Netzausbau

BMWi veröffentlicht Aktionsplan Stromnetz

Der Netzausbau hinkt deutlich hinter dem geplanten Ausbau hinterher. Der festgestellte Ausbaubedarf liegt bei 7.700 km (1.800 km nach Energieleitungsausbaugesetz - EnLAG, 5.900 km nach Bundesbedarfsplan), davon sind bislang erst 1.750 km genehmigt und 950 km realisiert. Bereits heute bestehen weitgehende Netzengpässe, die v.a. durch Redispatchmaßnahmen und der zeitweisen Abschaltung von Windkraftanlagen kompensiert werden.  Ohne eine entsprechende Ertüchtigung der Netze wird die Integration des steigenden Anteils Erneuerbarer Energien immer aufwändiger.
Nach dem Aktionsplan des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) sollen folgende Maßnahmen zur Optimierung der Auslastung der vorhandenen Stromnetze umgesetzt werden:
  • kurzfristig umsetzbare technische Optimierungen: ein flächendeckendes Freileitungsmonitoring, Austausch der Leiterseile, Nutzung von Phasenschiebern zur Vergleichmäßigung der Netzauslastung, regelbare Ortsnetztransformatoren, intelligente Steuerung von Leistungsflüssen an der Schnittstelle Übertragungsnetz/Verteilnetz, Standardisierung bei Verfahren und Technologien
  • Erprobung und Praxiseinsatz neuer Technologien: Optimierung der Betriebsführung mithilfe von Digitalisierung und Automatisierung, automatisierte Betriebskonzepte, Smart Grids
  • Optimierung des Engpassmanagements: Einbeziehung aller Erzeugungsanlagen (auch EE und KWK), vermehrter Einsatz von Kraftwerken in Nachbarländern, bessere Zusammenarbeit der Netzbetreiber, regionale Steuerung des EE-Ausbaus.
Unabhängig von Maßnahmen zur Optimierung der Auslastung im Bestandsnetz bleiben nach Einschätzung des BMWi die geplanten Netzausbauvorhaben erforderlich. Hier setzt der Aktionsplan auf:
  • Vorausschauendes Controlling für jedes Netzvorhaben:  Im Kern wird eine stärkere Überwachung der Fortschritte im Netzausbau durch BMWi, Bundesnetzagentur und Länder vorgeschlagen.
  • Gesetzliche Maßnahmen der Beschleunigung des Netzausbaus: Umstellung vom Genehmigungs- auf das Anzeigeverfahren bei kleineren Vorhaben, Vereinfachung des Planungsverfahrens z. B. durch Verzicht auf Bundesfachplanung bei Netzverstärkung, eine Beschränkung des Vorschlagsrechts der Länder für mögliche Alternativplanungen, vorausschauende Planung z. B. durch Verlegung von Leerröhren für den Fall steigenden Netzbedarfs, vorzeitiger Baubeginn bevor die Gesamttrasse genehmigt ist. 
  • Ökonomische Anreize zur Beschleunigung und Optimierung: Integration eines Anreizes zum zügigen Netzausbau in die Anreizregulierung und zur Vermeidung von Kosten des Netzengpassmanagements. 
Einschätzung der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg:  Der Netzausbau ist wichtige Voraussetzung für die Energiewende. Die vorgeschlagenen Maßnahmen sind durchaus geeignet, einen Beitrag zur Beseitigung von Netzengpässen zu leisten. Allerdings fehlt ein konkreter Zeitplan, bis wann welche Maßnahmen gesetzgeberisch und anschließend durch die Netzbetreiber umzusetzen sind. Zu kurz kommen im Aktionsplan auch Maßnahmen, um die Akzeptanz des Netzausbaus vor Ort zu verbessern. Es fehlen noch Ansätze dafür, die Vorteile und die Notwendigkeit des Netzausbaus zu vermitteln.