Ergebnisse IHK-Fachkräftemonitor

IHK-Prognose: Fachkräftemangel in der Region wird durch Digitalisierung kaum gemindert

Den Unternehmen im Bezirk der IHK Rhein-Neckar fehlt es aktuell an rund 30.000 Fachkräften, wie der IHK-Fachkräftemonitor zeigt. Der Engpass wird sich auch in Zukunft verschärfen: Weil in den kommenden Jahren die Babyboomer-Generation in Rente geht, wird der Fachkräftemangel im Bezirk der IHK Rhein-Neckar auf 50.000 im Jahr 2030 ansteigen. Die Unternehmen aus der Region werden jede siebte Fachkräftestelle nicht besetzen können. Selbst für einfache Tätigkeiten wird nicht mehr ausreichend Personal zu finden sein. Jede neunte Stelle für An- und Ungelernte wird im Jahr 2030 unbesetzt bleiben. Das Problem ist bereits bei vielen Betrieben im Land angekommen. Mehr als die Hälfte meldet in den Konjunkturumfragen der IHK Rhein-Neckar, dass der Fachkräftemangel ihr Geschäft bedroht.

Arbeitsmarkteffekte der Digitalisierung führen zu Verschiebungen

Die Daten des IHK-Fachkräftemonitors wurden im Frühjahr 2018 aktualisiert und berücksichtigen die Arbeitsmarkteffekte der Digitalisierung. Die Prognosen unterscheiden sich nicht nur für verschiedene Qualifikationsniveaus, sondern auch für einzelne Berufsgruppen und Branchen. Zwischen technischen und kaufmännischen Berufen findet bis 2030 eine Verschiebung statt. Im technischen Bereich wird sich der Mangel leicht abschwächen: Während heute 14.000 beruflich qualifizierte Fachkräfte pro Jahr fehlen, wird der Engpass bis 2030 auf 12.000 zurückgehen. Im kaufmännischen Bereich fehlen heute 11.000 Absolventen einer beruflichen Aus- und Weiterbildung pro Jahr, 2030 sind es mit 33.000 Personen dreimal so viele. Auch dies ist im Zusammenhang mit der Digitalisierung einzelner Branchen zu sehen. Im produzierenden Gewerbe werden Tätigkeiten leichter durch Automatisierung und Digitalisierung von Prozessen ersetzt werden, was in vielen Dienstleistungsbereichen kaum möglich ist. Die Industrie wird so voraussichtlich verhältnismäßig etwas weniger dringend Fachkräfte suchen, als das Gesundheits- und Sozialwesen.

Aus- und Weiterbildung spielen eine Schlüsselrolle für die Zukunft der Wirtschaft

Mit Blick auf die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt appelliert die IHK an die Unternehmen, künftig noch stärker auf die Aus- und Weiterbildung ihrer Belegschaft zu setzen. Die digitale Transformation führt dazu, dass sich Berufsbilder und die Anforderungen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zukünftig schneller und häufiger ändern. Die Bedeutung von Weiterbildung im Kontext des lebenslangen Lernens steigt durch die digitale Arbeitswelt deutlich.

Technologie- und Wissenschaftsstandort Rhein-Neckar gewinnt an Bedeutung

Der Technologie- und Wissenschaftsstandort Rhein-Neckar gewinnt durch die Digitalisierung stärker an Bedeutung, umso mehr wird der Bedarf an Berufen in technischer Forschung und Entwicklung steigen. Wo heute mehr als 2.000 Fachkräfte fehlen, werden es im Jahr 2030 mehr als 3.600 sein. Besonders zuspitzen wird sich bis 2030 auch der Fachkräftemangel bei Erziehern, Sozialassistenten und anderen Berufen aus dem Bereich Erziehung, Soziales und Hauswirtschaft. Fehlt heute mit 800 Fachkräften verhältnismäßig wenig Personal, so wird sich dieser Engpass bis zum Jahr 2030 mit 4.600 Personen fast um das sechsfache steigen.

In 2018: Größte Personalengpässe im Büro

Im laufenden Jahr 2018 bestehen die größten Engpässe im Bezirk der IHK Rhein-Neckar mit 4.200 fehlenden Fachkräften bei ausgebildeten Büro- und Sekretariatsfachkräften, mit 2.500 fehlenden Fachkräften bei medizinischen Gesundheitsberufen sowie bei Berufen in der Unternehmensorganisation und im Personalwesen  wo ebenfalls 2.500 fehlen. Diese Engpässe werden bis 2030 weiter zunehmen – auf 5.300, 4.300 beziehungsweise 3.300 Fachkräfte.

Informationen zum IHK-Fachkräftemonitor

Die jährlich aktualisierte Webanwendung IHK-Fachkräftemonitor für Baden-Württemberg errechnet die Entwicklung von Angebot und Nachfrage auf dem Fachkräftearbeitsmarkt, den zeitlichen Verlauf des Fachkräftemangels sowie die Berufe mit dem größten Mangel bzw. Überschuss an Fachkräften bis zum Jahr 2030. 121 Berufsgruppen und Qualifikationsniveaus in den Branchen der zwölf IHK-Regionen Baden-Württembergs werden abgedeckt. Der Monitor basiert auf einem Berechnungs- und Prognosemodell, das die WifOR Wirtschaftsforschung GmbH, Darmstadt, im Auftrag der baden-württembergischen IHKs entwickelt. Ergänzt wird der IHK-Fachkräftemonitor von dem ebenfalls jährlich aktualisierten IHK-Demografierechner, der auf dem gleichen Prognosemodell beruht und Unternehmen die Analyse ihrer betrieblichen Altersstruktur und ihres künftigen Bedarfs an Fachkräften ermöglicht.