IHK-Digitalisierungsumfrage 2024: KI - Der neue Motor für Innovation in Unternehmen
Die jährliche Umfrage der Industrie-und Handelskammern in Mecklenburg-Vorpommern zeigt, dass sich die Wirtschaft mit steigendem Erfolg den vielfältigen Herausforderungen der digitalen Transformation stellt. Allerdings bemängeln 34 Prozent der Unternehmen den schlechten Ausbau des Breitbandnetzes. Dies stellt nach Ansicht der Befragten einen erheblichen Wettbewerbsnachteil dar.
- Künstliche Intelligenz zieht in Unternehmen ein, Breitbandausbau weiter mangelhaft
- Gründe für Digitalisierungsmaßnahmen stabil
- Konsequenter Glasfaserausbau notwendig
- Unternehmen kritisieren Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung: Ernüchterndes Fazit
- KI als Schlüssel zum Erfolg?
- Cybersecurity allgegenwärtiges Thema
Künstliche Intelligenz zieht in Unternehmen ein, Breitbandausbau weiter mangelhaft
Längst ist die Digitalisierung eine Grundvoraussetzung für erfolgreiches Wirtschaften. Effiziente und systematisch durchdachte Workflows erleichtern zunehmend die Arbeit. Diese Potenziale beeinflussen den Ausbau des Digitalisierungsgrades im Unternehmen trotz schwieriger Umstände fortwährend positiv.
Dies geht aus der Umfrage, die die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) zusammen mit den Industrie-und Handelskammern in Mecklenburg-Vorpommern (IHKs in MV) im Dezember 2024 durchgeführt hat, hervor. So schätzen 79 Prozent der befragten Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern den Stand der Digitalisierung als befriedigend oder besser ein, dies stellt eine Verbesserung um 8 Prozentpunkte zum Jahr 2020 dar. Im Branchenvergleich schätzen insbesondere die Informations- und Kommunikationstechnik-Branche, Handelsunternehmen und die Finanzwirtschaft ihren Digitalisierungsgrad als gut ein, während sich kein klarer Zusammenhang mit der Beschäftigtenzahl der Unternehmen ablesen lässt.
Gründe für Digitalisierungsmaßnahmen stabil
Auch 2024 wurden die Flexibilisierung des Arbeitens (62 %), Qualitätsverbesserungen (62 %) sowie Kostenersparnis (60 %) als wichtigste Motive angeführt. Bereits digitalisierte Unternehmen treiben die Digitalisierung bei ihren Geschäftspartnern voran: Kundenbindung war neben der Bewältigung des Fachkräftemangels sowie Innovation für zwei von fünf Unternehmen ein Motiv für Digitalisierungsmaßnahmen.
Herausforderungen unverändert
Die Ergebnisse und Rangfolge der größten Hindernisse blieben im Vergleich zum Vorjahr weitgehend gleich. Mit der Einführung neuer Technologien geht weiterhin ein hoher Investitions- und Umstellungsbedarf in den Unternehmen einher, der viel Zeit und Personalkapazität bindet. Bereits in den vergangenen Jahren war Zeitmangel ein erhebliches Problem; mit 57 Prozent steht dieser bei den Herausforderungen an erster Stelle und wird dicht von der Komplexität mit 50 Prozent gefolgt. Herausfordernd sind außerdem Sicherheitsrisiken für 45 Prozent der Befragten und die finanziellen Aufwendungen mit 44 Prozent, die mit der Digitalisierung verbunden sind. Dies betrifft die Anfangsinvestitionen für Anschaffung und Installation von Hard- und Software, die Weiterbildungsmaßnahmen für die Mitarbeiterschaft sowie Aufwendungen für Wartung, Aktualisierung oder Maßnahmen zur Datensicherheit.
Gerade Kleinst- und Kleinunternehmen sind auf eine finanzielle Begleitung angewiesen. Die Wirtschaft fordert schlanke und effiziente Verfahren sowie eine niedrige Bagatellgrenze in einer neuen Digitalisierungsförderrichtlinie.
Differenziert nach Unternehmensgröße ist hervorzuheben, dass die Akzeptanz bei den Mitarbeitern für Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten (46 %) eine deutlich größere Herausforderung darstellt als für Unternehmen mit bis zu 9 Mitarbeitern (17 %). Ebenfalls scheinen Zeit und Komplexität bei größeren Unternehmen (66 bzw. 64 %) häufiger eine Herausforderung darzustellen als bei kleinen Unternehmen (55 bzw. 45 %). Dagegen haben kleine Unternehmen (50 %) es häufiger schwer, die finanziellen Mittel für die Digitalisierungsmaßnahmen bereitzustellen als größere Unternehmen (38 %). Auch erschweren rechtliche Unsicherheiten Digitalisierungsmaßnahmen bei kleinen Unternehmen (36 %) fast doppelt so häufig wie bei Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern (20 %).
Konsequenter Glasfaserausbau notwendig
Aber auch mangelnde Internetgeschwindigkeit wurde nach wie vor von den Unternehmen genannt. Über ein Drittel der teilnehmenden Unternehmen aus Mecklenburg- Vorpommern gaben an, dass die aktuelle Verfügbarkeit von schnellem Internet am Standort des Unternehmens nach wie vor nicht dem tatsächlichen Bedarf entspräche. Dies verwundert nicht, geben drei von 10 Unternehmen an, maximal 50 Mbit/ s nutzen zu können. Der konsequente Ausbau von Glasfaser- und Mobilfunknetzen bleibt somit entscheidend für einen höheren Digitalisierungsgrad der Wirtschaft in Mecklenburg- Vorpommern. Immerhin können ein Viertel der Unternehmen mit einer Leitung von 1 Gigabit oder mehr aus dem Vollen schöpfen.
Nicht zuletzt ist die umfassende Digitalisierung der Verwaltung ein weiterer Schlüsselbereich. Der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung stellten die Unternehmen nach wie vor ein schlechtes Zeugnis aus. Drei von fünf Unternehmen bewerten diese mit einer Schulnote 4 oder schlechter. Mangelnde Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung stellt für einige Unternehmen sogar ein Hindernis für die eigene Digitalisierung dar. Durchgängig digitale Verfahren, insbesondere für Unternehmen, sind unerlässlich.

Es ist daher aus Sicht der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin zu begrüßen, dass die Expertenkommission Förderwesen unter der Federführung des Finanzministeriums MV aktuelle Verfahren auf den Prüfstand stellt und schnell realisierbare Maßnahmen umgehend umgesetzt werden sollen. Gleichzeitig sollen neu hinzukommende Verfahren voll digitalisiert aufgesetzt werden.
KI als Schlüssel zum Erfolg?
Die Nutzung von künstlicher Intelligenz (KI) hat deutlich zugenommen. Damit haben viele Unternehmen ihre Pläne umsetzen können. So gaben 17 Prozent der Befragten im Jahr 2020 an, innerhalb der nächsten drei Jahre KI zu implementieren. Die kürzliche Umfrage ergab, dass 26 Prozent KI nutzen, dies stellt ein Plus von 16 Prozentpunkten zu 2020 dar. Auch die Zahl der Unternehmen, die in den nächsten Jahren KI Einsatz planen, stieg auf 23 Prozent. Diese Zahlen verwundern nicht, da viele Gründe für den Einsatz von KI sprechen. So steht die neue zukunftsfähige Technologie nicht nur als Innovationsmotor, sondern auch für Effizienzsteigerung, Kostenersparnis und Anpassungsfähigkeit auf sich wandelnde Märkte und Kundenanforderungen.

Branchenübergreifend nutzen Unternehmen in Mecklenburg- Vorpommern KI insbesondere zur Erzeugung von Texten, Bildern und Audiodateien (78 % der Unternehmen, die KI nutzen). Darüber hinaus sind personalisiere Kundenansprache und Kundensupport (49 %) sowie Qualitätssicherung und Prozessüberwachung (40 %) wichtige Anwendungsbereiche der KI. Hierzu gehört auch die Arbeit in Echtzeitumgebungen und die Kollaboration mit Partnern bei der Umsetzung von Dienstleistungsangeboten.
Der Anteil der Unternehmen, die IoT (20 %), Blockchain (12 %), Cloud- Datenspeicherung (64 %) oder VR/AR (8 %) nutzen, ist dagegen annähernd gleichgeblieben. Ebenfalls nur marginal gestiegen ist der Anteil der Unternehmen, die Robotik & Sensorik (2024: 10 %, 2020: 6 %) oder 3 D- Druck (2024: 7 %, 2020: 3 %) bereits anwenden.
Cybersecurity allgegenwärtiges Thema

Rund ein Fünftel der teilnehmenden Unternehmen sieht sich von einer Cyberattacke betroffen, am häufigsten in Form von Erpressung oder Betrug. Die Reaktionen darauf fallen ähnlich aus wie in den Jahren zuvor. So sichern neun von 10 Unternehmen ihre Unternehmensdaten mit regelmäßigen Sicherungskopien, gut zwei Drittel arbeiten mit Identitätsmanagement und über die Hälfte mit Richtlinien für ihre Mitarbeitenden. Deutlich an Bedeutung gewonnen haben Cyberversicherungen (2024: 26 %, 2020: 14 %) und sogenannte Penetrationstests (2024: 21%, 2020: 6 %).
An der IHK- Digitalisierungsumfrage 2024 haben 211 Unternehmen aus Mecklenburg- Vorpommern teilgenommen.
Die Industrie- und Handelskammern in Mecklenburg Vorpommern
Unter dem Namen „IHKs in Mecklenburg-Vorpommern“ haben sich die drei Industrie- und Handelskammern in Neubrandenburg, Rostock und Schwerin als Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen. Sie vertreten rund 85.000 Unternehmen, die etwa 500.000 Mitarbeiter beschäftigen. Ungefähr 3.700 Unternehmerinnen und Unternehmer engagieren sich ehrenamtlich in den drei IHKs. Die Geschäftsführung der IHKs in MV obliegt für die Dauer von zwei Jahren rotierend jeweils einer der drei IHKs: Seit dem 1. Februar 2025 der IHK Neubrandenburg für das östliche Mecklenburg-Vorpommern.