23.12.2024
IHK-Fazit 2024: Ein verschenktes Wirtschaftsjahr
Stagnation bestimmte das Jahr 2024. Gedämpfte Erwartungen an 2025. Die Wirtschaft fordert von der Politik eine klare Strategie und wichtige Impulse.
Regionale Konjunktur
Stagnation bestimmt das Jahr 2024
Die Industrie- und Handelskammer Schwerin zieht eine ernüchternde Bilanz für das Wirtschaftsjahr 2024. Laut der regelmäßigen Konjunkturumfragen der IHK zeichnet sich für das gesamte Jahr ein überwiegend pessimistisches Bild der wirtschaftlichen Entwicklung ab. Viele Unternehmen in der Region hatten und haben mit vielfältigen Problemen zu kämpfen.
„2024 war für viele unserer Mitgliedsunternehmen ein extrem schwieriges Jahr“, betont Matthias Belke, Präsident der IHK zu Schwerin.
„Die stark gestiegenen Energiekosten, der anhaltende Kostendruck und die schwache Konsumnachfrage haben viele Betriebe an ihre Grenzen gebracht. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen, die das Rückgrat unserer Wirtschaft bilden, stehen unter erheblichem Druck.“
„Die stark gestiegenen Energiekosten, der anhaltende Kostendruck und die schwache Konsumnachfrage haben viele Betriebe an ihre Grenzen gebracht. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen, die das Rückgrat unserer Wirtschaft bilden, stehen unter erheblichem Druck.“
„Unser zentrales Stimmungsbarometer der regionalen Wirtschaft lag über das gesamte Jahr hinweg im negativen Bereich“, fasst Peter Todt, amtierender Hauptgeschäftsführer der IHK zu Schwerin, die Daten zusammen.
„Besonders auffällig ist, dass die Politik einen entscheidenden Anteil an der Situation hat. Neben der extrem hohen Bürokratielast wurde die Sprunghaftigkeit und die damit einhergehende, fehlende Planbarkeit durch die Unternehmen immer wieder stark bemängelt.“
„Besonders auffällig ist, dass die Politik einen entscheidenden Anteil an der Situation hat. Neben der extrem hohen Bürokratielast wurde die Sprunghaftigkeit und die damit einhergehende, fehlende Planbarkeit durch die Unternehmen immer wieder stark bemängelt.“
Duale Berufsausbildung
Gemeinsam für Fachkräfte einsetzen
Knapp 1.500 neue Fachkräfte: Die IHK zu Schwerin nahm auch in diesem Jahr erfolgreich die Weiterbildungs- und Ausbildungsprüfungen ab. Die qualitätsorientierte Durchführung der Prüfungen in der Berufsausbildung, der höheren Berufsbildung sowie der Fach- und Sachkunde gewährleistet ein bundeseinheitliches, hohes Niveau an sehr gut ausgebildeten Fachkräften, die der Wirtschaft insgesamt zur Verfügung stehen.
Für die nächste Generation ist ebenfalls gesorgt. So starteten in das 2024 begonnene Ausbildungsjahr 1.256 junge Menschen ihre Berufsausbildung in einem IHK-Unternehmen. In insgesamt 145 Ausbildungsberufen über alle Branchen hinweg offerieren die Unternehmen in Westmecklenburg attraktive berufliche Perspektiven.
„Unsere Wirtschaftsregion bietet neben den bekannten Berufen zum Bespiel im Tourismus und der Ernährungswirtschaft ebenso Ausbildungen in der Gesundheitswirtschaft oder dem Maschinenbau an“, erläutert Peter Todt, der auch die Leitung des Geschäftsbereichs Aus- und Weiterbildung der IHK zu Schwerin verantwortet.
„Unsere Unternehmen stehen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zur Dualen Berufsausbildung. Auch in diesem Jahr konnten leider nicht alle Ausbildungsstellen besetzt werden.“
„Unsere Unternehmen stehen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zur Dualen Berufsausbildung. Auch in diesem Jahr konnten leider nicht alle Ausbildungsstellen besetzt werden.“
Energiethemen
Essenziell für die Wirtschaft
Die Wirtschaft erwartet in allen Geschäftsbereichen eine klare Ausrichtung der regionalen und überregionalen Energiepolitik. Ob Strom oder Gas: Nicht nur die Industrie leidet unter den anhaltend hohen Energiepreisen. Unternehmen im überregionalem Wettbewerb sind besonders betroffen. Ihre Produkte und Zulieferungen an Abnehmer sind kaum noch konkurrenzfähig. Aber auch der Tourismusbereich und die Gastronomie sind gezwungen, die höheren Energiekosten abzufedern oder komplett auf die Preise umzulegen. Die Sicherheit und Kostengünstigkeit der Energie muss das klare Ziel der Wirtschaftspolitik sein.
Auch wenn nunmehr zum Jahreswechsel die Netzentgelte bundesweit umgelegt werden: Die Entlastungen werden zur Jahresmitte 2025 durch einen deutlichen Anstieg der Gasnetzentgelte und den weiteren Netzausbaukosten der Stromautobahnen aufgezehrt.
„Die Bundepolitik mag lange rote Ampelphasen in Berlin verkraften, die regionale Wirtschaft aber nicht! Es muss ein klares Konzept durch den Bund und das Land MV in die Umsetzung gebracht werden, um die Energiekosten in ganz Norddeutschland deutlich zu senken“, so Matthias Belke.
„Wir erzeugen erhebliche Mengen an Grünstrom und haben faktisch keine Vorteile davon“, so der IHK-Präsident weiter.
„Wir erzeugen erhebliche Mengen an Grünstrom und haben faktisch keine Vorteile davon“, so der IHK-Präsident weiter.
Landesplanung mit Hindernissen
Mit der Überarbeitung der Landesraumplanung erwartet die Wirtschaft insgesamt deutliche Klarheiten. Um Fach- und Arbeitskräfte zu gewinnen und zu halten braucht es aus Sicht der Wirtschaft mehr kostengünstigen Wohnraum. Mehrfamilienhäuser nahe der Gewerbezentren mit einer Vielzahl von Arbeitsplätzen stehen ganz oben auf der Wunschliste vieler Unternehmen. Die Diskussion um Grüne Gewerbegebiete muss mit den wichtigsten Bereichen in die Umsetzung gehen: Bezug von Grünstrom aus dem Umfeld ohne die am Markt üblichen Gebühren, Abgaben und Steuern, der Ausbau erneuerbarer Energien im unmittelbaren Umfeld und vor allem die schnellen Datenverbindungen sind weitere wesentliche Bestandteile der Forderungen.
„Die Beratungen zur Überarbeitung des Landesraumentwicklungsprogramms Mecklenburg-Vorpommern (LEP) dürfen sich nicht weiter verzögern! Wir müssen visionär die kommenden 10 bis 20 Jahre in den Möglichkeiten der Raumnutzung abbilden“, so Peter Todt.
„Mit dem Industriepolitisches Konzept MV 2030 (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 4270 KB)haben wir eine Steilvorlage, die leider nicht offensiv genutzt wurde und wird“, bemängelt Peter Todt. „Industrieakzeptanz und Industriemarketing sind wesentlich für einen deutlichen Ausbau des industriellen Bereiches. Die Industrie ist der primäre Wertschöpfungsbereich und sichert direkt und indirekt bei Zulieferbetrieben sowie beim Bäcker oder dem Lebensmitteleinzelhandel weitere Arbeitsplätze“.
„Mit dem Industriepolitisches Konzept MV 2030 (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 4270 KB)haben wir eine Steilvorlage, die leider nicht offensiv genutzt wurde und wird“, bemängelt Peter Todt. „Industrieakzeptanz und Industriemarketing sind wesentlich für einen deutlichen Ausbau des industriellen Bereiches. Die Industrie ist der primäre Wertschöpfungsbereich und sichert direkt und indirekt bei Zulieferbetrieben sowie beim Bäcker oder dem Lebensmitteleinzelhandel weitere Arbeitsplätze“.
Gedämpfte Erwartungen
Für 2025 braucht es deutliche Impulse
Mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl richtet die IHK den dringenden Appell an die Politik, der Wirtschaft eine höhere Priorität einzuräumen. Die IHK-Konjunkturumfragen haben gezeigt, dass die Politik in 2024 zu einem Risiko der wirtschaftlichen Entwicklung geworden ist. Eine aktive Wirtschaftspolitik muss jedoch vielmehr den Rahmen für eine kontinuierliche Wettbewerbsfähigkeit und ein erfolgreiches unternehmerisches Arbeiten setzen. Dazu gehört spürbar zu deregulieren und damit überflüssige bürokratische Anforderungen abzuschaffen. Das ist eine Hauptforderung der Unternehmen in Westmecklenburg an die Politik.
„Die Zeit drängt“, mahnt Matthias Belke.
„Wenn die Politik 2025 nicht deutliche Impulse setzt, droht eine weitere Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit. Unsere Unternehmen stehen vor gewaltigen Umbrüchen. Ohne mutige Reformen, eine spürbare Deregulierung und eine klare wirtschaftspolitische Strategie werden wir den Anschluss verlieren.“
„Wenn die Politik 2025 nicht deutliche Impulse setzt, droht eine weitere Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit. Unsere Unternehmen stehen vor gewaltigen Umbrüchen. Ohne mutige Reformen, eine spürbare Deregulierung und eine klare wirtschaftspolitische Strategie werden wir den Anschluss verlieren.“
Wirtschaft fragt Politik - Kandidaten zur Bundestagswahl 2025
In einen öffentlichen Dialog mit der Wirtschaft tritt die Politik am 27. und 28. Januar im Ludwig-Bölkow-Haus der IHK zu Schwerin. An den beiden Tagen werden Unternehmen die Möglichkeit haben, mit den Kandidaten der Region zur Wahl des Deutschen Bundestags in den Austausch zu kommen.
Der Wirtschaft Priorität einräumen
Auch auf Landesebene wird die IHK zu Schwerin Politik und Verwaltung sachlich und mit Nachdruck begleiten. Zu den wesentlichen Punkten gehört, die geplante Industriestrategie umzusetzen. Mit der konsequenten Umsetzung der lang bekannten und abgestimmten Handlungsfelder kann die Landespolitik eigene wichtige Impulse für die Breite der Wirtschaft setzen. Ein wichtiger Baustein für eine zukunftsfähige Entwicklung des Landes liegt in der Begleitung des Landesraumentwicklungsprogramms Mecklenburg-Vorpommern.
„Die IHK, Hauptamt wie Ehrenamt, stehen der Politik für den sachlichen Dialog zur Verfügung“, betont Peter Todt.
„Man kann nur immer wieder daran erinnern, die Wirtschaft und ihr Know-how frühzeitig bei den Überlegungen zu den praktischen Auswirkungen von gesetzlichen Vorhaben einzubeziehen. Dieses Gesprächsangebot gilt für aktuelle wie zukünftige politisch Verantwortliche.“
„Man kann nur immer wieder daran erinnern, die Wirtschaft und ihr Know-how frühzeitig bei den Überlegungen zu den praktischen Auswirkungen von gesetzlichen Vorhaben einzubeziehen. Dieses Gesprächsangebot gilt für aktuelle wie zukünftige politisch Verantwortliche.“
Auch auf kommunaler Ebene wird sich die IHK zu Schwerin in wirtschaftspolitisch relevante Diskussionen aktiv einmischen. Besonders wenn es sich, wie zuletzt in Schwerin um geplante Erhöhungen von Steuern handelt, wird die IHK mit Unterstützung ihres Ehrenamtes die Auswirkungen solcher Maßnahmen auf den Wirtschaftsstandort verdeutlichen.
„Handlungsbedarf ist dringend geboten“, mahnt Matthias Belke.
„Die Wirtschaft kann sich nicht noch ein verschenktes Wirtschaftsjahr ohne Impulse leisten. Der Politik muss klar sein, dass Unternehmen erwirtschaften, was sie verteilt.“
„Die Wirtschaft kann sich nicht noch ein verschenktes Wirtschaftsjahr ohne Impulse leisten. Der Politik muss klar sein, dass Unternehmen erwirtschaften, was sie verteilt.“
Neue IHK-Vollversammlung
Strategische Leitlinien setzen
Die entscheidende Säule der IHK-Organisation ist das ehrenamtliche Engagement seiner Mitgliedsunternehmen. Das höchste Gremium ist die Vollversammlung, die in diesem Jahr neu gewählt wurde. Die Vollversammlung vertritt das Gesamtinteresse der Wirtschaft in Westmecklenburg. Insgesamt 43 Unternehmerinnen und Unternehmer engagieren sich ehrenamtlich für die kommenden fünf Jahre und setzen zusammen mit den Ausschüssen und Arbeitskreisen die strategischen Leitlinien der IHK-Arbeit und treffen richtungsweisende Entscheidungen. Dazu gehören zum Beispiel die Erhöhung der IHK-Präsenz in der Fläche und die Findung einer neuen Hauptgeschäftsführung.