08 | 22

Stiftungen – wie Vermögen ewig wirkt

Stifterinnen und Stifter treibt der Wunsch, etwas bewegen zu wollen. Wer sein Vermögen in den Dienst der guten Sache stellen will, sollte jedoch Zeit in die Vorbereitung investieren.
Die Mannheimer Röchling Stiftung, benannt nach dem gleichnamigen Unternehmen, das auf dem Gebiet der Kunststoffverarbeitung tätig ist, existiert seit 1990. Damals haben sich die rund 200 Mitglieder der Familie Röchling zu diesem Schritt entschlossen. Die Stiftung fördert Initiativen und Forschungsvorhaben, die sich auf einen umweltschonenden Umgang mit Kunststoffen konzentrieren. Sie firmiert in der Rechtsform einer gemeinnützigen GmbH, das Vermögen besteht nicht nur aus Geld, sondern auch aus Unternehmensanteilen. Uwe Amrhein ist Stiftungsmanager der Röchling Stiftung. Er gibt im Folgenden Tipps, wie auch andere Betriebe eine Stiftung aufbauen können:

Flexibel bleiben

Jede Stiftung hat ihren Zweck. Dieser muss in der Satzung festgelegt und darf nicht wesentlich verändert werden. Bei der Formulierung sollte deshalb auf Flexibilität geachtet werden. So ist sichergestellt, dass Spielräume bleiben, um die Ausrichtung der Stiftung zu justieren und möglichst viele Projekte unter den Stiftungszweck zu fassen.

Beraten lassen

Bei der Suche nach einem Stiftungszweck kann sich professionelle Unterstützung lohnen. Auf Themenfeldrecherche spezialisierte Organisationen schauen sich genau an, wo Stiftungen schon aktiv sind. Sie nehmen den potenziellen Stifter dafür auch mit auf Reisen. Es wird nach Nischen auf einem Gebiet gesucht und geprüft, ob etwa staatliche Regularien die Umsetzung von Projekten erschweren könnten beziehungsweise, ob sich eine womöglich nur vage Vorstellung des potenziellen Stifters überhaupt in einen konkreten Zweck übersetzen lässt.

Auf immer und ewig

Eine Stiftung ist für die Ewigkeit gedacht. Stifter trennen sich für immer von dem Vermögen, das sie auf die Stiftung übertragen. Sie können über dessen Verwendung nur noch im Rahmen der Satzung und zusammen mit den Gremien der Stiftung entscheiden, und sie können es auch nicht mehr zurückholen. Wobei das Vermögen selbst in der Regel unangetastet bleibt. Nur die Erträge aus dem Kapital werden zur Finanzierung des Stiftungszwecks eingesetzt. Dieses Konzept gewährt das dauerhafte Fortbestehen der Stiftung. Es gibt auch Stiftungen, die nicht auf einem Geldvermögen fußen, sondern auf Immobilien oder Unternehmensanteilen.

Viele Stiftungsarten

Es gibt verschiedene Formen von Stiftungen. Die beliebteste ist die Rechtsfähige Stiftung Bürgerlichen Rechts. Eine rechtsfähige Stiftung muss von den staatlichen Aufsichtsbehörden anerkannt werden und wird von diesen sowie den Finanzbehörden kontrolliert. Es können sich auch mehrere Bürgerinnen und Bürger in einer Bürgerstiftung zusammenschließen; der Aktionsradius einer solchen Stiftung beschränkt sich auf eine Stadt oder Region. Keiner behördlichen Aufsicht unterliegt die Treuhandstiftung, bei dem ein Stifter sein Vermögen einem Treuhänder überträgt. Daneben gibt es stiftungsartige Modelle wie die Stiftungs-GmbH und den Stiftungs-Verein. Vorteil ist, dass die Errichtung relativ einfach ist und weder eine Stiftungs-GmbH noch ein Stiftungs-Verein sich der staatlichen Stiftungskontrolle unterziehen muss. Genaugenommen handelt es sich hierbei jedoch nicht um eine Stiftung, sondern um ein Unternehmen, das gemeinnützige Zwecke verfolgt. Die meisten Stiftungen werden zu Lebzeiten des Stifters gegründet, eine Stiftung kann jedoch auch nach dem Tod per Testament verfügt werden.

Wirkung erzielen

Eine Stiftung dient nicht der Befriedigung persönlicher Eitelkeiten, sondern sie will Veränderung bewirken. Wirkungsmessung ist deshalb ein wichtiges Thema; es existieren eigens Modelle, die wissenschaftlich fundiert eine Erfolgskontrolle erleichtern, so dass am Ende nicht nur Symptome behandelt werden, während das eigentliche Problem fortbesteht.

Kein Hobby für den Ruhestand

Eine Stiftung ist kein Hobby, sondern eine Aufgabe. Sie sollte so professionell und kompetent geführt werden wie ein Unternehmen.

Andere mit ins Boot holen

Es bietet sich an, bei Projekten mit Partnern zu kooperieren. Viele große globalen Probleme lassen sich mit Einzelaktivitäten nicht lösen. Auch geht es nicht einfach nur darum, einen Scheck auszustellen, sondern nachhaltig Strategien voranzutreiben. Eine starke Kooperationslandschaft vor Ort sichert einen langfristigen Erfolg und schafft Synergien. Auch auf der finanziellen Ebene lohnt es sich, Mitstreiter zu finden, zum Beispiel eine andere Stiftung oder ein Unternehmen.

Im Rampenlicht

Viele Stifterinnen und Stifter möchten im Hintergrund bleiben. Andere wollen durchaus ihren Namen mit den von ihrer Stiftung realisierten Projekten verbunden sehen. Die Reputation steigernden Effekte kommen jedoch automatisch. Wer das Problem wirkungsvoll adressiert, wird bald selbst adressiert werden.

Steuerliche Vorteile

Stiftungen sind kein Steuersparmodell. Es können aber Zuwendungen in das Vermögen einer Stiftung steuerlich geltend gemacht werden. Zusätzlich werden Mittel, die in konkrete Projekte der Stiftung fließen, im Rahmen des allgemeinen Spendenabzugs beim zu versteuernden Einkommen berücksichtigt.