Konjunktur in NRW, Herbst 2023

Die Lage ist ernst

Nach einer kurzzeitigen Stabilisierung der Konjunktur zur Jahresmitte verschlechtert sich die konjunkturelle Situation der NRW-Wirtschaft zum Herbst 2023 deutlich. In vielen Branchen der gewerblichen Wirtschaft entwickelten sich die Geschäfte schlechter als erwartet. Durch Inflation, Zinsen, steigende Energiekosten und Arbeitskosten hat sich die Wettbewerbsfähigkeit verschlechtert. Zusätzlich beeinträchtigt wird die Stimmung durch geopolitische Krisen sowie strukturelle Herausforderungen, vor denen der Standort Nordrhein-Westfalen steht.
Die schwierige konjunkturelle Situation zeigt sich im Einbruch des Lage- und Erwartungsindikators: über alle Branchen hinweg verschlechterten sich die beiden Konjunkturindikatoren um 12 bzw. 14 Punkte. Der Erwartungsindikator fällt auf -19 Punkte – einen Wert, den er bislang nur in der Finanzkrise 2008 und der Energiekrise 2022 erreichte. In der vorangegangenen Krise ging der Rückgang im Wesentlichen auf eine Verunsicherung durch einen exogenen Schock zurück. Aktuell drücken die schlechte Kapazitätsauslastung sowie die negativen Entwicklungen der Auftragseingänge die Aussichten. Damit droht ein tieferer Einbruch der Wirtschaftsentwicklung in NRW.
Momentan liegt der Indikator zur Geschäftslage branchenübergreifend mit einem Saldo von 5 Punkten deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 14 Punkten. Zwar spricht immerhin noch ein knappes Drittel (28 Prozent) der antwortenden Unternehmen von einer positiven Geschäftslage, 23 Prozent schätzen die gegenwärtige Lage jedoch schon als schlecht ein. Nahezu die Hälfte (49 Prozent) der antwortenden Unternehmen spricht von einer befriedigenden Lage der Geschäfte. Gerade Unternehmen aus der Vorleistungsgüterindustrie wie der Chemischen Industrie oder auch dem Einzelhandel bewerten ihre Lage mit einem Saldo von -29 Punkten bzw. -9 Punkten noch schlechter.
Der Blick auf den Erwartungsindikator verdeutlicht, dass die Aussicht der Unternehmen auf die kommenden Monate skeptisch ausfällt und die NRW-Wirtschaft weiterhin vor konjunkturell angespannten Monaten steht. Mit einem Saldo von -19 Punkten rutschen die Erwartungen im Vergleich zu den beiden vorangegangenen Erhebungen von Jahresbeginn und aus dem Frühjahr deutlich ab. Über alle Branchen hinweg schaut ein Drittel der Unternehmen den nächsten Monaten kritisch entgegen.