Strukturen der Macht: Event des Business Women Network

Wie bewegen sich Frauen in Machtstrukturen und wie können sie diese gestalten? Gestern kamen rund 120 Frauen des Business Women Networks in der IHK Wiesbaden zusammen, um der Diskussion von vier starken Persönlichkeiten zuzuhören.

21. August 2025 - Zu Gast waren Nancy Faeser, Innenministerin a.D. und Bundestagsabgeordnete, Dr. Anna Lührmann, ebenfalls Mitglied des Bundestages und Landesvorsitzende von Bündnis 90 / Die Grünen in Hessen, Lucie Maier-Frutig, Niedernhausens Bürgermeisterin, und Kirsten Schoder-Steinmüller, Geschäftsführerin der Schoder GmbH, Präsidentin der IHK Offenbach und des HIHK sowie Vizepräsidentin des DIHK. Sie wurden begrüßt von Tatjana Trömner-Gelbe, Vizepräsidentin der IHK Wiesbaden.
Schoder-Steinmüller eröffnete den Abend mit einem Impulsvortrag. Ihre Message: „Traut euch!“ Mit nur 22 Jahren stieg sie in den Betrieb des Vaters ein. Ein Schritt, der viel Mut und Durchhaltevermögen erforderte. Heute würde sie ihn wahrscheinlich nicht mehr so jung gehen, wie sie zum Abschluss des Abends auf die Frage aus dem Publikum antwortete, was sie mit ihrem heutigen Wissen nicht mehr tun würde.
In der Podiumsdiskussion, souverän moderiert von Nico Lange, sprachen die Bühnengäste darüber, mit welchen Herausforderungen bestehender Machtstrukturen sich Frauen konfrontiert sehen und wie diese gelöst werden könnten – von Vorurteilen über fehlende Infrastruktur und Verteilung der Care-Arbeit bis hin zu männlichen Seilschaften, die immer noch großen Einfluss auf die Besetzung von Führungspositionen nehmen.
Faeser, die nach 19 männlichen Vorgängern Deutschlands erste Innenministerin war, schilderte, wie sie sich diese sehr männlich geprägte politische Rolle aneignete. Sie beschrieb außerdem, dass es vielen Männern leichtfalle, sich Aufgaben zuzutrauen, während Frauen vorsichtiger seien und deswegen Chancen vergäben. Diese gelte es aber mit Mut und Tatendrang zu nutzen.
Lührmann, die 2002 mit 19 Jahren als bis dahin jüngste Abgeordnete in den Bundestag einzog, verwies darauf, dass das Aufbrechen von Machtstrukturen immer zuerst im eigenen Kopf beginne. Sie berichtete, dass sie bei sich trotz feministischem Selbstverständnis zuweilen veraltete Denkmuster feststellen würde. Es sei dann wichtig, diese zu reflektieren und sich selbst eine neue Handlungsanweisung zu geben, so Lührmann.
Maier-Frutig, die als Berufssoldatin und bei der Polizei in sehr männlich geprägten Feldern tätig war und nun zu den gerade einmal rund 10% Bürgermeisterinnen in Deutschland gehört, nannte einen souveränen Überblick als Stärke, die Frauen besser für sich einsetzen könnten. Auch wenn sie nur kleinere Zeitkontingente zur Verfügung hätten, sollten sie sich trauen, diese für ein Engagement in öffentlichen Ämtern einzusetzen und so die Strukturen mitzuverändern.
Schoder-Steinmüller brachte ihre Perspektive als Unternehmerin ein: Sie ermutige Frauen, sich mehr zuzutrauen und beharrlich zu sein – wie die Statistik zeige, seien Frauen heute besser ausgebildet als Männer, trotz ihrer Qualifikation aber in Spitzenpositionen kaum vertreten. Als eine Lösung hob Schoder-Steinmüller die Bedeutung starker Frauen-Netzwerke hervor.
Im Anschluss kamen die Gäste zum Netzwerken im Innenhof der IHK zusammen. Mit dem gestrigen Event feierte die IHK Wiesbaden auch ein Jahr IHK-Business-Women-Netzwerk in Wiesbaden – ein erfolgreiches Jahr, wie die gestrige Veranstaltung zeigt!