Leitfaden zu Starkregen

Die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW ) und die Universität Freiburg haben einen Leitfaden „Kommunales Starkregenrisikomanagement in Baden-Württemberg“ erarbeitet.
Auf 83 Seiten stellt das Land damit den Kommunen ein einheitliches Verfahren zur Verfügung, um vom Starkregen ausgehende Gefahren und Risiken analysieren und so kommunale Starkregenkarten erstellen zu können. Auf dieser Grundlage können die Städte und Gemeinden Maßnahmen erarbeiten, die mögliche Schäden im Ernstfall zu vermeiden oder zumindest zu verringern.
Denn unwetterartige Regengüsse können überall im Land und auch abseits von größeren Flüssen zu dramatischen Überschwemmungen führen. Der Verlauf von Starkregen ist für die Städte und Gemeinden schwieriger abzuschätzen als das Verhalten von Fließgewässern. In den meisten Kommunen existieren für Starkregen-Ereignisse bisher keine Gefahrenkarten, aus denen hervorginge, wo sich Oberflächenabfluss sammelt und wo er abfließt. Dazu stellt der Leitfaden nun Daten zur Verfügung.
Extreme Starkregen werden infolge des Klimawandels in Zukunft häufiger auftreten. Städte und Gemeinden können vom Land einen Zuschuss von 70 Prozent der Kosten erhalten, die für kommunale Starkregengefahrenkarten mit nachfolgender Risikoanalyse und darauf aufbauendem Handlungskonzept entstehen. Das Handlungskonzept enthält sowohl Maßnahmen zur Beratung der potenziell betroffenen Bürgerinnen und Bürger als auch zur kommunalen Flächenvorsorge und für das Krisenmanagement. Die hierin enthaltenen baulichen Maßnahmen, mit denen sich zum Beispiel das Wasser außerhalb von Ortschaften zurückhalten lässt oder die einen möglichst schadensfreien Abfluss innerhalb des Ortes ermöglichen, werden von der Landesregierung mit bis zu 70 Prozent gefördert.

Hintergrundinformation
„Starkregenereignisse“ sind lokal begrenzte Regenereignisse mit großer Niederschlagsmenge und hoher Intensität. Sie sind meist von sehr geringer räumlicher Ausdehnung und kurzer Dauer. Starkregen sind gekennzeichnet durch extrem kurze Vorwarnzeiten sowie eine unsichere Warnlage. Zum Teil wirken sie sich außerhalb und unabhängig von vorhandenen Gewässern aus. Daher stellen sie ein nur schwer zu kalkulierendes Überschwemmungsrisiko dar. Große Anteile des Niederschlags fließen oberirdisch ab und nutzen Wege, Straßen und Einschnitte im Gelände als Abflusswege.
In hügeligem/bergigem Gelände fließt das Wasser bei Starkregenereignissen zum großen Teil außerhalb von Gewässern auf der Geländeoberfläche als sogenannte Sturzflut ab. Solche Sturzfluten verfügen über hohe Strömungskräfte und können große Mengen an Treibgut (wie Holz, Heu- und Silageballen) und erodierte Materialien (zum Beispiel Boden, Geröll) mit sich reißen. Dieses Material sammelt sich an Verdolungseinläufen, Verrohrungen, Brücken, Stegen, Zäunen oder Rechen, wodurch Abflusshindernisse und damit potenzielle Gefahrenpunkte entstehen. Durch den Rückstau wird das umliegende Gelände überflutet und es kann zu weiteren schweren Schäden an Gebäuden und Infrastruktur kommen.
Auch in der Ebene können Starkniederschläge Überflutungen verursachen. Da die großen Wassermengen zumeist über den Bemessungsgrenzen der Kanalnetze liegen, können sie weite Flächen schnell unter Wasser setzen. Insbesondere die Bebauung und Infrastruktur in den Senken können dabei erheblich geschädigt werden.
Typische Schäden bei Starkregenereignissen sind Schäden durch Wassereintritt in Gebäude, Schäden an der Bausubstanz und Tragstruktur von Gebäuden und Infrastruktureinrichtungen. Beim Wassereintritt kann auch die chemische und stoffliche Belastung des Wassers eine entscheidende Rolle spielen, da das Oberflächenwasser zum Beispiel mit Mineralölen, Chemikalien oder Fäkalien verunreinigt sein kann. Diese Belastungen können zu erheblichen Folgeschäden führen.
Den Leitfaden und zugehörige Anhänge finden Sie hier.