Betriebe fordern Reformen
Die duale Ausbildung in Mecklenburg-Vorpommern steht vor großen Herausforderungen – und bietet zugleich enorme Chancen. Das zeigen die aktuellen Ergebnisse der IHK-Ausbildungs- und Azubiumfrage 2025. Während viele Betriebe weiterhin Schwierigkeiten haben, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen, bewerten Auszubildende ihre Ausbildung überwiegend positiv.
Die Umfrage macht deutlich: Für eine zukunftsfähige berufliche Bildung braucht es jetzt entschlossene Schritte. Von der Stärkung digitaler Lernformen über eine bessere Erreichbarkeit der Berufsschulen bis hin zu einer fairen Unterstützung bei Fahrt- und Unterbringungskosten. Die Industrie- und Handelskammern in Mecklenburg-Vorpommern fordern deshalb konkrete Anpassungen im Schulgesetz und in den Förderregelungen, um die Attraktivität der dualen Ausbildung nachhaltig zu sichern. Die Ausbildungsbetriebe und Auszubildenden aus Mecklenburg-Vorpommern geben hervorragende Noten für die berufliche Bildung in Mecklenburg-Vorpommern.
Eine Berufsausbildung sichert den guten Start in das Berufsleben. Gleichzeitig senden Betriebe und Azubis das klare Signal: Berufliche Bildung ist auch deshalb so stark attraktiv, da sie oft vor Ort im Betrieb, nahe des heimatlichen Wohnortes, stattfindet. Und das muss auch weitestgehend für die Berufsschule gelten. Die IHKs appellieren an die Landesregierung: Denken Sie Berufsschule nicht nur in physischen, sondern auch in virtuellen Räumen. Gleichberechtigter Präsenzunterricht und hybride Unterrichtsmodelle, modern ausgestattete Schulen und wirksame finanzielle Unterstützungen bei weiten Berufsschulwegen sowie notwendigen Internatsunterbringungen sind notwendig. Lassen Sie uns gemeinsam dafür arbeiten, dass MV zu einem der attraktivsten Standorte für berufliche Bildung wird.“
IHK-Ausbildungsumfrage
Im Jahr 2024 konnten 50 Prozent der befragten Betriebe in MV alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen (Bund: 52 Prozent). Damit blieb fast jeder zweite Betrieb von unbesetzen Ausbildungsplätzen betroffen. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies eine Verschlechterung um sieben Prozentpunkte und unterstreicht die anhaltenden Schwierigkeiten bei der Fachkräftesicherung. Zugleich bedeutet dies, dass die Unternehmen auch unter dem Einfluss von multiplen Krisen weiterhin auf die duale Berufsausbildung setzen.
Die Gründe für unbesetzte Ausbildungsplätze sind vielfältig. Ca. 57 Prozent der Betriebe gaben an, keine geeigneten Bewerbungen erhalten zu haben, während ungefährt 37 Prozent überhaupt keine Bewerbungen bekamen. Weitere Ursachen sind Ausbildungsabbrüche in der Probzeit sowie nicht angetretene Ausbildungsverhältnisse. Bürokratische Hürden bei der einstellung von Bewerbern aus Drittstaaten spielen ebenfalls eine Rolle.
85 Prozent der Ausbildungsbetriebe stellen Defizite in der Ausbildungsreife fest. Besonders häufig genannt werden Schwächen in Mathamatik, Ausdrucksvermögen und Belastbarkeit. Auch die Berufswahlreife und die Fähigkeit zur Selbstorganisation werden kritisch gesehen. Diese Ergebnisse verdeutlichen den Bedarf an gezielter Förderung in Schulen und einer besseren Vorbereitung auf die Ausbildung durch gezielte Beruforientierung.
Die Erwartungen der Betriebe an die Berufsschullandschaft sind eindeutig und zeigen klare Prioritäten. 84 Prozent der Unternehmen halten mehr
Praxisbezug in den Berufsschulen für wichtig oder sehr wichtig. Eine engere Zusammenarbeit zwischen Schulen und Betrieben wird von 74 Prozent der
Befragten gefordert. Darüber hinaus sprechen sich die Betriebe für eine bessere personelle Ausstattung und eine modernere technische Infrastruktur der Berufsschulen aus. Hybride Lernformen und E-Learning-Angebote werden ebenfalls positiv gesehen: Rund 32 Prozent der Unternehmen stufen diese als wichtig oder sehr wichtig ein, während 38 Prozent eine neutrale Haltung einnehmen. Diese Ergebnisse machen deutlich, dass die Wirtschaft eine umfassende Modernisierung der beruflichen Bildung erwartet, die sowohl die Unterrichtsinhalte als auch die Lernmethoden zukunftsfähig gestaltet.
Praxisbezug in den Berufsschulen für wichtig oder sehr wichtig. Eine engere Zusammenarbeit zwischen Schulen und Betrieben wird von 74 Prozent der
Befragten gefordert. Darüber hinaus sprechen sich die Betriebe für eine bessere personelle Ausstattung und eine modernere technische Infrastruktur der Berufsschulen aus. Hybride Lernformen und E-Learning-Angebote werden ebenfalls positiv gesehen: Rund 32 Prozent der Unternehmen stufen diese als wichtig oder sehr wichtig ein, während 38 Prozent eine neutrale Haltung einnehmen. Diese Ergebnisse machen deutlich, dass die Wirtschaft eine umfassende Modernisierung der beruflichen Bildung erwartet, die sowohl die Unterrichtsinhalte als auch die Lernmethoden zukunftsfähig gestaltet.
Ca. 60 Prozent der Betriebe bildet bereits Auszubildende aus Drittstaaten aus oder kann sich dies für die Zukunft vorstellen. Die größten Hürden sind fehlende Deutschkenntnisse, bürokratische Verfahren und mangelnder Wohnraum.
IHK-Azubiumfrage
Die Zufriedenheit der Auszubildenden ist ausgesprochen hoch: 84 Prozent würden ihren Ausbildungsbetrieb weiterempfehlen. Ebenso erfreulich ist, dass drei Viertel der Befragten (74 Prozent) ihren Wunschberuf erlernen. Dieses Ergebnis zeigt, dass die duale Ausbildung in Mecklenburg-Vorpommern für viele junge Menschen die richtige Wahl für den Start in das Berufsleben ist und eine hohe Passgenauigkeit zwischen Berufswunsch und Ausbildungsplatz erreicht wird – ein starkes Signal für die Qualität der Beruflichen Bildung.
Die Entscheidung für eine duale Ausbildung wird vor allem durch den Praxisbezug geprägt: rund 96 Prozent der Auszubildenden geben an, dass dieser Grund voll oder eher zutrifft. Ebenso wichtig sind Übernahme- und Karrierechancen, die für etwa 91 Prozent ausschlaggebend sind. Für knapp 94 Prozent war entscheidend, dass die beruflichen Aufgaben ihren Interessen entsprechen. Auch die Nähe zum Wohnort (rund 79 Prozent) und eine verlässliche Vergütung (etwa 82 Prozent) spielen eine bedeutende Rolle. Diese Ergebnisse zeigen, dass die duale Ausbildung für die große Mehrheit der jungen Menschen eine attraktive und zukunftssichere Wahl darstellt.
Rund 78 Prozent der Auszubildenden sind für ihre Ausbildung nicht umgezogen und haben ihren Lernort Betrieb nahe dem Wohnort gefunden. Die Erreichbarkeit der Lernorte spielt eine große Rolle: 63 Prozent benötigen weniger als 30 Minuten zum Ausbildungsbetrieb, während die Wege zur Berufsschule für über 7 von 10 Auszubildenden länger als 30 Minuten dauern. Für den Schulweg nutzen 61 Prozent öffentliche Verkehrsmittel, zum Betrieb hingegen häufiger das eigene Fahrzeug (27 Prozent), während der ÖPNV hier mit 36 Prozent dominiert. Diese Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig Mobilität, eine gute Verkehrsanbindung im ländlichen Raum und die auskömmliche Finanzierung von weiten Berufsschulwegen und Internatsplätzen für die Attraktivität der dualen Ausbildung sind.
Bei der Berufswahl spielen praktische Erfahrungen und persönliche Kontakte eine entscheidende Rolle. Praktika sind mit 55 Prozent die wichtigste Unterstützung, gefolgt von Internetrecherche und Social Media mit 44 Prozent sowie Ausbildungsmessen mit 24 Prozent. Auch Ferienjobs und Beratungsgespräche tragen spürbar zur Orientierung bei.
Beim Zugang zum Ausbildungsbetrieb dominiert das persönliche Umfeld: 49 Prozent der Auszubildenden wurden über Familie, Freunde oder Bekannte auf ihren Betrieb aufmerksam. Danach folgen Unternehmenswebseiten mit 29 Prozent und Praktika oder Ferienarbeit mit 23 Prozent. Die Agentur für Arbeit und Online-Stellenbörsen spielen ebenfalls eine relevante Rolle, während Social Media und Printanzeigen deutlich weniger Einfluss haben.
Ein Großteil der Auszubildenden ist von Unterrichts ausfällen betroffen. 43 Prozent berichten, dass sowohl allgemeinbildende als auch berufsspezifische Fächer betroffen sind, 34 Prozent nennen vor allem allgemeinbildende Fächer und 23 Prozent berufsspezifische Fächer. Die Häufigkeit variiert: 35 Prozent erleben Ausfälle manchmal, 34 Prozent selten, während 15 Prozent dies oft und 6 Prozent sogar sehr oft angeben. Nur rund 10 Prozent sind nie betroffen. Diese Zahlen verdeutlichen, dass Unterrichtsausfall ein ernstzunehmendes Problem in der Berufsschule bleibt.
Die Qualität der Ausbildung im Betrieb wird von den Auszubildenden überwiegend positiv bewertet. 91,8 Prozent stimmen voll oder eher zu, dass ein gutes Betriebsklima herrscht. Die Begleitung durch Ausbilderinnen und Ausbilder wird sogar von 85 Prozent als positiv empfunden. Auch das Image des Betriebs überzeugt: 91,5 Prozent bewerten es als gut oder sehr gut. Besonders hervorzuheben ist die Organisation der Ausbildung – über 82 Prozent bestätigen, dass diese gut strukturiert ist, etwa durch Ausbildungspläne oder klare Abläufe. Diese Ergebnisse zeigen, dass die duale Ausbildung in den Betrieben nicht nur fachlich, sondern auch sozial und organisatorisch auf einem hohen Niveau stattfindet.
Methodik
Die IHK-Ausbildungs- und Azubiumfrage 2025 basiert auf zwei getrennten Befragungen, die im Frühjahr 2025 durchgeführt wurden. Die Ausbildungsumfrage wurde vom 12. bis 30. Mai 2025 von der deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) durchgeführt und richtete sich an ca. 3.500 Ausbildungsbetriebe in Mecklenburg-Vorpommern. Insgesamt nahmen 182 Betriebe teil, was einem Rücklauf von 5,2 Prozent aller ausbildungsberechtigten Unternehmen im Bundesland entspricht.
Die Azubiumfrage wurde vom 17. März bis 12. April 2025 unter Auszubildenden im ersten Ausbildungsjahr durchgeführt. Diese Umfrage wurde von den Industrie- und Handelskammern der neuen Bundesländer und Berlin gemeinsam unter Federführung der IHK Magdeburg organisiert und ausgewertet. In Mecklenburg Vorpommern beteiligten sich 618 Auszubildende, was rund 13 Prozent der im Jahr 2024 neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen entspricht.
Kontakt

Peter Todt
Aufgabenbereich:
Geschäftsbereichsleiter
Geschäftsbereich: Aus- und Weiterbildung