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Anhaltende Verunsicherung bremst die Zuversicht
Der leichte Anstieg der Zufriedenheit vom Jahresbeginn 2025 hat sich nicht fortgesetzt. Zwar ist die Zahl der von Umsatzeinbußen betroffenen Betriebe merklich gesunken, jedoch halten steigende Kosten die Erträge weiterhin unter Druck.
Die Entwicklung verläuft in den einzelnen Branchen unterschiedlich. Die Geschäfte der Dienstleister laufen weiterhin auf gutem Niveau, aber nicht mehr ganz so rund wie zuvor. Die hartnäckige Kaufzurückhaltung macht dem Einzelhandel weiterhin zu schaffen und hat die Lageeinschätzungen wieder unter die Zufriedenheitsschwelle sinken lassen. In der Industrie geht die Nachfrage aus dem In- und Ausland kaum noch zurück. Für per Saldo positive Lagemeldungen reicht das jedoch nicht aus. Auch die Großhändler sind zufriedener als zuvor. Insgesamt ergibt sich ein IHK-Lageindikator (Differenz zwischen positiven und negativen Lageurteilen) für die Gesamtwirtschaft von fünf Punkten, zwei Punkte weniger als zum Jahrsauftakt.
Verbesserte aber fragile Nachfragetendenzen
Während die Auftragseingangstendenz zu Jahresbeginn noch klar negativ ausfiel, melden aktuell fast genauso viele Betriebe steigende wie fallende Orders, die Nachfrage fällt derzeit nicht weiter. Über diese Momentaufnahme hinaus rechnet die hiesige Wirtschaft auch für die nächsten zwölf Monate mit einer gleichbleibenden Entwicklung. Jeweils ein knappes Fünftel der Unternehmen erwartet steigende beziehungsweise fallende Exporte. Im Inland wird mit leicht rückläufigen Umsätzen gerechnet. In der regionalen Industrie fallen die Exporterwartungen etwas positiver aus. Während aus Asien und der Euro-Zone frische Impulse kommen sollen, ist von der ausgeprägten Zuversicht bezüglich des US-Marktes kaum etwas übriggeblieben. Das Hin und Her in der Zollpolitik des US-Präsidenten schürt weltweit die Verunsicherung. Die Zahl der Betriebe, die in geopolitischen Spannungen ein Geschäftsrisiko sehen, ist von 32 auf 49 Prozent geklettert.
Risiken bremsen die Zuversicht
Neben der unsicheren Nachfrageentwicklung bereiten die Energie- und Arbeitskosten weiterhin sehr vielen Unternehmen Sorgen. Nachgelassen hat dagegen die Relevanz der Wirtschaftspolitik als Risikofaktor. Daraus lässt sich eine gewisse Erleichterung darüber vermuten, dass Deutschland nach sechs Monaten endlich wieder eine Bundesregierung mit eigener Mehrheit im Parlament hat. Diese muss jetzt aber auch rasch liefern und für bessere Rahmenbedingungen und mehr Verlässlichkeit sorgen, damit sich die Stimmungsbesserung fortsetzt. Zu Jahresbeginn senkten mit Blick auf die kommenden Monate noch viel mehr Betriebe den Daumen als umgekehrt. Inzwischen halten sich Optimisten und Pessimisten nahezu die Waage. In fast alle Branchen ist die Zuversicht zurückgekehrt, wenn auch zunächst nur als zartes Pflänzchen. Auch im Großhandel haben sich die Erwartungen verbessert, sie bleiben jedoch leicht skeptisch.
Der Aufschwung lässt auf sich warten
Angesichts einer verbesserten, aber keineswegs dynamischen Nachfrageentwicklung und zahlreichen Unsicherheitsfaktoren bleiben die betrieblichen Planungen für die nächsten zwölf Monate von Vorsicht geprägt. Der Anteil der Betriebe, die ihre Ausgaben für Inlandsinvestitionen erhöhen wollen, ist nur ganz leicht auf 24 Prozent gestiegen. Er bleibt damit weiterhin hinter dem Anteil der Betriebe mit verringertem Investitionsbudget zurück (ein Drittel). Notwendige Ersatzinvestitionen werden vor allem für Digitalisierungs- sowie Rationalisierungsmaßnahmen genutzt. Kapazitätserweiterungen planen weiterhin nur wenige Unternehmen. Somit gehen vom Investitionsgeschehen kaum Impulse aus.
Die regionale Wirtschaft kommt folglich weiterhin nicht in Schwung. Das spiegelt sich auch in den Beschäftigungsplänen. Neueinstellungen werden vermieden, der Personalbestand geht tendenziell zurück. Die übliche Frühjahrsbelebung auf dem Arbeitsmarkt fällt aus, die Arbeitslosenquote verharrt Ende April bei 3,2 Prozent.
Jonas Pürckhauer, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Ulm