Konjunktur im Handel, Jahresbeginn 2024

Handel: Zurückhaltende Kundschaft

Hohe Energiekosten, eine von ihren Höchstständen nur langsam nachlassende Inflation, anhaltend hohe Kreditzinsen sowie eine gestiegene Verunsicherung bezüglich weiterer künftiger Belastungen (Stichworte Heizungsgesetz und Haushaltschaos) haben die Kaufkraft sowie die Kauflust vieler Konsumenten vermindert.
Inflationsausgleichsprämien, Gehaltssteigerungen und ein höheres Bürgergeld konnten diese Verluste nicht vollständig ausgleichen. Infolge ist die Kauflaune der Kundschaft in die Knie gegangen. Sieben von zehn Einzelhändlern klagen derzeit über ein zurückhaltendes Kaufverhalten, die restlichen Betriebe melden eine saisonübliche Kauflaune.
Dem Konsumnahen Großhandel machte diese Entwicklung ebenso zu schaffen. Die produktionsnahen Großhändler leiden dagegen vor allem unter der Schwachen Nachfrage aus Industrie und Bauwirtschaft. 61 Prozent aller Großhändler melden aktuell fallende Bestelleingänge, lediglich knapp sechs Prozent registrieren steigende Orders.
Die zurückgehende Inflation sowie die sinkenden Strom- und Gaspreise haben sich stabilisierend auf die Ertragsentwicklung im Handel ausgewirkt. Im Großhandel ist zudem der Umsatzschwund voerst zum Erliegen gekommen, so dass die Zufriedenheit mit der aktuellen geschäftlichen Lage wieder etwas zugenommen hat. Das gilt auch mit kleinen Abstrichen für den Einzelhandel.
Insgesamt sind diese positiven Effekte jedoch zu zaghaft für einen kräftigen Stimmungsumschwung. Zwar hat sich die Zahl der Pessimisten gegenüber dem letzen Herbst  erheblich verringert: Im Einzelhandel von 57 auf 34 Prozent, im Großhandel von 38 auf 31 Prozent. Aber auch der Anteil der Optimisten ist zurückgegangen. Im Einzelhandel blicken nur noch 14 Prozent zuversichtlich auf die kommenden zwölf Monate, im Großhandel 11 Prozent. So verharrt die Stimmung im Handel trotz leichtere Aufhellung im negativen Bereich.
Den meisten Händlern macht die Entwicklung der Nachfrage sorgen. 71 Prozent der Einzelhändler bewerten das Kaufverhalten ihrer Kundschaft als zurückhaltend. Im Großhandel ist die Zahl der Unternehmen mit zurückgehenden Bestelleingängen von 48 Prozent im Herbst auf aktuell 61 Prozent geklettert. Auch für das gesamt Jahr 2024 befürchten beide Branchen Umsatzrückgänge.
Die Investitionsabsichten haben im Großhandel trotzdem nur leicht nachgelassen. Notwendige Ersatzinvestitionen sollen vor allem in Investiionen in den Umweltschutz sowie die Energieeffizienz fließen. Im Einzelhandel zeigen die Investitionsbudget sogar leicht nach oben, hier ist die Digitalisierung das dominierende Motiv.
Angesichts des akuten Fachkräftemangels, fast drei von vier Großhändlern sehen hier ein Geschäftsrisiko, wollen die Unternehmen ihren Personalbestand konstant halten. Der rechnet dagegen im Laufe des Jahres per Saldo mit einem abnehmenden Personalbestand.