Konjunktur in NRW, Jahresbeginn 2025
NRW kommt nicht in Schwung, der Gegenwind hält sich hartnäckig
Der Start in das Jahr 2025 verlief für die Unternehmen denkbar schwierig. Zunächst droht ein harter Winter, danach nur wenig Dynamik – zu wenig angesichts der bevorstehenden strukturellen Aufgaben für unser Bundesland. Die NRW-Wirtschaft muss sich an die veränderten Rahmenbedingungen auch auf den Weltmärkten anpassen und zusätzlich mit konjunkturellem Gegenwind auch im Inland kämpfen. Für das laufende Jahr erwartet IHK NRW daher frühestens zur Jahresmitte eine wirtschaftliche Beruhigung, aber keine echte Erholung. Die kommende Bundesregierung muss schnell die Grundlagen schaffen, damit sich die Stagnation nicht weiter verfestigt.
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Deutlich wird, dass sich die Konjunktur- und Strukturkrise gegenseitig verstärken und den Wirtschaftsstandort NRW in Gefahr bringen. Es droht ein Abwärtstrend in den wichtigen Wertschöpfungsketten Nordrhein-Westfalens über die Industrie hinaus.
Zu Jahresbeginn verharrt der Lageindikator unter der Nulllinie bei minus 5 Punkten. Zwar fällt der Indikator im Vergleich zur Vorumfrage im Herbst 2024 nur noch leicht um einen Punkt – in der Industrie (-21 Punkte), im Großhandel (-27 Punkte) und im Einzelhandel (-15 Punkte) stagniert die Geschäftslage auf niedrigem Niveau – in der Zwischenzeit greift die Abwärtstendenz aber auf weitere Branchen aus. Deutlich fällt die Stimmung bspw. im Baugewerbe mit einem Rückgang um 18 Punkte, auch wenn es noch knapp für den positiven Bereich ausreicht. Die unternehmens- wie auch die personenbezogenen Dienstleister bewerten ihre Geschäftslage noch überwiegend positiv (10 Punkte). Bei den personenbezogenen Dienstleistern hat sich die Lage im Vergleich zum Herbst aber deutlich eingetrübt (Rückgang um sieben Punkte).
Nach zwei Jahren der Stagnation fallen die Pläne vieler Unternehmen restriktiv aus. Bei Investitions- und Beschäftigungsplanungen und auch bei den Exportaussichten überwiegen die pessimistischen Unternehmen. Kurzfristig ist daher kein Impuls für die NRW-Konjunktur abzusehen.
Zu Jahresbeginn plant jedes vierte Unternehmen mit weniger Beschäftigten. Mit Einstellungen planen dagegen nur 13 Prozent. Im Vergleich zum Herbst bleiben die Planungen unverändert. Noch ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in NRW stabil, aber die Arbeitslosigkeit steigt auf den Corona-Stand. Kritisch wird die Lage bei den Vorleistungsindustrien wie der Metallerzeugung und -bearbeitung (-40 Punkte) und in der Automotive Branche (-40 Punkte). In diesen Branchen plant teils jedes zweite Unternehmen, Beschäftigung zu reduzieren. Auch in der Gastronomie (-30 Punkte). Beschäftigungschancen bestehen bspw. in der ITK-Branche (+31) und der Personalvermittlung (+30 Punkte).
Schwung für die Konjunktur durch private Investitionen ist in den kommenden Monaten weiterhin nicht zu erwarten. Jedes dritte Unternehmen reduziert seine Investitionsbudgets. 22 Prozent planen mit mehr Investitionen. In der Industrie liegt der Anteil, die ihre Investitionen zurückfahren, bei 43 Prozent, im Baugewerbe bei 34 Prozent, im Hochbau sogar bei 47 Prozent. Damit ist zu befürchten, dass die Investitionen nicht mehr ausreichen, um den Bestand des Produktionskapitals zu erhalten. Dies wird dadurch untermauert, dass mehr Unternehmen in Rationalisierungsmaßnahmen (34 Prozent) investieren als in Produktinnovationen (25 Prozent) oder in Kapazitätserweiterungen (18 Prozent). Bei den energieintensiven Unternehmen plant fast jedes zweite Unternehmen Rationalisierungsinvestitionen (47 Prozent). Positiver fallen die Investitionsplanungen bspw. in Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (+24 Punkte) aus. Doch gerade hier überwiegt das Motiv der Rationalisierung (49 Prozent).
Die Unternehmen bewerten ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit unverändert kritisch. Entsprechend zurückhaltend bewerten sie daher ihre Exportaussichten. 31 Prozent der Industrieunternehmen rechnen mit weiter sinkenden Exporten, lediglich 17 Prozent mit wachsenden Ausfuhren. Auch die Exportwirtschaft fällt aller Voraussicht nach als Konjunkturmotor weiter aus.
Unabhängig von Exportchancen sehen die Unternehmen weiterhin Chancen auf den Weltmärkten. Entsprechend bleiben die Planungen der Auslandsinvestitionen weiterhin expansiv ausgerichtet. In der Industrie tätigen 38 Prozent der Befragten Auslandsinvestitionen. Jeder Dritte wird seine Investitionen sogar weiter ausbauen. An erster Stelle steht bei den Zielregionen die Eurozone. Zwei Drittel der Investitionen sind im EU-Ausland geplant. Die Standortattraktivität Nordamerikas bleibt hoch. Seit dem Jahr 2022 ist der Anteil von 20 Prozent auf nunmehr 28 Prozent angestiegen. Im gleichen Zeitraum ist China als Zielland für Investitionen weniger attraktiv geworden. Lag der Anteil bei den Zielregionen 2022 noch bei 20 Prozent, ist er in der Zwischenzeit auf 15 Prozent gefallen.