Infrastrukturprojekte bedroht – A 3 / Wiesbadener Kreuz auf Streichliste des Bundes
Der Bund plant die Streichung von 70 Verkehrsprojekten. Im Bezirk der IHK Wiesbaden sind drei betroffen – unter anderem das Wiesbadener Kreuz, wo eine Engpass-Reduktion um 98% erreicht werden könnte. Dass sich Projekte, die großen Einfluss auf die Wirtschaftskraft haben, aufgrund von Finanznot verzögern, sorgt angesichts des Infrastruktur-Sondervermögens in der Wirtschaft für Unverständnis.
26.09.2025 - Im März 2025 war das „Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität“ in Höhe von 500 Milliarden Euro durch Bundestag und Bundesrat bestätigt worden. Der Koalitionsvertrag der Bundesregierung betont die Notwendigkeit einer leistungsfähigen Infrastruktur für den Wirtschaftsstandort.
Entsprechend hatten die geplanten Rekordinvestitionen in der breiten Öffentlichkeit und in der Wirtschaft die Hoffnung geweckt, dass Belastungen wie beispielsweise durch marode Autobahnen, Brücken und Schienen angegangen werden. Nun sorgt die bekanntgewordene Streichliste des Bundesverkehrsministeriums für Verunsicherung, denn selbst Projekte, für die bereits Baurecht erteilt wurde oder bis 2029 erteilt werden kann, sind betroffen.
Streichliste muss nachjustiert werden
Bundesweit sind laut Liste 70 Projekte zur Streichung vorgesehen. Auch für drei Projekte im Bezirk der IHK Wiesbaden soll erst einmal keine Baufreigabe erteilt werden:
- A 3 – Wiesbadener Kreuz
- B 260 – Ortsumgehung Schlangenbad / Wambach
- B 275 – Ortsumgehung Idstein / Eschenhahn
Jörg Brömer, Präsident der IHK Wiesbaden, betont die Tragweite dieser Entscheidung: „Wenn einerseits 500 Milliarden Euro für Infrastruktur vorgesehen sind und andererseits Verkehrsprojekte wegen Finanznot gestrichen werden, riskiert die Politik einen großen Vertrauensverlust. Die Prioritäten der Streichliste müssen dringend nachjustiert werden, um die Infrastruktur als Grundlage unserer Wirtschaftsleistung nicht weiter zu schwächen.“
Die Hauptgeschäftsführerin der IHK Wiesbaden, Sabine Meder, unterstreicht die regionale Wirkung der gefährdeten Projekte: „In Zeiten der Rezession braucht die regionale Wirtschaft endlich Perspektiven. Dazu gehört die Umsetzung des großen Investitionsbedarfs für eine leistungsfähige Infrastruktur. Der Nutzen der Bauprojekte, insbesondere am Wiesbadener Kreuz, ist deutlich belegt. Für Pendlerinnen und Pendler und viele Unternehmen kann eine rasche Umsetzung große Potenziale freisetzen, die wir jetzt benötigen.“
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Die betroffenen Verkehrsprojekte im Bezirk der IHK Wiesbaden
Für folgende Bedarfsplanprojekte im Bezirk der IHK Wiesbaden, für die bereits bestandskräftige Entscheidungen vorliegen und die mit der höchsten Prioritätsstufe „vordringlich“ bewertet sind, können auf Basis der aktuellen Finanzplanung keine Baufreigaben erteilt werden.
Bundesautobahn A 3 - Wiesbadener Kreuz
Das Wiesbadener Kreuz ist einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte in Hessen, an dem sich die Bundesautobahnen A 3 (Oberhausen–Frankfurt–Passau) und A 66 (Wiesbaden–Fulda) kreuzen. Nach dem Frankfurter und dem Offenbacher Kreuz zählt es zu den meistbefahrenen Autobahnkreuzen Hessens.
Im Bundesverkehrswegeplan 2030 ist das Projekt zur Optimierung des Wiesbadener Kreuzes mit dem Status „Vordringlicher Bedarf – Engpassbeseitigung (VB-E)“ eingestuft. Dies unterstreicht die hohe Priorität und die geplante Umsetzung bis spätestens 2030. Das Nutzen-Kosten-Verhältnis von 5,8 zeigt eindrucksvoll, dass der volkswirtschaftliche Nutzen des Projekts den finanziellen Aufwand um ein Vielfaches übersteigt – ein klares Signal für die Wirtschaftlichkeit und strategische Relevanz der Maßnahme.
Besonders hervorzuheben ist die geringe Umweltbetroffenheit, was die Umsetzung zusätzlich erleichtert. Die derzeitigen Staustunden im werktäglichen Verkehr liegen bei 453.100 Stunden pro Jahr, nach Abschluss des Projekts sollen sie auf nur noch 13.600 Stunden sinken. Das bedeutet eine massive Entlastung für Pendlerinnen, Unternehmen und Logistikdienstleister. Insgesamt soll die Staubelastung um 98% sinken – eine massive Engpass-Reduktion.
Aus Sicht der IHK Wiesbaden ist das Projekt von zentraler Bedeutung für die regionale Wirtschaft: Es verbessert die Erreichbarkeit des Wirtschaftsstandorts Wiesbaden, stärkt die Verkehrsinfrastruktur für Unternehmen, reduziert Lieferzeiten und Transportkosten und erhöht die Attraktivität für Investitionen. Gerade für die zahlreichen Betriebe in Wiesbaden und dem Umland, die auf zuverlässige Verkehrsverbindungen angewiesen sind, stellt die Engpassbeseitigung am Wiesbadener Kreuz einen entscheidenden Standortvorteil dar.
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Bundesstraße B 260 – Ortsumgehung Schlangenbad / Wambach
Das Projekt zur Ortsumgehung Schlangenbad/Wambach entlang der Bundesstraße B 260 sieht den zweistreifigen Neubau einer rund 1,7 km langen Umgehungsstraße vor. Ziel ist die spürbare Entlastung der stark frequentierten Ortsdurchfahrt von Wambach. Bereits 2010 wurde das Vorhaben zur Planfeststellung eingereicht und im Rahmen des ILA-Verfahrens („Idealer Linienverlauf mit Alternativenprüfung“) priorisiert.
Im Bundesverkehrswegeplan 2030 ist das Projekt als Maßnahme mit „Vordringlichem Bedarf“ eingestuft – eine klare Aussage zur Dringlichkeit und zur geplanten Umsetzung bis spätestens 2030. Das Nutzen-Kosten-Verhältnis von 2,0 belegt die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens: Der volkswirtschaftliche Nutzen übersteigt die Kosten um das Doppelte. Auch aus städtebaulicher Sicht wird die Maßnahme als hoch relevant bewertet, insbesondere im Hinblick auf die Verkehrssicherheit, die Leistungsfähigkeit der Infrastruktur und die Lebensqualität im Rheingau-Taunus-Kreis.
Die Umweltbetroffenheit wird im Modul B als mittel eingestuft, ein akzeptabler Wert im Verhältnis zum erwarteten Nutzen. Die jährlichen Nutzen im Güterverkehr liegen bei 0,549 Mio. €, der Gesamtnutzen bei 1,659 Mio. € jährlich bzw. 33,841 Mio. € als Barwert.
Aus Sicht der IHK Wiesbaden ist das Projekt von strategischer Bedeutung für die Region: Es stärkt die Erreichbarkeit und Standortqualität für Unternehmen im Rheingau-Taunus-Kreis, verbessert die Verkehrssicherheit für Beschäftigte und Anwohnerinnen und schafft Planungssicherheit für Investitionen. Die Entlastung der Ortsdurchfahrt fördert zudem die Attraktivität des ländlichen Raums und unterstützt die nachhaltige Entwicklung der regionalen Wirtschaft.
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Bundesstraße B 275 – Ortsumgehung Idstein / Eschenhahn
Das Projekt sieht den Neubau einer Ortsumgehung für Idstein/Eschenhahn vor, um die stark belastete Ortsdurchfahrt nachhaltig zu entlasten. Geplant ist eine 2- bis 3-streifige Neubaumaßnahme mit einer Länge von 3,3 km und einem Investitionsvolumen von 28,2 Mio. Euro. Bereits 2011 wurde das Vorhaben zur Planfeststellung eingereicht und im Bundesverkehrswegeplan 2030 als Maßnahme mit „Vordringlichem Bedarf“ eingestuft – mit dem Ziel einer Umsetzung bis spätestens 2030.
Das Nutzen-Kosten-Verhältnis von 3,1 unterstreicht die hohe Wirtschaftlichkeit des Projekts: Der volkswirtschaftliche Nutzen übersteigt die Kosten um mehr als das Dreifache. Konkret liegt der jährliche Nutzen bei 2,894 Mio. Euro, während der Barwert des Nutzens bei 69,042 Mio. Euro liegt. Dies zeigt, dass die Maßnahme nicht nur kurzfristig wirkt, sondern auch langfristig einen erheblichen Beitrag zur Effizienz und Lebensqualität in der Region leistet.
Aus Sicht der IHK Wiesbaden ist das Projekt von besonderer Bedeutung für die regionale Wirtschaft: Es verbessert die Verkehrsflüsse, reduziert Transportzeiten und erhöht die Standortattraktivität, insbesondere für Unternehmen mit logistikintensiven Prozessen. Die Entlastung der Ortsdurchfahrt trägt zudem zur Verkehrssicherheit, zur Lärmreduktion und zur Stärkung des ländlichen Raums bei, wichtige Faktoren für die nachhaltige Entwicklung des Bezirks der IHK Wiesbaden.
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