Ungarn

Beliebter Standort für Vertrieb und Produktion

Ungarn hat eine stark internationalisierte Volkswirtschaft. Für ausländische Investoren ist das Land unverändert attraktiv.
Ungarns Wirtschaft gehört zu den stärksten in Mittel- und Osteuropa. Die fast 10 Millionen Einwohner erwirtschafteten 2022 ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von rund 170 Milliarden Euro. Das ist mehr als doppelt so viel wie in Bulgarien, Kroatien oder Slowenien. Das ungarische BIP pro Kopf belief sich 2022 auf 17.580 Euro und war damit höher als in Bulgarien, Rumänien und Kroatien. Es fiel aber geringer aus als in Slowenien, Tschechien oder der Slowakei.
Ungarn ist ein bedeutender Handelspartner für die deutsche Wirtschaft. In der Rangliste der wichtigsten Zielländer für deutsche Ausfuhren belegte das Land 2022 den 13. Rang.
Ungarn verfügt über eine recht moderne Wirtschaft mit einem hohen Anteil des Industriesektors an der Bruttowertschöpfung. Im verarbeitenden Gewerbe dominieren der Fahrzeugbau, die elektronische Industrie und die Lebensmittelindustrie. Rund drei Viertel der produzierten Industriegüter werden exportiert. Die Verflechtungen mit der europäischen und vor allem der deutschen Wirtschaft sind sehr eng.

Hoher Zufluss ausländischer Direktinvestitionen

Die zentrale Lage in Europa mit guten Verbindungen nach Mittel- und Osteuropa, die ausgebaute Infrastruktur und die gut ausgebildeten Arbeitskräfte machen das Land zu einem interessanten Standort für Investitionen. Auch andere Märkte in der Nachbarschaft können von dort aus gut bearbeitet werden.
Ungarn gehört - was den Zufluss ausländischer Direktinvestitionen betrifft - zu den erfolgreichsten Ländern der Region. Der Bestand ausländischer Direktinvestitionen erreichte 2021 nach Angaben der United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) rund 102 Milliarden US-Dollar (1995: 11,3 Milliarden). Ihr Anteil am BIP belief sich auf 55,1 Prozent (1995: 24,4 Prozent). Dank starken Engagements asiatischer Unternehmen im Automobilzuliefersektor hält der Zufluss von Direktinvestitionen nach Ungarn weiter an. 

Fachkräftemangel wird zum Problem

Die Kehrseite der Medaille ist die zunehmende Verknappung von Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt, die durch Braindrain in andere Länder der EU verstärkt wird. Der Mangel an ausgebildeten Facharbeitern wird zu einem immer größeren Problem für die Wirtschaft und für potenzielle Investoren. Zudem wächst der Druck auf die Löhne, was sich nachteilig auf die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts auswirken könnte. Daran haben weder die Coronakrise noch der Ukrainekrieg etwas geändert.

Hohe Transferzahlungen der Europäischen Union

Ungarn profitiert in hohem Maße von Fördermitteln der EU. Seit dem EU-Beitritt des Landes am 1. Mai 2004 bis einschließlich 2019 hat das Land nach Berechnungen der Deutsch-Ungarischen Industrie- und Handelskammer (DUIHK) rund 64 Milliarden Euro beziehungsweise nach Abzug der eigenen Einzahlungen netto fast 50 Milliarden Euro aus dem EU-Haushalt erhalten. 
Im Förderzeitraum 2014 bis 2020 standen Ungarn aus Struktur- und Investitionsfonds der EU rund 25 Milliarden Euro zur Verfügung. Auch in der neuen Förderperiode 2021 bis 2027 kann das Land mit umfangreichen Mitteln rechnen. Aus der Wiederaufbau- und Resilienzfazilität der EU werden 5,8 Milliarden Euro, aus Kohäsionsfonds der neuen Finanzierungsperiode 2021 bis 2027 insgesamt 22,5 Milliarden Euro erwartet - wenn die Auszahlung von der Europäischen Kommission genehmigt wird. Voraussetzung dafür ist, dass die Regierung eine Reihe von Reformmaßnahmen (insgesamt 27 sogenannte Meilensteine, darunter eine Justizreform) verabschiedet.
Quelle: GTAI 2023