Cybersicherheit im Fokus: Neuer Standard in der Automobilindustrie betrifft auch regionale Zulieferer
Die Anforderungen an die digitale Sicherheit steigen – besonders in der Automobilindustrie. Das hat nicht nur Auswirkungen auf die großen Hersteller in Stuttgart, Ingolstadt oder Wolfsburg, sondern betrifft zunehmend auch mittelständische Unternehmen und Zulieferer hier bei uns in der Region. Wie wichtig diese Anforderungen inzwischen sind, machte Martin Lorenz vom Verband der Automobilindustrie (VDA) bei einem Vortrag im Zuliefernetzwerk „AuToS“ der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg deutlich. Mit dem neuen Prüfkatalog VDA-ISA 6.0, der seit dem 1. April 2024 in Kraft ist, setzt die Branche auf noch strengere Maßstäbe in Sachen Cybersicherheit. Herzstück ist das sogenannte TISAX-Verfahren – ein standardisiertes Prüf- und Austauschverfahren, das Unternehmen nach einheitlichen Kriterien auf ihre Informationssicherheit hin bewertet.
Was auf den ersten Blick technisch klingt, hat ganz weitreichende Konsequenzen für viele Betriebe: Wer etwa für Daimler Truck oder Porsche arbeitet – und das tun etliche Unternehmen der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg – muss künftig nachweisen können, dass nicht nur vertrauliche Daten, sondern auch die Verfügbarkeit von IT-Systemen rund um die Uhr gewährleistet ist. „TISAX ist für viele zum Eintrittsticket in die Lieferkette geworden“, erklärt Martin Lorenz vom Verband der Automobilindustrie (VDA).
Allein im vergangenen Jahr wurden über 500 neue Standorte weltweit auf ihre Sicherheit hin geprüft – darunter viele kleinere Betriebe mit weniger als 100 Beschäftigten. Das zeigt: Der Schutz vor Cyberangriffen ist längst keine Frage mehr für IT-Konzerne oder Großbetriebe, sondern betrifft auch klassische Mittelständler, etwa im Maschinenbau oder in der Kunststoffverarbeitung.
Für Unternehmen bedeutet das allerdings nicht nur Mehraufwand, sondern auch eine Chance: Wer die TISAX-Prüfung erfolgreich durchläuft, stärkt das Vertrauen seiner Partner – und sichert sich langfristig Aufträge. Auch rechtlich sind die Standards ein wichtiger Baustein, um neue EU-Vorgaben wie die NIS-2-Richtlinie zu erfüllen.
Diese Entwicklung bestätigt auch Martin Weißer, Geschäftsführer der Weißer + Grießhaber GmbH aus Mönchweiler bei einem IHK-Arbeitskreistreffen der regionalen Automobilzulieferer. Das familiengeführte Unternehmen beliefert mit hochpräzisen Kunststoffbauteilen internationale Automobilhersteller – und hat die TISAX-Zertifizierung im verg
angenen Jahr erfolgreich abgeschlossen. Der Weg dorthin war anspruchsvoll: Neben einem hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand waren zahlreiche interne Umstellungen notwendig. Prozesse mussten neu gedacht, Verantwortlichkeiten geschärft und bereichsübergreifende Strukturen aufgebaut werden.
Martin Weißer, Geschäftsführer der Weißer + Grießhaber GmbH, im Austausch mit regionalen Automobilzulieferern beim IHK-Arbeitskreistreffen.
Dabei wurde schnell klar, dass Cybersicherheit nicht allein ein IT-Thema ist. Vielmehr war das gesamte Unternehmen gefordert – von der Geschäftsleitung über das Qualitätsmanagement bis hin zur Produktion. Der Nutzen sei am Ende jedoch deutlich spürbar: eine höhere Prozessqualität, mehr Transparenz über Risiken und eine gestärkte Kundenbindung. Gerade für den Mittelstand biete TISAX damit nicht nur die Möglichkeit, regulatorische Anforderungen zu erfüllen, sondern auch einen strategischen Vorteil im Wettbewerb um neue Projekte in der Automobilindustrie.
Projekt AuToS
Das von der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg initiierte Projekt AuToS ist Teil der bundesweiten Transformationsnetzwerke, die durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) voll gefördert werden. Ziel ist es, den Wandel in der Automobilindustrie durch regionale Allianzen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik aktiv zu gestalten.
Das von der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg initiierte Projekt AuToS ist Teil der bundesweiten Transformationsnetzwerke, die durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) voll gefördert werden. Ziel ist es, den Wandel in der Automobilindustrie durch regionale Allianzen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik aktiv zu gestalten.