interview

„Es funktioniert, weil alle an einem Strang ziehen.“

Ochsenhausen spricht mit seinem Tourismusangebot sehr unterschiedliche Zielgruppen an. Wie funktioniert das Zusammenspiel?
Jana Kolb: Die Öchsle-Bahn, die Vereine, die Landesakademie für die musizierende Jugend, die Basilika St. Georg sowie wir mit unseren Kunstausstellungen in der Städtischen Galerie im Fruchtkasten arbeiten alle eng zusammen und verknüpfen die verschiedenen Angebote: Zum Beispiel sind die Abfahrtszeiten der Öchsle-Bahn so gestaltet, dass die Besucher genügend Zeit in Ochsenhausen haben, um nach oben ins Klosterareal zu gelangen, die Basilika zu besuchen und eine Führung mit Orgelkonzert zu genießen. Die Angebote so aufeinander abzustimmen, ist eine Herausforderung und funktioniert nur, weil alle an einem Strang ziehen.
Welche Touristen kommen nach Ochsenhausen, und von wo reisen sie an?
Kolb: Wir haben sehr viele unterschiedliche Gruppen: Die Fahrgäste der Öchsle-Bahn kommen von Warthausen und haben hier vier Stunden Zeit. Gut drei Viertel der jährlich etwa 49.000 Fahrgäste bleiben hier in Ochsenhausen, nehmen zum Beispiel Führungen in Anspruch und nutzen das gastronomische Angebot. Außerdem kommen viele Touristen mit Busunternehmen, die gerne Stadtführungen dazubuchen. Die Landesakademie zieht mit ihren etwa 70 Konzerten, Seminaren und Kursen jährlich rund 16.000 Gäste an. Für Ochsenhausen rechnen wir insgesamt mit etwa 70.000 Tagestouristen im Jahr. Die meisten Gäste kommen aus den umliegenden Städten, viele aus der Bodensee- und Allgäu-Region und dem Raum Stuttgart. Vereinzelt kommen sie auch von weiter her, die Busunternehmen dürfen wir sogar von der Schweiz und Österreich begrüßen.
Ochsenhausen ist auch Versorgungspunkt für die Umgebung ...
Mirjam Gauß: Genau, da gibt es zum Beispiel drei Apotheken und den Lebensmittel- Großhandel Utz. Dazu kommen drei Bäckereien, die sich mit ihren Gasträumen auch auf Touristen eingestellt haben. Die Eisdiele Rino ist mit ihrem Drive-in ein echtes Highlight, für das viele Motorradausflügler ihre Route extra über Ochsenhausen legen. Natürlich profitiert auch die restliche Gastronomie, die ihr Angebot zum Teil auch auf die Öchsle-Fahrten abstimmt – wie zum Beispiel ein Biergarten direkt am Bahnhof, der auch Kaffee und Desserts im Angebot hat. Die Innenstadt beleben wir mit verschiedenen Veranstaltungen, für Touristen ebenso wie für Einheimische.
Was sind typische Mitbringsel aus Ochsenhausen, die Touristen kaufen?
Gauß: Etwas ganz Besonderes ist zum Beispiel der Schmuck, den man im Shop des Muschelmuseums kaufen kann – das Museum ist übrigens die größte öffentlich zugängliche Privatsammlung in diesem Bereich weltweit. Wer etwas für Kinder sucht, ist im Spielwarengeschäft Ziesel richtig, und wenn noch mehr Platz im Koffer ist, wäre ein Einkauf bei Marco Moden oder in der Lesebar vielleicht das Richtige. In der Weihnachtszeit verkauft die Bäckerei hamppwerk einen im Kloster gereiften Christstollen, und bei der Bäckerei Grieser gibt es die sogenannten Ochsenkopf-Pralinen. Oder sie kommen zu uns in die Tourist-Info, da findet man Heimatsocken und vieles mehr. Am besten schlendert man einfach durch die Stadt und entdeckt alle unserer vielen Geschäfte.
Wie läuft die Koordination von Einzelhandel und Tourismus?
Kolb: Bei uns arbeiten Vereine, Gewerbevereine, Öchsle Bahn und Stadt eng zusammen. Ein tolles Beispiel ist der verkaufsoffene Sonntag, der immer zum Ende der Öchsle- Saison stattfindet. Durch diese Kombi ist die Stadt an diesem Tag richtig voll, und alle ziehen mit. Organisiert wird das Event vom Gewerbeverein Ochsenhausen, aber auch die Vereine sind dabei, und letztes Jahr hat sich auch die Stadtverwaltung mit einem Tag der offenen Tür an der Veranstaltung beteiligt.
Interview: Josef Röll