31. März 2023

Mehr Mut bei der Fachkräfteeinwanderung!

Die kürzlich im Kabinett verabschiedeten Entwürfe eines Gesetzes und einer Verordnung zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung eröffnen zwar neue Möglichkeiten, greifen aber aus Sicht der Wirtschaft zu kurz. „Angesichts unseres gravierend ansteigenden Arbeits- und Fachkräftemangels benötigen wir dringend deutliche Verbesserungen, um die Fachkräfteeinwanderung zu einem wirksamen Instrument der Fachkräftesicherung auszubauen, die Zuwanderung aus Drittstaaten erheblich zu steigern und somit die Wirtschaft nachhaltig zu stärken“, erläutert Petra Engstler-Karrasch, Hauptgeschäftsführerin der IHK Ulm. Die Industrie- und Handelskammern in Baden-Württemberg fordern daher umfangreiche Nachbesserungen.
In ihrem Papier „Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung – für einfachere, schnellere und digitale Verfahren und weniger Hürden!“ fordern die IHKs unter anderem, die Prüfung nicht ausländerrechtlicher Kriterien wie beruflicher Qualifikationen und Eignungen, Berufserfahrungen und Sprachkenntnissen stärker der Einschätzung der Unternehmen zu überlassen, um Bürokratie abzubauen, die Verfahren zu verschlanken und Abläufe zu beschleunigen. Erleichterungen schlagen die IHKs auch bei der geplanten Anerkennungspartnerschaft vor.
„Um keine Ungerechtigkeiten innerhalb des Unternehmens zu schaffen, sollte eine Bezahlung unter Fachkraftniveau während der Zeit der Qualifizierung möglich sein“, begründet Petra Engstler-Karrasch.
In bestimmten Branchen, wie beispielsweise der Hotellerie, Gastronomie und Handel als auch einigen Dienstleistungen, sollte bei der Einreise von Fachkräften mit im Ausland staatlich anerkannter Qualifikation und Berufserfahrung (so genannte Erfahrungssäule) die Gehaltsschwelle von 39.000 Euro gesenkt und auch nicht tarifgebundenen Unternehmen eine niedrigere Bezahlung ermöglicht werden.
„Zudem fehlen weitere Möglichkeiten der Zuwanderung für Fachkräfte, die nicht über eine staatlich anerkannte Qualifikation in ihrem Herkunftsland, aber über andere wertvolle Qualifikationen oder vielfältige berufspraktische Erfahrungen verfügen. Diese Möglichkeiten, welche es bereits im IT-Bereich gibt, sollten dringend für weitere Berufe geöffnet werden“, so Engstler-Karrasch.

Darüber hinaus fordern die Kammern die Verfahren unbürokratischer, transparenter und digitaler zu gestalten. „Um weitere Hürden abzubauen, sollten die digitalen Möglichkeiten der Antragstellung und Verfahren anderer Bundesländer als Vorbild genutzt werden“, so Petra Engstler-Karrasch. „Dies sorgt einerseits für die Entlastung der Antragstellenden sowie Behörden und andererseits für mehr Transparenz im Verfahren.“
Unternehmen, Zuwanderungswillige sowie Beratungsinstitutionen und beteiligte Behörden benötigten ein überschaubares und verständliches Regelwerk, das die verschiedenen Möglichkeiten der Einwanderung schnell erkennen lässt und zudem eine unbürokratische Umsetzung möglich macht.
„Die Entwürfe vergrößern an einigen Stellen die Komplexität des Aufenthaltsrechts, schaffen neue Bürokratie und Ernüchterung bei allen Beteiligten – allen voran bei den Unternehmen. Dies wird beispielsweise anhand der zusätzlichen Melde- und Informationspflichten für Unternehmen im Zusammenhang mit der geplanten Chancenkarte deutlich“, bekräftigt Engstler-Karrasch.
Wichtig für eine erfolgreiche Einwanderungspolitik seien jedoch neben funktionierenden Regelungen deren unbürokratische, digitale und fristgerechte Umsetzung durch gut ausgestattete und geschulte Behörden auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene. Die enormen Engpässe wie beispielsweise bei der Visavergabe durch die Auslandsvertretungen oder bei den Ausländerbehörden müssten beseitigt werden.
Das Welcome Center Ulm/Oberschwaben, ansässig bei der IHK Ulm, unterstützt die regionalen Unternehmen durch ein vielfältiges Beratungs- und Veranstaltungsangebot bei der Fachkräftesicherung mit internationalen Fachkräften aus dem In- und Ausland.
Das Papier „Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung – für einfachere, schnellere und digitale Verfahren und weniger Hürden!“ der IHKs in Baden-Württemberg finden Sie auf dem Portal www.fachkraeftesicherung.ihk.de