Medieninformation vom 19. April 2023

IHKs fordern mehr Mut bei der Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung

Die Ende März im Kabinett verabschiedeten Entwürfe eines Gesetzes und einer Verordnung zur Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung eröffnen zwar neue Möglichkeiten, greifen aber aus Sicht der Wirtschaft zu kurz. Die Industrie- und Handelskammern (IHKs) in Baden-Württemberg fordern daher umfangreiche Nachbesserungen. Birgit Hakenjos, Präsidentin der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, fordert deutliche Verbesserungen bei der Zuwanderung von Fach-, Arbeitskräften und Auszubildenden aus Drittstaaten.
In einem gemeinsamen Papier mit dem Titel „Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung – für einfachere, schnellere und digitale Verfahren und weniger Hürden!“ fordern die IHKs aus dem Land unter anderem, die Prüfung nicht ausländerrechtlicher Kriterien wie beruflicher Qualifikationen und Eignungen, Berufserfahrungen und Sprachkenntnissen stärker der Einschätzung der Unternehmen zu überlassen, um Bürokratie abzubauen und die Verfahren zu verschlanken. „Die Unternehmen können und wollen hier mehr Eigenverantwortung übernehmen“, sagt Birgit Hakenjos.
Bei der Einreise von Fachkräften mit im Ausland staatlich anerkannter Qualifikation und Berufserfahrung (so genannte Erfahrungssäule) sollte die Gehaltsschwelle von 39.000 Euro zumindest in bestimmten Branchen wie Hotellerie, Gastronomie, Handel und manchen Dienstleistungen gesenkt und auch nicht tarifgebundenen Unternehmen eine niedrigere Bezahlung ermöglicht werden. „Außerdem fehlen weitere Zuwanderungsmöglichkeiten für Fachkräfte, die nicht über eine staatlich anerkannte Qualifikation in ihrem Herkunftsland, aber über andere wertvolle Qualifikationen oder vielfältige berufliche Erfahrungen verfügen. Diese Möglichkeiten, die es bisher nur für den IT-Bereich gibt, sollten auch für andere Berufe geöffnet werden“, so Hakenjos.
Darüber hinaus fordern die IHKs, die Verfahren unbürokratischer, transparenter und digitaler zu gestalten. Auch die verpflichtende Einrichtung einer zentralen Ausländerbehörde im Land, Verbesserungen bei der Arbeitsplatz- und Ausbildungsplatzsuche und ein Aufenthaltstitel zur Ausbildungsvorbereitung gehören zu den Verbesserungsvorschlägen.
„Mit dem aktuellen Entwurf sind zwar Verbesserungen in Sicht, es ist jedoch nicht die erhoffte Vereinfachung, die wir angesichts des aktuellen Fachkräftemangels dringend gebraucht hätten“, sagt Ramona Shedrach, Expertin des Welcome Centers der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg. Unternehmen und Zuwanderungswillige benötigten ein überschaubares und verständliches Regelwerk, das die verschiedenen Einwanderungsmöglichkeiten schnell erkennen lässt und eine unbürokratische Umsetzung durch alle beteiligten Stellen möglich macht. Engpässe beispielsweise bei der Visavergabe durch die Auslandsvertretungen oder bei den Ausländerbehörden müssten beseitigt werden.
Das Papier „Weiterentwicklung der Fachkräfteeinwanderung – für einfachere, schnellere und digitale Verfahren und weniger Hürden!“ der IHKs in Baden-Württemberg ist abrufbar unter www.fachkraeftesicherung.ihk.de.

Das Welcome Center
Das Welcome Center ist eine Einrichtung der Wirtschaftsförderung Schwarzwald-Baar-Heuberg und der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg. Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg sowie die Förderer des Welcome Centers unterstützen das Center.
Unternehmen, die ausländische Fachkräfte einstellen möchten, erhalten kostenfreie Hilfe vom Welcome Center. Es hilft bei der Suche nach Fachkräften, Fragen zu Einreise oder Aufenthaltsrecht, oder dabei, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gut ins Team einzubinden.
Fachkräfte oder Studierende aus dem Ausland und ihre Familien können sich ebenfalls beim Welcome Center informieren. Sie erfahren, wie der Arbeitsmarkt funktioniert, welche Unternehmen es gibt oder wie man sich erfolgreich bewirbt. Wer seinen ausländischen Beruf anerkennen lassen oder seine Deutschkenntnisse verbessern möchte, wird ebenfalls unterstützt.