Regionales erhalten, Neues gestalten

Wie sieht die Innenstadt der Zukunft aus? – darum geht es in dieser Serie. Dritter Teil: Wie sehen die Innenstädte der Zukunft im IHK-Bezirk aus?

„Wir tragen alle die Verantwortung für die Zukunft unserer Innenstädte gemeinsam.“ Mit diesem Appell wendete sich IHK-Präsident Dr. Christian Gastl an die Teilnehmenden des Innenstadtgipfels Anfang Juli im RheinMain CongressCenter. 15 Themenbereiche, wie zum Beispiel Digitaler Wandel, Handel und Nachtleben, wurden an zwei Tagen in verschiedenen Panels in den Fokus gerückt. Das Ziel: Konzepte und Maßnahmen für die
Belebung der Wiesbadener Innenstadt entwickeln. In Kombination mit dem „Masterplan Innenstadt“ richtet die hessische Landeshauptstadt damit den Blick Richtung Zukunft. Doch wie sieht es in anderen Städten und Gemeinden im IHK-Bezirk aus? Wir haben in Rüdesheim am
Rhein, Idstein und Hochheim am Main nachgefragt, was dort für die Belebung der Innenstadt getan wird, wie Einzelhandel und Gastronomie unterstützt werden und welche Pläne es für die Zukunft der Innenstadt gibt?
Franziska Feid, Stadt Rüdesheim am Rhein
Unter anderem wurden in den vergangenen Tagen an der Interessensbekundung für das hessische Förderprogramm Zukunft Innenstadt teilgenommen. Von den Themenfeldern des Leerstandmanagements über grüne und blaue Infrastruktur bis hin zur Besucherlenkung wurden hier diverse Ansätze aufgegriffen, die durch finanzielle Unterstützung durch das Förderprogramm realisiert werden könnten. Zudem gibt es in Rüdesheim am Rhein verschiedene Vereine, die das Gewerbe, den Handel und die Gastronomen vertreten und mit denen in Zusammenarbeit mit der Stadt Rüdesheim gemeinsame Projekte realisiert werden. Im Vorjahr wurden beispielsweise gemeinsam neue Fahrradständer für die Altstadt finanziert und aufgestellt. Unter anderem arbeitet man aktuell an einer Konzeptidee für digitale Infopoints im Stadtkern. Parallel dazu findet die Aktion „Kunst im Schaufenster“ des Rüdesheimer Gewerbevereins statt. Wie der Name schon sagt, werden in den Schaufenstern von Gewerbetreibenden statt den üblichen Dekorationen Kunstwerke von lokalen Künstlern ausgestellt. Im September wird Rüdesheim bei der IHK-Aktion „Heimat shoppen“ ein gemeinschaftliches Rahmenprogramm bieten. Rüdesheims Innenstadt wird auch in Zukunft ein breites Spektrum aus touristischem Handel, Hotellerie, Gastronomie und Einzelhandel zu bieten haben. Jedoch ist es unvermeidbar Lösungen für zentrale Herausforderungen wie Nachfolgefragen und Leerstände zu finden, um die Kernstadt weiterhin attraktiv und lebendig zu halten. Aufgrund der im Vorjahr beschiedenen Haushaltsnotlage der Kommune Rüdesheim am Rhein gilt es zu unterstreichen, dass finanzielle Unterstützung seitens des Bundes und des Landes Hessens zu einer erfolgreichen Entwicklung der Kernstadt und der anliegenden Bereiche von zentraler Bedeutung sind.
Bürgermeister Christian Herfurth, Stadt Idstein
Wohnen, Handel, Gastronomie, Dienstleistung, Veranstaltungen, Kunst, Tourismus – das Konzept einer multifunktionalen Innenstadt war stets Ziel der Stadt Idstein. Gemeinsam mit allen Akteuren möchten wir die Aufenthaltsqualität im Zentrum auf einem hohen Niveau halten. Für weniger frequentierte Bereiche entwickeln wir gerade neue Konzepte. Sondernutzungsflächen wurden erweitert und gebührenfrei gestellt. Die Stadt Idstein prüft die Anmietung einer Ladenfläche, um einen Popup-Laden einzurichten. Wir wollen den Wochenmarkt beleben. Zentral ist aber das Marketing. Wir haben viele Aktive, die mit vielen Ideen auf verschiedenen Ebenen punkten. Dieses Engagement möchten wir unter eine Dachmarke stellen, die das „Wir-Gefühl“ der Anbieter, aber auch die emotionale, persönliche Bindung der Kundschaft an Idstein stärkt.
Bürgermeister Dirk Westedt, Stadt Hochheim am Main
Die Stadt Hochheim am Main hat seit mehr als zwei Jahren einen „Arbeitskreis Innenstadt“, in dem verschiedene Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung der Hochheimer Innenstadt zwischen Politik, Gewerbetreibenden, Gastronomen und Hochheimer Bürgern diskutiert und anschließend auch umgesetzt werden. Als eines der ersten Maßnahmen war die Installation eines zusätzlichen Feierabendmarktes in der Stadtmitte. Aber auch die bauliche Attraktivierung der Kernstadt wird angegangen, es wurden Sitzbänke erneuert und mehr Möglichkeiten geschaffen, als nächste Maßnahme soll mehr „Grün“ in die Innenstadt gebracht werden. Während der Pandemie wurden darüber hinaus großzügig Stundungen von Steuerzahlungen/-Schulden gegenüber der Stadt vorgenommen, die auch einigen größeren Betrieben sicherlich geholfen haben. Zusätzlich wurden der Gastronomie in der Stadt umfangreiche Außenflächen zur Außenbewirtschaftung zur Verfügung gestellt (in der Regel zu Lasten von Parkplatzflächen), die auch von den Gästen gerne angenommen werden. Auch haben wir während der Pandemie die dafür normalerweise anfallenden Gebühren erlassen. Leider musste die Stadt Hochheim man Main auch für dieses Jahr das Weinfest und den Hochheimer Markt schweren Herzens absagen. Aber wir konnten unseren Bürgern und Gästen mit dem Hochheimer Weinsommer eine Ersatzformat organisieren, das gut angenommen wurde. Für den Oktober würden wir gerne einen Spezialmarkt, den „Hochheimer Herbst“ durchführen, wenn die Pandemie-Lage es zulässt. Mit diesem wollen wir sowohl unseren Bürgern wie auch den langjährigen Marktbeschickern ein verantwortbares Ausweich-Format anbieten.
Aufgezeichnet von Christoph Jung und Tobias Quoika, IHK Wiesbaden