Medieninformation vom 22. Mai 2023

„Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen“ - Welcome Center informiert zur Azubigewinnung in Indonesien

„Was muss ich beachten, wenn ich einen Azubi aus einem Drittland einstellen möchte?“ Einiges, wie sich herausstellt: Sprachnachweis, Einkommensnachweis, Ausbildungsvertrag und die Zustimmung der Arbeitsagentur für Arbeit – der Prozess ist also alles andere als ein Selbstläufer. Mehr als 60 Interessierte lockte die Veranstaltung deshalb in das Haus der Wirtschaft, um in der Industrie- und Handelskammer (IHK) mehr zu den Möglichkeiten mit Indonesien zu erfahren und Erfahrungen auszutauschen.
Nurul Aini, indonesische Unternehmerin und Ärztin, beschreibt die Ausgangssituation wie folgt: „Während in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg ein Bewerber auf drei offene Stellen kommt, ist es in Indonesien genau andersherum: Hier erhält fast jeder Zweite keinen Ausbildungs- oder Studienplatz.“ Deutschland und Indonesien könnten durch engere Kooperationen v oneinander profitieren. Aini beschreibt die indonesischen Jugendlichen als „opportunity catchers“ (auf Deutsch etwa Chancenergreifer) – auf die Frage „Was willst du in Deutschland machen?“ käme oft die Antwort: „Wo habt ihr denn einen Mangel?“ Diese Flexibilität käme deutschen Arbeitgebern zugute.
Auch Thomas Fink, Geschäftsführer des Double Six Diner in Donaueschingen berichtet von seinen durchgehend positiven Erfahrungen. Seit 2018 bildet er indonesische Jugendliche aus, aktuell fünf an der Zahl: „Wenn jemand um die halbe Welt reist, kann man davon ausgehen, dass er oder sie motiviert ist zu arbeiten.“ Seine Erkenntnis aus den letzten Jahren: „Ausbildung ist allgemein kein Selbstläufer – unabhängig davon, aus welchem Land die Person kommt. Eine gute Betreuung durch den Betrieb ist deshalb das A und O. Ja, das bindet vor allem zeitliche Ressourcen. Aber unter dem Strich ist es das auf jeden Fall wert.“
Natürlich wurden auch Hürden thematisiert. Die duale Ausbildung ist in Indonesien weitgehend unbekannt, das Matching zwischen Unternehmen und Betrieb erfolgt deswegen oft nicht anhand der gängigen Berufsbilder, sondern erst einmal wird geklärt, welche Branche in etwa in Frage kommt. Sprache ist ebenfalls eine Hemmschwelle, aber nicht unüberwindbar – hier kommt es oft auf die individuelle Person an. Nicht zuletzt sollten Betriebe genügend Zeit für den Prozess bei den Behörden einplanen, dieser kann schon mal gut 19 Wochen in Anspruch nehmen.
Ramona Shedrach vom Welcome Center ist zufrieden mit dem Ergebnis der Veranstaltung: „Wir konnten den Unternehmen hiermit ein konkretes Unterstützungsangebot machen, sie über den bürokratischen Prozess und mögliche Förder- und Unterstützungsprogramme informieren. Wenn dadurch der Azubi-Mangel auch nur für ein Unternehmen gelindert werden konnte, ist das ein wichtiger Schritt. Gleichzeitig konnten wir heute einmal mehr die Bedarfe der Unternehmen aufgreifen – etwa nach einer internationalen Schule in der Region – um uns bei den politischen Entscheidungsträgern für Verbesserungen einzusetzen. Was wir als IHK-Organisation schon erreichen konnten, ist, dass voraussichtlich die Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit im Visumsprozess entfallen wird. Dadurch werden alle Beteiligten entlastet, ohne dass Qualitätsstandards darunter leiden.“
Das Welcome Center
Das Welcome Center Schwarzwald-Baar-Heuberg ist eine Einrichtung der regionalen Wirtschaftsförderung und der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg. Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg sowie die Förderer des Welcome Centers unterstützen das Center. Unternehmen aus der Region, die ausländische Fachkräfte einstellen möchten, erhalten kostenfreie Hilfe bei der Suche nach Fachkräften, Fragen zu Einreise oder Aufenthaltsrecht, oder dabei, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gut ins Team einzubinden. Das Welcome Center unterstützt mit Informationen zu Sprachkursen, Wohnungssuche, Freizeitgestaltung etc. Internationale Fachkräfte oder Studierende und ihre Familien können sich ebenfalls beim Welcome Center informieren.