Sperrung Fahrlachtunnel: Vorschläge der IHKs zur Verbesserung der Verkehrssituation

Der Verkehr im Kernraum der Metropolregion Rhein-Neckar steht extrem unter Druck, nachdem die Stadt Mannheim den Fahrlachtunnel kurzfristig schließen musste. Damit steht neben den gesperrten Auffahrten zur Konrad-Adenauer-Brücke in Mannheim und den Bauarbeiten in der Augustaanlage eine weitere, zentrale Verkehrsader für die Region monatelang nicht zur Verfügung. Dies erschwert insbesondere die rheinquerenden Verkehre, die seit langem auch auf den beiden Hochstraßen in Ludwigshafen mit Beeinträchtigungen zu kämpfen haben. Die IHKs Rhein-Neckar und Pfalz haben daher den Verantwortlichen in Mannheim und Ludwigshafen sowie im Verband Region Rhein-Neckar am 6. August 2021 Vorschläge unterbreitet, um den Wirtschaftsverkehr bestmöglich zu entlasten.

Mobilitätspakt Rhein-Neckar

Im Juli 2021 wurde der Mobilitätspakt Rhein-Neckar unterzeichnet. Übergeordnetes Ziel ist die ganzheitliche Koordination des Verkehrs in der Rhein-Neckar Region. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar und IHK Pfalz als Paktpartner koordinieren das Arbeitsfeld Pendler- und Güterverkehr. Dabei sollen kurz-, mittel- und langfristige Perspektiven für die Verkehrsanforderungen entwickelt werden. Die aktuellen Entwicklungen in Mannheim sind eine Nagelprobe für den Pakt. Rasche Kommunikation und Abstimmung zwischen allen Beteiligten in der Region ist dringend erforderlich. Das gilt im Besonderen für die Städte Mannheim und Ludwigshafen.
Im Folgenden werden ausgehend vom Mobilitätspakt kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen für den Kernraum der Metropolregion abgeleitet.

1. Kurzfristige Maßnahmen

  • Baustellenmanagement mit der Region verzahnen: Aktuelle und geplante Baumaßnahmen rechts und links der Rheins prüfen, bewerten und wenn nötig verschieben. Hierzu bspw. eine Adhoc-Sitzung des VRRN-Arbeitskreises Baustellenkoordination einberufen, um die Baumaßnahmen zu koordinieren und zügig umzusetzen.
  • Für Kunden, Wirtschaftsverkehre und Arbeitnehmer müssen die Innenstädte weiter gut erreichbar bleiben. Dies muss auch auf geeignetem Wege kommuniziert werden. Die Botschaft: „Besucher und Kunden sind willkommen, die Innenstadt ist erreichbar.“
  • Bei allen Baumaßnahmen sollten alle Möglichkeiten der Beschleunigung, wie beispielsweise Arbeiten in der Nacht und an Sonntagen ausgeschöpft werden.
  • Durchgangsverkehre sind weiträumig über Hauptachsen zu lenken, um die Innenstädte zu entlasten. 
  • Diese Achsen müssen möglichst baustellenfrei sein. 
  • Verkehre sind auf vorab definierten und entsprechend ausgebauten Hauptachsen zu zentralen Standorten in der Innenstadt (Parkhäusern, Parkflächen etc.) zu lenken. So können Parksuchverkehre in der Innenstadt vermieden werden. Dies erhöht auch die Aufenthaltsqualität.
  • Bestehende Verkehrswege sind besser auszulasten, um Staus zu vermeiden und den Verkehrsfluss zu optimieren. Verbesserte Ampelschaltungen, Verkehrslenkungssysteme und digitale Echtzeitinformationen sollten – wo möglich – rasch eingesetzt und insbesondere auch rheinübergreifend koordiniert werden.
  • Verkehrskonzepte müssen an die aktuellen Entwicklungen angepasst sowie regelmäßig und ergebnisoffen bewertet und besprochen werden. Insbesondere der Mannheimer Verkehrsversuch mit Sperrung von Kunststraße und Fressgasse benötigt ein permanentes Monitoring der Verkehrsströme. Beim ständigen Austausch aller relevanten Akteure ist maximale Flexibilität und Ergebnisoffenheit gefordert. 
  • Nach der Sperrung des Fahrlachtunnels sollten alle weiteren kritischen Verkehrsinfrastrukturen im Kernraum der Metropolregion rasch auf Ausfallssicherheit überprüft werden.

2. Mittelfristige Maßnahmen 

  • Bei städtischen und regionalen ÖPNV-Linien müssen Bedarfsanpassungen und wo nötig Taktverdichtungen durchgeführt werden.
  • Innovative Projekte wie bspw. eine Seilbahn über den Rhein oder Micro-Hubs auf Schiffen müssen auf Machbarkeit geprüft werden, um mit diesen Ansätzen der herausfordernden Verkehrssituation zu begegnen.
  • Zur Verbesserung der Verkehrssituation fordert die IHK Rhein-Neckar darüber hinaus Folgendes:
    • Ein Arbeitskreis „Innenstadt-Logistik“ mit der Mannheimer Stadtverwaltung und den Akteuren des Wirtschaftsverkehrs (Händler, Speditionen, KEP, IHKs, Handwerkskammer, Verbände etc.) muss gegründet werden. Dort sollen die aktuellen Probleme diskutiert, Lösungen gefunden und damit die innerstädtische Logistik optimiert werden.
    • In Mannheim ist die Funktion eines Wirtschaftsverkehrsbeauftragten, wie bspw. in Heidelberg und Stuttgart, erforderlich. Damit werden die Belange auch des rheinquerenden Wirtschaftsverkehrs nicht nur kurzfristig, sondern auch dauerhaft gebündelt und frühzeitig in städtische Planungen eingebunden.

3. Langfristige Maßnahmen 

  • Eine weitere Rheinquerung im Kernraum der Metropolregion Rhein-Neckar ist zeitnah zu prüfen, um ausreichende Kapazitäten für den rheinquerenden Ost-West-Verkehr zu schaffen.
  • Um die Innenstädte vom Durchgangsverkehr zu entlasten müssen Aus-, Neubau- und Erhaltungsmaßnahmen rasch angegangen werden.