US-Zölle: IHK warnt vor Folgen für die regionalen Unternehmen / Chancen im EU-Binnenmarkt nutzen

Die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg warnt angesichts des anhaltenden Zollstreits zwischen den USA und der Europäischen Union vor erheblichen Belastungen für international verflochtene Unternehmen aus der Region. Die Kombination aus industrieller Prägung und internationaler Ausrichtung, beispielsweise bei Automobilzulieferern, erhöht die Anfälligkeit der regionalen Wirtschaft gegenüber außenwirtschaftlichen Spannungen. Die jüngste Ankündigung wechselseitiger Strafzölle verschärft die Situation und könnte Investitionen sowie Lieferketten spürbar beeinträchtigen.
„Trotz der wachsenden Konflikte birgt der US-Markt nach wie vor erhebliches Wachstumspotenzial für den regionalen Mittelstand“, so Christoph Doerr, Direktor des in Stuttgart ansässigen Europabüros des Wirtschaftsministeriums des US-Bundesstaates Alabama. Er verwies im Rahmen eines Automobilzulieferertreffens der IHK auf die seit Januar steigende Zahl von Erweiterungs- und Ansiedlungsinvestitionen durch europäische Unternehmen in den USA. Die aktuelle Zollpolitik berühre Betriebe mit einem US-Standort weniger. „Sie diversifizieren ihre Lieferketten und sind gleichzeitig nah am lokalen Kunden“, so Doerr. Dagegen müssten Unternehmen, die ausschließlich Warenexport in die USA betrieben, mit zusätzlichen Kosten im Zollstreit rechnen.
Die USA stehen in der Rangfolge der Handelspartner Deutschlands und Baden-Württembergs auf der Exportseite an erster Stelle. Im Jahr 2024 betrug das Exportvolumen in Baden-Württemberg knapp 35 Milliarden Euro, die Hälfte davon entfiel auf die Automobilwirtschaft und den Maschinenbau. Allein in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg unterhalten mehr als 440 Unternehmen Wirtschaftsbeziehungen zum amerikanischen Markt. Das sind 30 Prozent aller Unternehmen im Gebiet der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, die Auslandsgeschäfte betreiben.
„Eine Eskalation im Handelskonflikt schadet den Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks“, warnt Jörg Hermle, Außenwirtschaftsexperte bei der IHK. Die Kammer drängt deshalb auf Bundes- und EU-Ebene über den Dachverband in Berlin und Brüssel auf eine geschlossene, strategische Haltung.
Prinzipiell empfiehlt die IHK, sich strategisch breit aufzustellen. „Um resilient und reaktionsfähig zu sein, sollten auch die Chancen im EU-Binnenmarkt weiter konstant geprüft werden“, so Hermle. Die IHK unterstützt hier mit ihrem globalen Netzwerk der Außenhandelskammern mit Zahlen und Kontakten zum jeweiligen Standort.
Regionalen Unternehmen empfiehlt er zudem, die lokalen Netzwerke auszubauen. „Kleinere und mittelständische Betriebe könnten auch gemeinsam nach außen auftreten und im Schulterschluss auf Auslandsvertretungen zugehen.“ Dies helfe beim Anbahnen von Kontakten, beim Erschließen neuer Geschäftsfelder und beim konkreten Beitragen zu stabilen Lieferketten. Hier habe die Region mit ihrem Automotive-Netzwerk AuToS für Zulieferer bereits wichtige Beiträge gewährleistet.
Hintergrund
Für Unternehmen bietet sich vom 22. bis 24. September die Gelegenheit, beim digitalen Außenwirtschaftsforum der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg aktuelle Informationen zur Handels- und Zollpolitik einzuholen. Weitere Details zum Programm und zur Anmeldung sind hier abrufbar. Als Ansprechpartner zum USA-Auslandsgeschäft steht IHK-Außenwirtschaftsreferent Jörg Hermle unter Telefon: 07721 922-123 oder per E-Mail: hermle@vs.ihk.de zur Verfügung.