US-Wahlen 2024 und ihre Folgen – Regional Forum Wirtschaft diskutiert Trumps Rückkehr ins Weiße Haus
Die US-Wahlen 2024 haben mit dem Wahlsieg von Donald Trump weitreichende politische und wirtschaftliche Konsequenzen, die im Mittelpunkt des Regional Forums Wirtschaft in Ulm standen. 120 Experten, Unternehmensvertreter sowie interessierte Schülerinnen und Schüler diskutierten, wie sich Trumps Rückkehr auf die europäische Wirtschaftspolitik, die internationale Sicherheit und die transatlantischen Beziehungen auswirken könnte.
Christoph von Marschall, Journalist und Korrespondent des Berliner Tagesspiegels in den USA, hält beim Regional Forum Wirtschaft einen Vortrag über die Frage „USA nach der Wahl – was bedeutet dies für die Wirtschaft?“
v.l.n.r.: Christoph von Marschall, Christoph Schlegel, Georg Schlegel GmbH & Co. Ke, Valentin Ulrich, Handtmann Gruppe und Dr. Jan Stefan Roell, Präsident IHK Ulm, diskutieren die US-Wahlen und ihre politischen und wirtschaftlichen Folgen beim Regional Forum Wirtschaft 2025
Regional Forum Wirtschaft 2025: v.l.n.r.: Valentin Ulrich, Handtmann Gruppe, Christoph Schlegel, Georg Schlegel GmbH & Co. KG, Dr. Jan Stefan Roell, Präsident IHK Ulm, Christoph von Marschall und Gerd Stiefel, stellvertretender Präsident der IHK Schwaben und Vorsitzender IHK-Regionalversammlung Neu-Ulm
Organisiert wurde die Veranstaltung von den Kammern und Verbänden der Region - dem Club der Industrie Ulm/Neu-Ulm e.V., der Handwerkskammer Ulm, der IHK Schwaben, der IHK Ulm sowie der Südwestmetall Bezirksgruppe Ulm.
Gerd Stiefel, Präsident der IHK Regionalversammlung Neu-Ulm, eröffnete den Abend mit deutlichen Worten: „Wir mussten zweimal schlucken, als der Wahlsieg von Donald Trump verkündet wurde und am gleichen Abend dann die Ampelkoalition zerbrach. Das sind große Herausforderungen für die Wirtschaft. Aber ich will das nicht nur negativ sehen - wir können diese Situation auch für uns nutzen. Deshalb sind wir heute hier und Christoph von Marschall wird uns neue Perspektiven aufzeigen.“
Christoph von Marschall, Journalist und Korrespondent des Berliner Tagesspiegels in den USA, betonte in seinem Vortrag, dass die Wiederwahl von Donald Trump vor allem als Protestwahl gegen die bisherigen Amtsinhaber zu verstehen sei. Entscheidend sei die Unzufriedenheit mit der Wirtschaft gewesen, wobei hier die hohe Inflation der letzten Jahre gemeint ist. Große Teile der Bevölkerung würden darunter leiden. Viele Wähler hätten sich daher bewusst gegen Kamala Harris und den bisherigen politischen Kurs entschieden, weil sie einen radikalen Wechsel wollten. Trumps Polarisierungsstrategie, die auf eine weitere Spaltung der politischen Lager und die gezielte Mobilisierung von Unzufriedenheit abzielt, habe ihm erhebliche Zugewinne beschert - auch in Bevölkerungsgruppen, in denen dies zunächst überraschend erscheint.
Für die Demokraten sei dies eine bittere Lektion, da sie sich erneut als „out of sync“ mit den Bedürfnissen und Erwartungen vieler Wähler erwiesen hätten. Diese Diskrepanz zwischen der Partei und großen Teilen der Bevölkerung habe wesentlich zu ihrem Scheitern beigetragen.
Von Marschall betonte auch, dass die Auswirkungen weit über die USA hinausgehen. Europa und insbesondere Deutschland müssten sich auf tiefgreifende Veränderungen einstellen. Der Status quo, der bisher den Wohlstand in Europa gesichert habe, sei keine Selbstverständlichkeit mehr. Vielmehr gelte es, die eigenen Strukturen anzupassen, um in einer zunehmend unsicheren und dynamischen Weltordnung bestehen zu können.
Von Marschall betonte: „Deutschland lebt vom exportgetriebenen Wohlstand, der auf Rahmenbedingungen beruht, die wir nicht vollständig steuern können. Diese Rahmenbedingungen ändern sich seit 15 Jahren und wir reagieren zu langsam. Die Krise der regelbasierten Ordnung und die geopolitischen Verschiebungen erfordern neue Ansätze.“ Er warnte jedoch: „Deutschland kann Krise, wenn es will. Wir sollten die Dinge, die wir gut machen, nicht schlecht reden“.
In der anschließenden Podiumsdiskussion mit den Unternehmern Christoph Schlegel, Georg Schlegel GmbH & Co. KG und Valentin Ulrich, Handtmann Gruppe, wurden die Konsequenzen für die regionale Wirtschaft diskutiert. Die Teilnehmer waren sich einig, dass die Realpolitik in Zukunft noch mehr zählen wird. Von Marshall riet: „Entscheidend ist, die eigene Wirtschaft wettbewerbsfähig zu machen, eine bezahlbare Klimapolitik umzusetzen und Migration effektiv zu steuern“.
„Die Wahl von Donald Trump ist zweifellos ein Weckruf, aber kein Grund zur Resignation. Wie wir heute klar gehört haben, stehen Europa und insbesondere Deutschland vor großen Herausforderungen - seien es die geopolitischen Verschiebungen, die Krise der regelbasierten Ordnung oder die sich verändernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Herausforderungen bergen aber immer auch Chancen. Deutschland hat in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass es in Krisenzeiten stark und handlungsfähig ist. Jetzt müssen wir entschlossen handeln, unsere Wirtschaft wettbewerbsfähiger machen und uns auf unsere Stärken besinnen. Es liegt an uns, die Weichen für eine widerstandsfähigere und nachhaltigere Außen- und Wirtschaftspolitik zu stellen. Dieser Abend hat wertvolle Impulse geliefert und gezeigt, dass wir mit klarem Blick und strategischer Ausrichtung auch in herausfordernden Zeiten erfolgreich sein können“, fasste Dr. Jan Stefan Roell, Präsident der IHK Ulm, zusammen.
Hinweis: Die inhaltlichen Aussagen in den Pressemeldungen der IHK Ulm basieren auf den erarbeiteten Positionen der demokratisch legitimierten Gremien der IHK Ulm, Befragungen oder Angaben aus statistischen Auswertungen. Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass es zu den dargestellten Aussagen innerhalb der Mitgliedsunternehmen der IHK Ulm auch abweichende Meinungen geben kann.