Flächen für Gewerbe und Industrie bereitstellen

Wirtschaftsflächen sichern und erweitern

Für die Ansiedlung neuer Unternehmen und die Weiterentwicklung von bereits bestehenden Standorten werden geeignete Wirtschaftsflächen benötigt. Diese sind in der Region knapp und vielfach auch teuer.
Laut einer Gewerbeflächenstudie der Metropolregion Rhein-Neckar aus dem Jahr 2019 fehlen in der Metropolregion Rhein-Neckar im Jahr 2035 rund 490 Hektar an Gewerbeflächen. Vielfach stößt die planerische Ausweisung oder die tatsächliche Inanspruchnahme ausgewiesener Wirtschaftsflächen auf erhebliche Widerstände in der Bevölkerung, u. a. weil das Verständnis für die Wurzeln des Wohlstands in der Gesellschaft immer weiter abnimmt oder weil dem immer weiter- wachsenden Wohnbedarf alle anderen Nutzungen unter- geordnet werden.
Mittlerweile stößt selbst die Ausweisung von Gewerbeflächen an Autobahnen auf Widerstände in der Bevölkerung (Hirschberg). Um wirtschaftlich handlungsfähig zu bleiben, kommt es deshalb auf eine vorausschauende und verlässliche Flächenbevorratung an. Dies gilt umso mehr, als Bund und Land bereits angekündigt haben, den “Flächenverbrauch” bis 2050 (Bund) bzw. 2035 (Baden-Württemberg) auf null reduzieren zu wollen. Wer jetzt keine Flächenvorsorge für das Gewerbe betreibt, wird zukünftig ohnmächtig mit ansehen müssen, wie Unter- nehmen ihre Wertschöpfung und Arbeitsplätze an andere Standorte verlagern.

Flächendeckender Ausbau Breitband- und Mobilfunknetz

Breitbandausbau und flächendeckende Mobilfunkversorgung müssen sowohl im ländlichen Raum als auch in den städtischen Ballungszentren weiter vorangetrieben werden. Eine glasfaserbasierte Infrastruktur wird flächen-deckend benötigt, um Digitalisierung und Industrie 4.0 voranzubringen. Sie bildet das Rückgrat für eine flächen- deckende Mobilfunkversorgung, die die entscheidende Voraussetzung für Zukunftstechnologien ist, wie beispiels- weise das autonome Fahren. Gewerbe- und Industriestandorte sollten beim Ausbau mit Priorität behandelt werden.

Patrick Henry Village (PHV) als innovativen Standort entwickeln

Mit dem Bürgerentscheid, der zum Verbleib des Flüchtlingszentrums auf PHV geführt hat, wurde den ursprünglichen Planungen eine wichtige Grundlage entzogen. Die Voraussetzungen für eine Nutzung als Stadtteil haben sich damit grundlegend geändert, was zu entsprechenden Verzögerungen und Unsicherheiten bezüglich der Umsetzbarkeit der ursprünglichen Planungen insgesamt führt.
Entsprechend seiner Entwicklung als “dynamischer Masterplan” müssen die Planungen jetzt den grundlegend veränderten Rahmenbedingungen angepasst und die vorgesehenen Wirtschaftsflächen zeitnah der Wirtschaft zugänglich gemacht werden.

Infrastruktur für alternative Antriebskonzepte

Die öffentliche Unterstützung umweltverträglicher Antriebstechnologien sollte ohne Diskriminierung der vorhandenen Technologien erfolgen. Infrastrukturmaßnahmen der öffentlichen Hand sollten eine technologieoffene Entwicklung alternativer Antriebsarten ermöglichen.
Mit der wachsenden Zahl von Elektro- und Hybridfahrzeugen nicht nur im Pkw-Bereich, sondern auch und gerade im Nutzfahrzeugsektor, muss die entsprechende Ladeinfrastruktur zügig und angemessen ausgebaut werden. Aufgrund der steigenden Nachfrage der Logistikunternehmen bedarf es Schnelllade-Hubs in Mannheim und weiteren verkehrsgünstigen Standorten im Kammerbezirk. Hierfür braucht es einen koordinierten Ausbauplan zwischen den Städten, den Energieversorgern und der betroffenen Wirtschaft.

Weitere Auszubildendenwohnheime in Mannheim und Heidelberg

Das in Heidelberg 2017 bereitgestellte Ausbildungshaus war ein Erfolgsprojekt, das mittlerweile in anderen Städten Nachahmer gefunden hat. Es hilft den Unternehmen, bezahlbaren Wohnraum für ihre Auszubildenden bereitzustellen. In Heidelberg ist der Bedarf so groß, dass sich bereits Wartelisten gebildet haben. Deshalb sollte in Heidelberg möglichst zeitnah ein zweites Auszubildendenwohnheim errichtet werden. In Mannheim sollte das dort bestehende Auszubildendenwohnheim einem voraus- schauenden Auslastungs-Monitoring unterzogen werden, um bei Erschöpfung der Kapazitäten frühzeitig eine Kapazitätserweiterung einleiten zu können.

Wohnen für Fach-, Führungskräfte und Unternehmer

Der Wohnungsmarkt in der Region Rhein-Neckar ist – trotz gewisser Fortschritte – nach wie vor angespannt. Dies behindert Unternehmen bei der Bewältigung ihres größten Engpasses: der Gewinnung von Fach- und Führungskräften. Das Thema Wohnungspolitik für Fach-, Führungskräfte und Unternehmer muss neu als Wirtschaftsförderung in der MRN verstanden werden, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Die MRN ist als polyzentrische Flächenregion mit mehreren Ballungsräumen zentrumsnah nicht so verdichtet wie andere Metropolregionen. Diese Flächen sollten als Chancen verstanden werden, um neben der Ausweisung von Gewerbeflächen auch wertigen Wohnraum für Fach-, Führungskräfte und Unternehmer zu schaffen.

Energieversorgung sichern – Marktspaltung verhindern

Der schleppende Fortschritt bei der Energiewende entwickelt sich zunehmend zu einem kritischen Standortfaktor. Aufgrund der regionalen Ungleichgewichte bei Erzeugung und Verbrauch von Strom droht eine Aufspaltung der Strompreiszone mit dauerhaft höheren Strompreisen im Süden als im Norden. Dies wäre ein gravierender innerdeutscher Standortnachteil. Um dies zu verhindern, muss die Erzeugung erneuerbarer Energien in der Region massiv und schnell gesteigert werden. Die Stromstudie, die die IHK Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) 2022 vorgelegt hat, hat aufgezeigt, dass in der Region erhebliche Potenziale bestehen, die bislang ungenutzt bleiben.
Des Weiteren müssen die Netze (Übertragungs- und Verteilnetze) zügig an die Anforderungen der Energiewende angepasst werden.

Versorgung mit Wasserstoff sichern

Die MRN war in den letzten Jahren wiederholt Vorreiter beim Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft, insbesondere im Mobilitätssektor. Zukünftig wird der Bedarf für Wasserstoff in der Wirtschaft, insbesondere der Industrie, rapide steigen.
Umso wichtiger ist es, eine ausreichende Versorgung sicherzustellen. Wichtigste Voraussetzung hierfür ist eine schnelle Anbindung an das Fernleitungsnetz, denn grüner Wasserstoff wird vor allem im Norden Deutschlands erzeugt oder dort angelandet. Da nur sehr große Verbraucher direkt über das Fernleitungsnetz versorgt werden, müssen auch die Verteilnetze ausgebaut werden.

Rohstoffversorgung sichern

Für produzierende Unternehmen in der Region sind Vor- kommen von Sanden und Kiesen von zentraler Bedeutung. Da ein Transport nur über kurze Distanzen wirtschaftlich darstellbar ist, muss die Versorgung überwiegend aus der Region erfolgen. Deshalb sind vorausschauende Flächenausweisungen sowie eine transparente und schnelle Prüfung von Abbauvorhaben dieser Rohstoffe nötig.

Investitionen in Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf kann zu mehr Beschäftigung und Unternehmertum führen. Es gilt, das Betreuungsangebot für Kinder nochmals auszuweiten (Kindertagesstätten), die Nachmittags- und Ferienbetreuung für Schulkinder auszubauen, beim Thema Pflege Freiraum für flexible, individuelle Lösungen zu schaffen sowie Informationen anzubieten, um die Familienpflegezeit stärker zu etablieren.

Einzelhandelsstandort

Der Bezirk der IHK Rhein-Neckar ist als Einzelhandelsstandort überdurchschnittlich und überregional attraktiv. Um den stationären Einzelhandel zu erhalten und die Innenstädte zu stärken, müssen die innerstädtischen Betriebe mit allen Mobilitätsarten erreichbar bleiben. Es gilt, einen ganzheitlichen Ansatz für zukunftsfähige Verkehrskonzepte zu entwerfen, Wirtschaftsakteure und städtische Planungen enger zu verzahnen und die einzelnen Akteure stärker zu vernetzen. Zudem müssen zukunftsfähige Lösungen zur Belebung der Innenstädte und Einzelhandelsstandorte erarbeitet und umgesetzt werden: Zu einem attraktiven Gemeinde- oder Stadtbild gehören starker Einzelhandel, gute Gastronomie und qualifizierte Dienstleister im Zentrum, um Kaufkraft zu binden sowie Vitalität und Ausstrahlung der Kommunen zu sichern. Neben einem attraktiven Branchenmix sollten über Angebote, Erlebnis und Aufenthaltsqualität Besuchsanlässe geschaffen werden, um die Einzelhandelsstandorte zukunftsfähig aufzustellen. Den Kommunen kommt hierbei eine besondere Aufgabe zu, diverse Akteure zu vernetzen (z. B. Immobilieneigentümer, Unternehmen, Ämter) und die innerstädtische Wirtschaft zu unterstützen. Das Stadtmarketing sollte fortgeführt und ausgebaut, Einzelhandelskonzepte (weiter)entwickelt und umgesetzt werden. Die IHK leistet im Rahmen des vom Land geförderten Projektes “Innenstadtberater” in insgesamt 14 mittelgroßen Kommunen einen wichtigen Beitrag zur innerstädtischen Entwicklung.

Starker Standort für den Einzelhandel

Kaufkraftkennzahl
Wert
Allgemeine Kaufkraft in Mio. Euro
32.336,7
Allgemeine Kaufkraft je Einwohner in Euro
27.360,3
Allgemeine Kaufkraft Index (D = 100)
101,8
Einzelhandelsrelevante Kaufkraft in Mio. Euro
8.904,0
Einzelhandelsrelevante Kaufkraft je Einwohner in Euro
7.533,8
Einzelhandelsrelevante Kaufkraft Index (D = 100)
101,0
Einzelhandelsumsatz in Mio. Euro
7.677,0
Einzelhandelsumsatz je Einwohner in Euro
6.495,6
Einzelhandelsumsatz Index (D = 100)
103,3
Zentralitätskennziffer (D = 100)
102,3
Kaufkraftbindungsquote
86 %