"IHK-Energiewende-Barometer ist Alarmsignal für die Politik"

Laut IHK-Energiewende-Barometer 2023 ist das Vertrauen in die Energiepolitik auf einen Tiefpunkt gesunken. So erwartet die Wirtschaft deutlich mehr Risiken als Chancen für die eigene Wettbewerbsfähigkeit: Für 52 Prozent der Unternehmen wirkt sich die Energiewende sehr negativ oder negativ auf das eigene Geschäft aus, für nur 13 Prozent sehr positiv oder positiv. IHK-Präsident Manfred Schnabel:
Die Umfrage-Ergebnisse sind erschreckend, spiegeln aber die Stimmung wider, wie sie in den Unternehmen gerade vorherrschen. Die Bundesregierung sollte das Alarmsignal wahrnehmen und entsprechend handeln. Gefordert sind aber auch Land und Kommunen. Denn der Ausbau der erneuerbaren Energien in der Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) muss rasch und dauerhaft Fahrt aufnehmen, um den bis Mitte der 2040er Jahre stark steigenden Strombedarf der Region zu decken. Ungeachtet dieses Ausbaus wird die Region weiterhin auf Stromimporte angewiesen sein. Dieser Bedarf besteht auch dann, wenn alle vorhandenen Potenziale für erneuerbare Energien in der Region realisiert werden sollten, so die “Stromstudie für die Metropolregion Rhein-Neckar” der IHK MRN aus dem Oktober 2022, für die das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) die Versorgungssicherheit bis zum Jahr 2045 analysiert hat.
Die Studie beziffert das Potenzial an erneuerbarer Energie in der Region auf 16,2 Gigawatt. Das lässt sich aber nur erreichen, wenn alle realistischen Potenziale auch erschlossen würden. Zum Vergleich: Die heute installierte Leistung liegt bei gerade einem Zehntel davon. Angesichts dieser Zahlen befremdet der Widerstand seitens der Bevölkerung, der lokal vielen Projekten im Bereich der erneuerbaren Energie entgegenschlägt. Die Politik stellt sich häufig auf die Seite dieser Kritiker. Wir können nur mahnen: Am Gelingen der Energiewende hängt unser Wohlstand. Dafür muss die gesamte Gesellschaft an einem Strang ziehen.
Neben dieser Ausweitung des Stromangebots fordern wir, dass die Steuern und Abgaben auf den Strompreis auf das Minimum reduziert werden. Das könnte die Politik einfach und schnell umsetzen und würde in der Breite Entlastung bringen. Falls die Politik die Wirtschaft weiter entlasten will, ist auch ein darüber hinaus gehender Gewerbestrompreis denkbar. Nur in absoluten Härtefällen sollten einzelne Unternehmen – unabhängig von der Branche – subventioniert werden.
Mannheim, 29. August 2023