Rückblick

Nachhaltiger Ingenieur- und Verkehrswegebau im Fokus

Experten und Interessierte aus dem Bauwesen diskutierten zum "Nachhaltiger Ingenieur- und Verkehrswegebau" über aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen.
Einmal zum Mond und wieder zurück – so reicht die Gesamtlänge des deutschen Straßennetzes, sogar ein wenig weiter. Auf 830.000 Kilometer schätzt das Bundesministerium für Digitales und Verkehr die Infrastruktur aus Autobahnen, Bundes-, Landes- und Kreisstraßen sowie innerörtliche Verkehrswege. Laut Bundesverkehrswegeplan sollen allein die Bundesfernstraßen in den nächsten Jahren um weitere 6.100 km ausgebaut werden. Hinzu kommt die Instandhaltung der bestehenden Infrastruktur. Wichtige Bestandteile der Straße sind Ingenieurbauwerke wie Brücken und Tunnel.

Wissen vernetzen

Die Allianz für nachhaltiges Bauen in Mecklenburg- Vorpommern hatte am 27. Oktober 2023 in die Industrie- und Handelskammer zu Schwerin zu einem „Arbeitstreffen“ eingeladen.
Gemeinsam mit Vertretern des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr, dem VSVI MV, Planern und ausführenden Gewerken und entsprechenden Interessensvertretungen wurden in drei Workshops Handlungsfelder erarbeitet, um im Ingenieur- und Verkehrswegebau einen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele in Mecklenburg-Vorpommern leisten können.

Wirtschaftlichkeit notwendig

Während Nachhaltigkeit im Straßenbau in der Vergangenheit meist auf wirtschaftliche Nachhaltigkeit fokussierte, rückt nun in der Bauwende zunehmend der ökologische Aspekt von Nachhaltigkeit stärker in den Fokus. Die Verbesserung der Dauerhaftigkeit von Konstruktionen oder der vermehrte Einsatz von Recycling-Materialien sind hierbei Stellschrauben. Dabei muss natürlich die Wirtschaftlichkeit immer mitgedacht werden, denn die Investitionsmittel sind knapp.

Öffentliche Hand in Vorreiterrolle

Der Bausektor gilt als einer der energie- und ressourcenintensivsten Wirtschaftszweige, und seine Entscheidungen haben einen erheblichen Einfluss auf die Erreichung der Klimaziele in Mecklenburg-Vorpommern Der Ingenieur- und Verkehrswegebau kann sich diesbezüglich zu einem Sektor mit Vorbildfunktion entwickeln, da hier die öffentliche Hand überwiegend als Auftraggeber fungiert.

Impuls von Prof. Dr. Ulf Zander

Ein Höhepunkt der Veranstaltung war der Vortrag von Prof. Dr. Ulf Zander von der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) zum Thema "Wege in die Nachhaltigkeit – Potenziale in der Straßenbautechnik". In diesem beleuchtete er den aktuellen Stand der Technik und die neuesten Entwicklungen im Hinblick auf nachhaltigen Ingenieur- und Verkehrsbau. Sein Beitrag bot wertvolle Einblicke in die Herausforderungen und Chancen dieses wichtigen Sektors.

Fachforen zur Diskussion und Vernetzung

In drei Fachforen gab es für die Teilnehmer anschließend die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch zu verschiedenen Themenschwerpunkten, mit dem Ziel, Fachleute aus der Branche zu vernetzen und zu aktivieren. Zudem wurden aktuelle Entwicklungen, relevante Fragestellungen, Hindernisse und Lösungsansätze diskutiert.

Die drei Foren mit den Themen:

  • Politik und Vergabe, moderiert von Marcus Fourmont (Inros Lackner SE)
  • Klima-/Bodenschutz, ökologisches Wassermanagement, moderiert von Dr. Sven Reiter (Landesamt für Straßenbau und Verkehr MV) und
  • Wertstoffkreislauf/neue Baustoffe, moderiert von Dipl.- Ing. Matthias Niet (Vorsitzender Meister Prüfungsausschuss Straßenbau der Handwerkskammer Schwerin)
beschäftigten sich unter anderem mit Thesen und Fragestellungen wie "Fressen Gesetze Innovation?", "Macht die Pflicht zur CO2-Bilanzierung Bauwerke unnötig teuer?" und "Ist die Qualität der Recycling-Baustoffe für das zirkuläre Bauen ausreichend?"

Aufbruchsstimmung spürbar

Die Ergebnisse der Fachforen wurden anschließend in einer gemeinsamen Talkrunde mit der Fragestellung „Wie kann MV das Potenzial des nachhaltigen Ingenieur- und Verkehrswegebau heben?“ besprochen und ausgewertet. Die rege Teilnahme und die lebhaften Diskussionen zeigten das starke Interesse und die Dringlichkeit der Themen, die auf der Veranstaltung behandelt wurden.

Auswertende Zusammenfassung

Lebenszykluskosten als Berechnungsgrundlage

Im Ergebnis hat Mecklenburg-Vorpommern noch einen besonders weiten Weg vor sich. Der Appell der Branche an die Bauherren wie Kommunen und Landkreise: Weniger Gewicht auf die reinen Investitionskosten zu legen, sondern höhere Gewichtung auf die Lebenszykluskosten zu legen. Denn Dauerhaftigkeit senkt unter dem Strich die Kosten.
In der abschließenden Talkrunde waren sich Heiko Rohatzsch (Ingenieurkammer M-V) und René Müller (VSVI) einig, dass die Innovationsbereitschaft gefördert werden muss und nicht durch Regelungen beschnitten werden darf. Zuviel Bürokratie schrecke ab. Klare und nachvollziehbare Kriterien, sowie Wissenstransfer fördern bei allen Parteien die Umsetzung. Tenor der Teilnehmer: Wir alle wünschen uns, dass wir als Experten die Politik erreichen.
Interessierte, die bei der neuen Projektgruppe zum Thema mitarbeiten möchten, sind herzlich willkommen.