich daran, dass die Händler ihre aktuelle Lage gegenüber dem Jahresbeginn nahezu unverändert, ja sogar minimal besser einschätzen. Dieses Bild zeigt sich sowohl im Einzelhandel als auch im Großhandel und der Handelsvermittlung. 36 Prozent der Händler bewerten demnach ihre aktuelle Lage mit gut, 48 Prozent mit befriedigend und 16 Prozent mit schlecht. Der Preisanstieg bei den Vorprodukten geht zurück und folglich reduziert sich auch der Anteil der Händler, die ihrerseits mit einer Anhebung der Verkaufspreise kalkulieren. Aktuell planen dies 52 Prozent der Umfrageteilnehmer, zum Vorjahreszeitpunkt hatten noch 87 Prozent mit einer Anhebung der Verkaufspreise gerechnet. Die Investitionsbereitschaft geht wieder etwas zurück und bleibt auf schwachem Niveau. Analog zum Jahresbeginn haben derzeit noch 14 Prozent der Händler erhebliche Probleme mit stockenden Lieferketten. Mit Blick auf die nächsten Monate wird ein Einbruch der Inlandsnachfrage als größter Sorgentreiber gesehen, an zweiter Stelle folgen die Energie- und Rohstoffpreise und den dritten Platz der Risikofaktoren teilen sich der Fachkräftemangel und die Arbeitskosten. Damit fehlt es zwar bislang an größeren Aufbruchssignalen, der Anteil der Pessimisten geht mit Blick auf die nächsten Monate aber zurück. 16 Prozent der Umfrageteilnehmer erwarten eine Verbesserung der Geschäftslage, wohingegen 25 Prozent mit einer Verschlechterung rechnen. Die Personalpläne bleiben stabil.
Das 1. Quartal 2023 hat sich im Übernachtungsbereich für uns besser entwickelt als erwartet. Allerdings lassen die Umsätze in der Gastronomie zu wünschen übrig. Die exorbitant gestiegenen Lebensmittelpreise, sowie die höheren Ausgaben für Energie belasten uns zusätzlich. 

Dennoch erwarten wir für 2023 keine Verschlechterung gegenüber 2022 und blicken hoffnungsvoll in die Zukunft.

Eva Limbach-Lütkemüller, Geschäftsführerin, Hotel-Gasthof Zum Freigericht GmbH, Alzenau

TOURISMUS

Nach einem schwachen Jahresstart, verbessert sich im Tourismus das Geschäftsklima im Frühjahr. Derzeit bewerten 34 Prozent der Betriebe die Lage mit gut, 44 Prozent mit befriedigend und 22 Prozent mit schlecht. Mit dem Ende der Corona-Pandemie kehrt damit auch im Tourismussektor der Optimismus angesichts der bevorstehenden Sommermonate langsam wieder zurück. Die Betriebe erwarten einen kräftigen Anstieg der Umsätze. Dieser steht auf einem breiten Fundament. Es wird mit einem Anstieg der Nachfrage bei Tagestouristen, Urlaubsreisenden und auch bei den Geschäftsreisenden gerechnet. Beim Ausblick auf die künftige Geschäftslage erwarten demzufolge auch 34 Prozent eine Verbesserung, 48 Prozent keine Veränderung und 18 Prozent eine Verschlechterung. Die Investitionsbereitschaft verbessert sich leicht gegenüber dem Jahresbeginn, bleibt bislang aber noch sehr zurückhaltend. Der Anteil der Betriebe, die mit steigenden Preisen rechnen, geht etwas zurück. Während die Hälfte der Befragten mit steigenden Preisen kalkuliert, plant die andere Hälfte derzeit mit einem konstanten Preisniveau. Die Energie- und Rohstoffkosten bleiben auch weiterhin größter Sorgentreiber der Branche, gefolgt vom Fachkräftemangel und gestiegenen Arbeitskosten. Die Personalpläne bleiben stabil.

BAU

Im Baugewerbe fällt die traditionelle Frühjahrsbelebung bislang aus, die aktuelle Geschäftslage wird etwas schlechter als zu Jahresbeginn bewertet. Im Branchenvergleich ist die Lagebewertung damit zwar nur leicht unterdurchschnittlich, allerdings hatte das Baugewerbe in den vergangenen Jahren stets sehr gute Lagebewertungen verzeichnet. Daher erreicht die Bewertung der Geschäftslage im Baugewerbe derzeit einen zehnjährigen Tiefpunkt. Gestiegene Baukosten durch höhere Zinsen sowie gestiegene Kosten für Vorprodukte lassen das Volumen der Bauaufträge weiter zurückgehen, wobei insbesondere der Wohnungsbau eingebrochen ist. Ein Viertel der Bauunternehmen berichtet davon, dass der Auftragsbestand momentan kleiner als saisonal üblich ist. Dementsprechend hat sich die Kapazitätsauslastung in den vergangenen sechs Monaten verringert und es wird auch zukünftig mit einem weiteren Rückgang der Kapazitätsauslastung gerechnet. Die Sorge vor dem Fachkräftemangel geht daher etwas zurück. Allerdings bleibt dieser aus Sicht der Branche der größte Risikofaktor. An zweiter Stelle folgen die Energie- und Rohstoffpreise und an dritter Stelle der größten Risikofaktoren wird nunmehr die weitere Entwicklung der Inlandsnachfrage gesehen. Der Ausblick bleibt per Saldo nahezu unverändert. 9 Prozent der Befragten erwarten eine Verbesserung der Geschäftslage, demgegenüber rechnen 35 Prozent mit einer Verschlechterung. Die Personalpläne bleiben stabil.
Die Auftragslage ist gut und die Beschaffungssituation bei den Vorprodukten entspannt sich – trotzdem bleibt die Lage insgesamt schwierig:

Massive Kostensteigerungen bei Energie und Material fordern uns heraus. Gleiches gilt für den sich verschärfenden Fachkräftemangel.

Andreas Kraus, Geschäftsführer, Kraus Hardware GmbH, Großostheim

DIENSTLEISTUNGEN

Im Dienstleistungssektor werden die laufenden Geschäfte etwas schlechter als zum Jahresbeginn bewertet, die Hälfte der Befragten berichtet zuletzt von einer schwächelnden Nachfrage. Dennoch ist die Stimmung im Branchenvergleich noch überdurchschnittlich, während 46 Prozent der Umfrageteilnehmer von einer guten Lage sprechen, sehen sich nur 12 Prozent mit einer schlechten Lage konfrontiert. In den vergangenen sechs Monaten waren 35 Prozent voll ausgelastet, 51 Prozent waren mit der Auslastung zufrieden und 14 Prozent nicht ausreichend ausgelastet. Der Kostendruck lässt leicht nach und folglich geht auch der Anteil der Betriebe, die mit Preiserhöhungen planen mit derzeit 45 Prozent etwas zurück. Das größte Risiko sieht der Dienstleistungssektor derzeit im Fachkräftemangel, an zweiter Stelle folgen die gestiegen Arbeitskosten und an dritter Stelle werden die Energie- und Rohstoffpreise genannt. Die Geschäftserwartungen haben sich gegenüber dem Jahresbeginn leicht verbessert. 17 Prozent erwarten eine Verbesserung, mit einer Verschlechterung rechnen 21 Prozent. Die Beschäftigungspläne sind im Branchenvergleich überdurchschnittlich expansiv ausgerichtet. 21 Prozent wollen zusätzliches Personal einstellen, mit sinkenden Beschäftigtenzahlen rechnen 8 Prozent.

INDUSTRIE

Die Industrie bewertet die aktuelle Geschäftslage gegenüber dem Jahresbeginn minimal zurückhaltender. 43 Prozent benoten demnach die aktuelle Lage mit gut, weitere 43 Prozent mit befriedigend und 14 Prozent mit schlecht. Das Auftragsvolumen ist sowohl im Inlands- als auch im Auslandsgeschäft zurückgegangen, positive Akzente konnte vereinzelt nur das Geschäft mit Amerika setzen. Der Auftragsbestand verringert sich gegenüber dem Jahresbeginn folglich weiter. Dies führt dazu, dass ein Viertel der Industrieunternehmen nicht mehr ausreichend ausgelastet ist. Auf der anderen Seite produzieren 40 Prozent der Befragten noch unter Volllast. Neben der teils fehlenden Nachfrage stellen die gestiegenen Preise bei Rohstoffen und Waren für 40 Prozent der Unternehmen eine erhebliche Herausforderung dar. Die Probleme mit stockenden Lieferketten sind hingegen weiter zurückgegangen, etwa jedes sechste Industrieunternehmen hat damit noch erhebliche Herausforderungen. Die Personalpläne der Industrie sind expansiver ausgerichtet als in den übrigen Branchen. Daher wird beim Blick auf die nächsten Monate der größte Risikofaktor nunmehr wieder im Fachkräftemangel gesehen, die Sorge vor den Energie- und Rohstoffpreisen rutscht aktuell auf den zweiten Platz und an dritter Stelle werden die Arbeitskosten genannt. Die Investitionsbereitschaft verbleibt auf eher schwachem Niveau, allerdings wollen die Betriebe neben den üblichen Ersatzbeschaffungen derzeit insbesondere in die Weiterentwicklung ihrer Produkte investieren. Der Ausblick auf die künftigen Geschäfte verbessert sich gegenüber dem Jahresbeginn leicht, nunmehr halten sich Optimisten und Pessimisten wieder die Waage. Jeweils 19 Prozent der Umfrageteilnehmer erwarten eine Verbesserung bzw. Verschlechterung und die Übrigen keine Veränderung.