28.10.2024

IHK-Konjunkturumfrage für Westmecklenburg Herbst 2024

Die aktuelle Konjunkturumfrage Herbst 2024 der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin zeichnet ein eingetrübtes Bild der wirtschaftlichen Lage in Westmecklenburg. Die Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistung berichten überwiegend von einer angespannten Geschäftslage. Gleichzeitig bleiben die Erwartungen an die künftige Entwicklung pessimistisch. Besonders die hohe Bürokratielast in weiten Teilen des Wirtschaftslebens erweist sich als größtes Hemmnis.
Das Stimmungstief spiegelt besonders der IHK-Konjunkturklimaindikator wider, der die Geschäftslage und die Erwartungen der Unternehmen in einem Wert zusammenfasst. Er ist von 93,5 Punkten im Frühjahr auf aktuell 88,6 Punkte gefallen. Der 10-jährige Mittelwert liegt bei 111,6 Punkten.

Immer wieder neue Belastungen für die Unternehmen

Während in den Vorumfragen steigende Energiepreise die Liste der wirtschaftlichen Risiken anführten, treten nun besonders Sorgen um die konjunkturelle Entwicklung in den Vordergrund. Eine zurückhaltende Binnennachfrage und die zunehmende Unsicherheit im internationalen Handel belasten die regionalen Unternehmen. Diese Sorgen treten zusätzlich auf, denn insgesamt bleiben die Belastungen für die Wirtschaft zu hoch. So benennt auch weiterhin jedes zweite Unternehmen die gestiegenen Energiekosten als Risiko seiner wirtschaftlichen Entwicklung.
„Es gibt zu viel Bürokratie, eine allgemeine Kauf- und Investitionszurückhaltung, einen hohen Kostendruck, fehlende Arbeitskräfte und eine Wirtschaftspolitik, die offensichtlich zu wenig in der Realität der Unternehmen verhaftet ist“, fasst Peter Todt, amtierender Hauptgeschäftsführer der IHK, die Bedenken der Unternehmen zusammen.
Des Weiteren sind Erhöhungen der Grund-, Gewerbe- und Bettensteuer, wie zum Beispiel in der Landeshauptstadt Schwerin, in der politischen Diskussion.
„Solche Entwicklungen sind ein fatales Signal für den Wirtschaftsstandort Westmecklenburg. Die Löcher in den öffentlichen Haushalten sollen zu Lasten der lokalen Unternehmen gestopft werden. Und das zusätzlich in einer Zeit in der nachweislich die Konjunktur am Boden liegt“, so Matthias Belke, Präsident der IHK zu Schwerin.
Denn auch die finanziellen Risiken der Unternehmen sind trotz einer dezenten Entspannung in der aktuellen Umfrage weiterhin zu hoch. Nur 45 Prozent der Unternehmen sprechen von einer unproblematischen Finanzlage. Gestiegene Kosten schlagen sich nachweislich auf die Unternehmensbilanzen nieder.
„Lokal gibt es auch Berichte von Unternehmen, bei denen es durch unzureichende Wegebeschilderungen im Zuge von Baustellen dazu kommt, dass Kunden und Lieferanten nicht entsprechend zu ihnen finden. Bei allem Verständnis für notwendige Baumaßnahmen und die Freude über vernünftige Straßen, darf es nicht passieren, dass Unternehmen unnötig in Ihrer Arbeit eingeschränkt werden“, konstatiert Matthias Belke.

Bürokratie und unbesetzte Stellen bremsen das gesamte Wirtschaftsleben aus

Ein besonderer Fokus der aktuellen Konjunkturumfrage lag auf dem Bereich Beschäftigung. Trotz der konjunkturellen Sorgen bleibt der Mangel an Arbeitskräften kurz- wie langfristig ein dominierendes Thema. Jedes dritte Unternehmen in der Umfrage gibt an, Stellen längerfristig nicht besetzen zu können. Im Durchschnitt sind bei diesen Unternehmen drei Stellen vakant. Als wesentlich bezeichnet ein Großteil aller Befragten, dass wiederum die Bürokratielast im Personalbereich (70 Prozent) reduziert und die berufliche Bildung (69 Prozent) gestärkt werden müsse.
„Viele unserer Ressourcen fließen nicht mehr in das Kerngeschäft, sondern in die Erfüllung von Verwaltungsvorschriften“, so Belke. „Gerade der lokale Mittelstand hat hart damit zu kämpfen, die zusätzlichen Anforderungen zu bewältigen.“
„Die Unternehmen stellen sich daher vermehrt die Frage, ob die Politik die Leistungen und die Bedeutung der Wirtschaft für Deutschland insgesamt und für das Bundesland noch wertschätze“, bringt Peter Todt es auf den Punkt. „Es muss eine politische Priorisierung auf die wirtschaftlichen Themen geben und nicht immer mehr Bürokratie und zusätzliche finanzielle Belastungen.“
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