Ricosta bildet Schuhfertiger aus: „Ein Kinderschuh besteht aus 150 Einzelteilen“

Schuhe sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Gefertigt werden sie entweder in Handarbeit von einem Schuhmacher, oder industriell von einem Schuhfertiger. Bei der Ricosta Schuhfabriken GmbH in Donaueschingen kann man den heute eher seltenen Beruf der Schuhfertigerin und des Schuhfertigers erlernen.
Sandalen, Sneaker, Barfußschuhe, Pumps, Sportschuhe – die Vielfalt in der Welt der Schuhe kennt kaum Grenzen. Auch Farben und Materialien richten sich immer wieder nach der aktuellen Mode. Und der Schuh an sich, nach der notwendigen Funktion. Kurzum: Schuh ist also keinesfalls gleich Schuh.
Das wissen die S chuhfertiger von Ricosta in Donaueschingen bestens, denn das Unternehmen entwickelt und fertigt seit mehr als 50 Jahren mit viel Leidenschaft Kinderschuhe. Und gerade bei Kinderfüßen sind gute Passform, tolle Trageeigenschaften und überzeugendes Design elementar.
„Und das wird auch von den Eltern geschätzt“, informiert Produktionsleiter Ralf Dilger, der seinen Beruf liebt. „Jedes Modell ist wieder neu und anders und auch das Material ändert sich immer wieder. Man muss hier echt am Ball bleiben. Langweilig wird es einem nicht“, schwärmt er.
Aber was macht ein Schuhfertiger in seiner Ausbildung eigentlich genau? Und welche Interessen sollte er mitbringen? Bei Ricosta ist der Hauptschulabschluss Grundvoraussetzung für die Ausbildung. „Die Anforderungen in der Berufsschule sind nicht zu unterschätzen“, weiß Ralf Dilger. Die Schulfächer Mathematik, Werken/Technik und Kunst seien immens wichtig für den Beruf. Auch handwerkliches Geschick sollte man mitbringen.
In der Ausbildung erhält man Grundkenntnisse, wie ein Modell entsteht, wie man das Leder zuschneidet und wie die Schuhe letztlich montiert werden. Informationen zu Materialien und Kalkulation zählen ebenfalls dazu. Noch immer werden jeden Tag bei Ricosta in Donaueschingen Schuhe gefertigt. Und damit man weiß, welche „Zutaten“ es für jeden Schuh braucht, gibt es für jedes Modell einen genauen Arbeitsplan. „Wir verarbeiten Naturmaterialien, jedes Leder ist anders und es macht Spaß damit zu arbeiten. Und am Ende kann man das fertige Produkt in der Hand halten. Das begeistert mich noch immer“, so Dilger. Bis zu 150 Teile benötigt man für ein Paar Kinderschuhe. Und die gilt es in der richtigen Reihenfolge zu verarbeiten, bis letztlich die Sohle montiert wird. Der Beruf ist also sehr abwechslungsreich und vielfältig.
Wer noch nicht weiß, ob die Ausbildung zum Schuhfertiger das Richtige ist, den lädt Personalleiter Frank Seeberger ein, ein Praktikum zu absolvieren. Hier dürfe man ein paar Schuhe fertigen und der Praktikant merke schnell, ob ihm der Beruf liegt. „Beim Praktikum ist man gleich mittendrin und darf direkt selbst Hand anlegen“, informiert er.
Spannend ist auch die Modellabteilung. Hier wird entwickelt, was die Kinder in der nächsten Saison an den Füßen tragen könnten. Hier müsse man immer an den Modetrends dran sein, um am Markt mithalten zu können. Wer also kreativ und modebewusst ist, der findet hier seine Leidenschaft. Oder auch in der Konstruktion, wo Prototypen gebaut werden. Die Möglichkeiten, sich nach der Ausbildung zu spezialisieren sind also enorm. Und Schuhe braucht es immer – ein Beruf mit Zukunft also ...
Aber was gehört alles zur Ausbildung?
Schuhfertiger ist ein dreijähriger anerkannter Ausbildungsberuf in der Industrie. Die Berufsschule ist in Pirmasens, und der Unterricht findet als Blockunterricht statt. Rechtlich ist keine bestimmte Schulbildung vorgeschrieben. Nach Vorlagen und Modellen stanzen sie aus Leder, textilen Flächengebilden oder Kunststoffen Schaftteile zu. Alternativ kann der Zuschnitt auch mit einem computergestützten Schneidesystem erfolgen.
Die Teile bereiten die Schuhfertiger in mehreren Arbeitsgängen für die Weiterverarbeitung vor, indem sie diese beispielsweise schärfen, prägen und perforieren oder Halte- und Ziernähte vorzeichnen. Dann steppen oder kleben sie die Schaftteile zusammen und bringen Zubehör wie Reißverschlüsse, Ösen, Schnallen und Nieten an. Außerdem stellen sie die Bodenteile für Schuhe wie Brand-, Zwischen- und Laufsohlen her und verbinden diese mit den Schäften. Beim abschließenden Finish arbeiten die Schuhspezialisten zum Beispiel Deck- oder Einlegesohlen ein und reinigen und polieren die Schuhe. Sie führen zudem Endkontrollen durch und verpacken die verkaufsfertigen Produkte.