IHK-Nachfolgeveranstaltung in Titisee-Neustadt: Unternehmensnachfolge im ländlichen Raum ist Herausforderung und Chance zugleich
Die Regelung der Unternehmensnachfolge stellt insbesondere in ländlichen Regionen eine wachsende Herausforderung dar. Immer mehr Selbstständige finden keine geeigneten Nachfolgerinnen oder Nachfolger für ihre Betriebe. Gleichzeitig stehen Gründungsinteressierte vor der Frage, ob sie den Schritt in die Selbstständigkeit lieber mit einem eigenen Neuanfang wagen, oder ob die Übernahme eines bestehenden Unternehmens nicht sinnvoller ist. Letzteres bietet den Vorteil, auf eine bewährte Struktur und einen etablierten Kundenstamm zurückgreifen zu können.
Um beide Seiten – Übergebende und Übernehmende – zusammenzubringen, veranstalten die drei IHKs Schwarzwald-Baar-Heuberg, Hochrhein-Bodensee und Südlicher Oberrhein jährlich eine gemeinsame Veranstaltung rund um das Nachfolgethema. Ziel ist es, über Chancen, Herausforderungen und den Ablauf des Nachfolgeprozesses zu informieren und gleichzeitig eine Plattform zum Austausch und zur Vernetzung zu schaffen.
Auch in diesem Jahr sind fast 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Einladung der drei Südwest-IHKs gefolgt. Die hohe Beteiligung zeigte einmal mehr: Das Thema Unternehmensnachfolge ist aktueller denn je. Denn die sogenannten „Babyboomer-Jahre“ machen sich auch im Mittelstand bemerkbar. Viele Betriebsinhaberinnen und -inhaber stehen kurz vor dem Ruhestand und müssen sich mit der Frage auseinandersetzen, wie es mit ihrem Lebenswerk weitergeht.
Vor Ort standen den Interessierten unter anderem Rechtsanwälte, Nachfolgespezialisten sowie Vertreter von Banken Rede und Antwort. Anschließend konnten im Rahmen einer gemeinsamen Bootsfahrt mit Bankenvertretern und Anwälten erste Details rund um die Nachfolge besprochen werden, von rechtlichen Fragen über finanzielle Aspekte bis hin zu persönlichen Erfahrungen aus der Praxis. Und am Ende saßen die Interessierten dann auch sprichwörtlich noch „mit der Bank in einem Boot“ – nicht nur im übertrag
enen Sinn, sondern später auch ganz real auf dem Titisee.
Die Beraterinnen und Berater der IHKs Südlicher Oberrhein, Schwarzwald-Baar-Heuberg und Hochrhein-Bodensee für die Themen Nachfolge und Gründung: Steffen Hausch, Marlene Roming, Felix Keller und Christina Gehri (von links).
Die Fachleute der drei IHKs waren sich bei ihrer Empfehlung einig, sich frühzeitig – durchaus schon fünf bis zehn Jahre im Voraus – mit der Nachfolgeplanung zu beschäftigen. Dabei sollte zunächst geprüft werden, ob eigene Kinder oder Beschäftigte als potenzielle Nachfolger in Frage kommen. Ist das nicht der Fall, müüse die Suche extern erfolgen – ein Prozess, der Zeit und gute Vorbereitung erfordert.
Ein weiterer wichtiger Ratschlag der IHKs: Nicht nur für die Unternehmensnachfolge, sondern auch für unvorhergesehene Notfälle sollte vorgesorgt sein. Denn auch junge Unternehmerinnen und Unternehmer können durch Krankheit oder Unfall plötzlich ausfallen. „Es ist entscheidend, dass qualifizierte Stellvertreter über Verträge, Geschäftsvorgänge und wichtige Dokumente informiert sind und entsprechende Vollmachten haben“, betonen die IHK-Fachleute. Hierfür bieten die IHKs praktische Hilfen wie ein Notfallhandbuch und umfassende Checklisten an.