Studie

Stromstudie Baden-Württemberg veröffentlicht

 Am 22.01.2023 ist unsere Stromstudie für Baden-Württemberg veröffentlicht worden.
„Der Ausbau der Erneuerbaren Energien in Baden-Württemberg muss schneller vorankommen, um den bis zum Jahr 2040 stark steigenden Strombedarf im Land zu decken. Auch wenn das gelingt und alle realistischen Potenziale des Erneuerbaren-Ausbaus umgesetzt werden können, bleibt ein nicht unerheblicher Strom-Importbedarf übrig. Dabei gilt: Sowohl für den Import als auch für die heimische Stromproduktion der Erneuerbaren vor Ort müssen die Stromnetze auf Übertragungs- und Verteilebene ausgebaut werden. Wir kommen zweifellos nicht umhin, auch hier aufs Tempo zu drücken“, so stellt Christian O. Erbe, Präsident des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertages (BWIHK) die zentralen Ergebnisse der ‚BW-Stromstudie‘ vor, welche im Auftrag des BWIHK vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg erstellt wurde.
Die IHK-Organisation im Land hat die Stromstudie im Sommer 2023 beauftragt, um Folgen und Herausforderungen der Energiewende für Baden-Württemberg faktenbasiert bewerten zu können. Das Ziel der Kammern hierbei ist, Risiken im weiteren Umsetzungsverlauf zu erkennen, um spezifische Handlungserfordernisse herausarbeiten zu können, denn die IHKs begleiten die Energiewende aus Praxis-Sicht konstruktiv-kritisch im Sinne der Mitgliedsunternehmen. „Die Studie ist ein Benchmarking der politischen Vorgaben, denn das Land hat sich das besonders ehrgeizige Klimaziel gesetzt, fünf Jahre früher als der Bund klimaneutral zu werden – hängt aber zugleich beim Ausbau der Erneuerbaren Energien hinterher.

Steigender Strombedarf durch Elektrifizierung

Der Stromverbrauch in Baden-Württemberg belief sich im Jahr 2021 auf 64 Terawattstunden pro Jahr. Bis 2040 wird sich der Energiebedarf mit 109 bis 161 Terawattstunden, je nach zugrunde gelegtem Szenario, mehr als verdoppeln.
Haupttreiber hierfür ist auch die Industrie, die ihre Dekarbonisierung im Wesentlichen durch Elektrifizierung erreichen muss, um Öl und Gas zu ersetzen“, erläutert Dr. Christoph Kost. Der ISE-Wissenschaftler beziffert das maximale Stromerzeugungspotenzial aus Erneuerbaren Energien in Baden-Württemberg auf über 300 TWh, allerdings sind derzeit rund nur 92 TWh anvisiert. Die 92 TWh stellen eine Vervierfachung der heutigen Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien dar und lassen sich nur erreichen, wenn sehr hohe Zubauraten bei Photovoltaik und Windkraft erreicht werden.

Der Südwesten wird auf Stromimporte angewiesen sein

„Baden-Württemberg wird daher voraussichtlich selbst bei einer Vervierfachung der heutigen Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien auf Stromimporte bis zu 67 Terawattstunden im Jahr angewiesen sein”, bilanziert Kost.

Standortbedingungen für den Südwesten und fehlende Investitionsanreize für die Wirtschaft

„Für die Wirtschaft in Baden-Württemberg sind die Studienergebnisse mehrfach eine schlechte Nachricht“, so BWIHK-Vizepräsident und Energiefachsprecher Roell. Er verweist darauf, dass Baden-Württemberg fernab von den nativen Zentren der Erneuerbaren-Erzeugung (EE) im Norden liegt. Süddeutschland werde in der Folge als Standort für Industrieunternehmen im Allgemeinen und energieintensive Industrie im Besonderen geschwächt. Es drohen Unternehmensabwanderungen.
In Umfragen der IHK-Organisation hat sich die Lage und Standortattraktivität für Baden-Württembergs Wirtschaft kontinuierlich verschlechtert. Impulse aus dem Exportgeschäft fehlen nachhaltig, Auftragspolster schmelzen ab, Innovations- und Produktionsbedingungen werden immer negativer bewertet.
Daraus resultiert die Notwendigkeit für attraktive Rahmenbedingungen für private Investoren. Das gilt sowohl für den Ausbau der Erneuerbaren Energien als auch für die Übertragungsnetze von Nord nach Süd sowie für Backup-Kraftwerke, um Schwankungen der EE auszugleichen. Ohne diese Investitionsanreize ist die Energiewende nicht zu stemmen, auch an die europäische Wasserstoff-Infrastruktur, den sogenannten H2-Backbone, muss Baden-Württemberg angeschlossen werden. Die Politik muss jetzt handeln und wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen schaffen.
Es muss ein politisches und gesellschaftliches Klima für den Wandel geschaffen werden, denn die BW-Betriebe selbst zeigten sich aktiv und anpassungsbereit. 84 Prozent engagierten sich in Energieeffizienz-Maßnahmen, für 63 Prozent der Unternehmen ist Energieeinsparung gegenüber dem Vorjahr wichtiger geworden.
Die vollständige Studie zum Download finden Sie hier: BW-Stromstudie (ihk.de)