28.11.2024

Einbruch bei Werften und Häfen: Maritime Wirtschaft unter Druck

IHK Nord fordert politische Impulse für Schlüsseltechnologien und Infrastruktur

Die Konjunkturaussichten der maritimen Wirtschaft in Deutschland haben sich im Herbst 2024 im Schiffbau und in der Hafenwirtschaft im Vergleich zum Frühjahr 2024 deutlich eingetrübt. Dies ist das Ergebnis der aktuellen IHK Nord-Branchenumfrage, welches zu den nach unten korrigierten bundesweiten Konjunkturprognosen passt. Dagegen konnte das Konjunkturbarometer in der Schifffahrt leicht zulegen. Sorge bereiten den maritimen Unternehmen vor allem die Entwicklungen der Arbeitskosten und der Energie- und Rohstoffpreise, sowie die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und der Fachkräftemangel.
Am deutlichsten rückläufig ist das Konjunkturbarometer im Schiffbau mit einem Minus von etwas über 30 Punkten. Immerhin schätzen neun von zehn der befragten Unternehmen die Entwicklung der Geschäftslage zumindest als gleichbleibend ein. Wirtschaftliche Risiken sehen die Werften mit Blick auf die Gewinnung von Fachkräften (80 Prozent), die Entwicklung der wirtschaftspolitischen Rahmen-bedingungen (71 Prozent) und der Arbeitskosten (65 Prozent) sowie die Energie- und Rohstoffpreise (58 Prozent).
„Die Werften sind für den Erhalt von Schlüsseltechnologien im Schiffbau und für die Umsetzung der Energiewende im Offshore-Bereich extrem wichtig. Daher braucht es vor allem regulatorische Erleichterungen und gezielte Unterstützung durch den Bund – dies zusätzlich zur geplanten europäischen maritimen Industriestrategie“, fordert der IHK Nord-Vorsitzende Dr. Bernhard Brons.
Bei der Hafenwirtschaft sinkt der Geschäftsklimaindex deutlich um rund 25 auf 77,2 Punkte. Hier schätzen rund 30 Prozent der Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht ein, rund ein Drittel erwartet eine ungünstigere Geschäftslage. Sieben von zehn Betrieben sehen Risiken mit Blick auf die Entwicklung der Arbeitskosten. Knapp zwei Drittel der Unternehmen klagt über den Fachkräftemangel und mehr als jedes zweite über die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.
„Die in diesem Jahr verabschiedete Nationale Hafenstrategie der Bundesregierung hat der Hafenwirtschaft bisher keine spürbaren Impulse verliehen. Gleichzeitig herrscht weiterhin erhebliche Unsicherheit darüber, ob und in welchem Umfang sich der Bund künftig stärker an der dringend benötigten Finanzierung der Hafeninfrastrukturen in den Küstenländern beteiligen wird“, sagt Brons.
In der Schifffahrt haben sich die Konjunkturaussichten leicht verbessert. Der Geschäftsklimaindex verzeichnet ein Plus von rund fünf Punkten und liegt bei 108,5 Punkten. Zwei Drittel der befragten Reeder erwarten eine günstigere oder gleichbleibende Entwicklung der Geschäftslage.
„Der Nahost-konflikt und die Huthi-Angriffe haben zum Teil zu einem deutlichen Anstieg der Frachtraten in der Schiff-fahrt geführt“, erklärt der Vorsitzende der IHK Nord. Rund drei Viertel der Unternehmen sehen Risiken bei den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sowie bei den Energie- und Rohstoffpreisen.
„Maritime Souveränität und Energiewende wird es nur mit einer starken, wettbewerbsfähigen nationalen maritimen Branche geben. Um den Herausforderungen des internationalen Wettbewerbs, der Energiewende und des Fachkräftemangels zu begegnen, braucht es jetzt klare und zukunftsgerichtete Impulse aus der Politik – insbesondere in den Bereichen Investitionen, Infrastruktur und Rahmenbedingungen“, so Brons. Und weiter: „Wir begrüßen die jüngsten Beschlüsse der Konferenz der Wirtschafts- und Verkehrsminister der norddeutschen Küstenländer ausdrücklich. Der geplante Ausbau und die Modernisierung der Schienen- und Straßeninfrastruktur sind entscheidende Schritte, um die Anbindung der Häfen zu stärken und die Effizienz des Güterverkehrs nachhaltig zu verbessern.“
Der Bericht zur MARITIMEN KONJUNKTUR - HERBST 2024 ist abrufar unter “Weitere Informationen”.
Die IHK Nord ist der Zusammenschluss dreizehn norddeutscher Industrie- und Handelskammern aus Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Sie vertreten knapp 890.000 Unternehmen in Norddeutschland.