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Konjunkturumfrage Ungarn Herbst 2023

Die allgemein schwache Konjunkturlage belastet auch das Geschäftsklima unter den deutschen Unternehmen in Ungarn negativ.

Übersicht

Dies zeigt die jüngste Umfrage der Deutsch-Ungarischen Industrie- und Handelskammer (DUIHK), die am 15. November vorgestellt wurde. Insgesamt zeigt die Umfrage, dass die allgemeine wirtschaftliche Lage und die eigenen Geschäftsentwicklung deutlich verhaltener gesehen werden als noch in der letzten Umfrage im Frühjahr, und auch schwächer als im langjährigen Durchschnitt. Dies belastet auch auf die Beschäftigungs- und Investitionspläne. Spürbare Veränderungen gab es auch im Ranking der wichtigsten Geschäftsrisken. Im Folgenden finden Sie einen Ausschnitt der Ergebnisse, die gesamten Umfrageergebnisse finden Sie rechts unter “Weitere Informationen”.

Wirtschafts- und Geschäftslage

Die Einschätzung der Konjunkturentwicklung im Land hat sich im Frühjahr 2022 nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine dramatisch verschlechtert, und sich seitdem nur geringfügig wieder verbessert. In der aktuellen Umfrage rechnet jedes zweite Unternehmen mit einer weiteren Eintrübung der allgemeinen Konjunktur – nur 12% erwarten eine Verbesserung. Dieses Verhältnis ist fast identisch mit den Ergebnissen im Frühjahr.
Die eigene Geschäftslage beurteilen gut 40% aller Unternehmen als gut, nur etwa jedes zehnte Unternehmen berichtet von einer schlechten Geschäftslage. Diese Werte sind fast unverändert gegenüber der Frühjahrsumfrage, und liegen im Schnitt der Jahre seit 2019. Deutlich eingetrübt haben sich jedoch die eigenen Geschäftserwartungen: Nur noch 18% der Befragten erwarten eine Verbesserung, 34% hingegen eine Verschlechterung. Im Frühjahr lag das Verhältnis noch bei 28% zu 26%. Der Saldo positiver und negativer Erwartungen ist damit auf -17 Prozentpunkte gefallen, und zum ersten Mal seit 13 Jahren klar negativ. Nur während der Finanzkrise 2009 haben wir einen noch tieferen Wert gemessen.
Überdurchschnittlich ausgeprägt ist der Pessimismus in der Industrie und im Handel, gemessen an der Mitarbeiterzahl sind eher große Unternehmen skeptisch in Bezug auf ihre Geschäftsaussichten.
Diese gedämpften Geschäftserwartungen schlagen sich auch in den Investitions- und Beschäftigungsabsichten negativ nieder. Erstmals seit 10 Jahren wollen wieder mehr Unternehmen ihre Investitionsausgaben reduzieren (37%) als erhöhen (25%). Bei den Beschäftigungsplänen ist das Verhältnis nahezu ausgeglichen (18% Personalaufbau gegenüber 21% Personalabbau) – während in den vergangenen 10 Jahren durchgängig ein positiver Beschäftigungssaldo zu verzeichnen war. Auch bei den Investitions- und Beschäftigungsplänen sind insbesondere die Industrie sowie Unternehmen mit vielen Mitarbeitern überdurchschnittlich vorsichtig.
Im Vergleich mit anderen Ländern sind die allgemeinen Konjunkturerwartungen in Ungarn ähnlich schwach wie in der Region, hinsichtlich des eigenen Geschäfts und der Personal- und Investitionspläne schneidet Ungarn jedoch schwächer ab als andere Länder in der Region.

Risiken für das eigene Geschäft

Hinsichtlich der Risiken für das eigene Geschäft haben sich die Bewertungen der Unternehmen spürbar verschoben. Am häufigsten wird aktuell die Nachfrage als Risiko genannt: 61% gegenüber 47% im April. Im Frühjahr waren noch Energiepreise das meistgenannte Risiko (67%). Nach wie vor werden auch Arbeitskosten und der Fachkräftemangel als Risiko gesehen, wenn auch etwas abgeschwächt.
Das Risiko „Nachfrage“ widerspiegelt die Eintrübung der Konjunkturaussichten in den letzten Monaten – sowohl in Ungarn als auch im wichtigsten Partnerland Deutschland, wo Experten die Wachstumsprognosen schrittweise gesenkt haben.
Die scheinbare Entspannung bei den Energiepreisen erstaunt zunächst. Ungarn hatte im ersten Halbjahr 2023 mit die höchsten Strom- und Gaspreise für gewerbliche Kunden in der EU. Allerdings gehen die Unternehmen wohl nun vielfach davon aus, dass eine weitere Verteuerung nicht zu erwarten ist.
Zu den wichtigsten Risiken zählen weiterhin der Fachkräftemangel und die Arbeitskosten – rund jedes zweite Unternehmen ist hier besorgt. Beim Fachkräftemangel haben allerdings im Frühjahr noch 57% noch ein Risiko für das eigene Geschäft gesehen, also 10% mehr als aktuell. Dieser Rückgang widerspiegelt die eingetrübten Geschäftsaussichten: Eine Aufstockung des Personals ist bei den meisten Unternehmen nicht geplant (siehe Abschnitt Wirtschafts- und Geschäftsentwicklung), wodurch sich der Fachkräftemangel weniger stark bemerkbar und auch etwas Druck von den Lohnkosten nimmt.
Sorgen macht, dass die in den letzten Umfragen wieder spürbare Unsicherheit in Bezug auf die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und die Rechtssicherheit nicht geringer geworden ist: 43 bzw. 30% sehen dies inzwischen als Risiko für ihr eigenes Geschäft an, insbesondere im Dienstleistungssektor.
Im Vergleich mit anderen Ländern in der Region liegt die Risikobewertung in Ungarn meist im Durchschnitt, im Vergleich zu anderen Weltregionen (z.B. China, USA) zeigen sich aber deutliche Unterschiede.
Quelle: AHK Ungarn
Stand: November 2023