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BUGA 23 – hereinspaziert!

Über zwei Millionen Besucher werden zur Bundesgartenschau (BUGA) von April bis Oktober in Mannheim erwartet. Handel, Gastronomie und Hotellerie hoffen auf gute Geschäfte.
Seit wenigen Tagen läuft die Uhr für die BUGA 23. Und auch bei Jan Jacob ticken die Uhren. Anfang 2022 hat er in dritter Generation von seinem Vater die Leitung des Uhrmacher- und Juweliergeschäfts seiner Familie im Mannheimer Stadtteil Feudenheim übernommen – in fußläufiger Entfernung vom Ausstellungsgelände auf dem Spinelli-Konversionsareal. Für neue Anregungen ist er stets dankbar. „Als die IHK im vergangenen Jahr zu einer Veranstaltung unter dem Titel ‚Beste Aussichten – wie werbe ich mit der BUGA 23‘ einlud, war ich natürlich gerne dabei.“ Die BUGA-Gesellschaft stellte dort Werbematerialien vor und gab Anstöße wie BUGA-Gerichte für die Gastronomie oder grüne Schaufenster für den Einzelhandel. „Das inspirierte mich, eine ganz spezielle Idee an den Start zu bringen: eine eigene Uhr zur Bundesgartenschau“, erzählt der Händler. Die IHK vermittelte die Kontakte zur BUGA-Gesellschaft und Familie Jacob entwickelte gemeinsam mit einem Spezialisten für Holzuhren ein individuelles Design. Vor Weihnachten präsentierte der Familienbetrieb sein Produkt. „Da wir auch Vorverkaufsstelle für Tageskarten sind, haben wir uns noch ein besonderes ‚Bonbon‘ überlegt“, erzählt Jacob. Käufer der Uhr erhalten eine Eintrittskarte gratis.
Auch der Innenstadthandel will die BUGA-Gäste für einen Einkaufsbummel gewinnen. Einsatz zeigt hier beispielsweise Engelhorn Mode und Sports, das schon beim Bürgerentscheid im September 2013 zu den ersten Unterstützern der Veranstaltung gehörte. Als Sponsor hat das Familienunternehmen einen großen Teil der Kosten für die 3.000 Jacken und Poloshirts der Mitarbeiter der Bundesgartenschau übernommen. In seinem Modehaus, bei engelhorn sports und auch bei active town in Viernheim engagiert sich das Unternehmen seit Oktober 2022 als Vorverkaufsstelle. „Zur Eröffnung werden wir tolle Schaufenster inszenieren und das Thema auch im Haus spielen“, sagt Andreas Hilgenstock, geschäftsführender Gesellschafter des Modehauses. 
8,1 Millionen Besucher hatte die Bundesgartenschau 1975 in Mannheim.
Eingebettet sind die Engelhorn-Aktivitäten in ein Gesamtkonzept für die Innenstadt, das die Werbegemeinschaft Mannheim City erstellt hat. „Wir möchten vor allem die Wochenendbesucher ansprechen, die in Mannheim übernachten“, so der Vorsitzende Lutz Pauels. Dazu beitragen sollen auch die drei während der BUGA geplanten Erlebniswochenenden. Das erste davon fand gleich zur Eröffnung statt. Das zweite Event am 15. und 16. Juli steht unter dem Motto „In Mannheim spielt die Musik“. Auch Engelhorn freut sich auf die gemeinsam mit der Stadt geplanten Erlebniswochenenden und steht in den Startlöchern. „Die Besucher der Stadt können so die Mannheimer und deren City noch besser kennenlernen“, ist Hilgenstock überzeugt. 
Touristen aus ganz Deutschland und dem Ausland für einen Besuch ihrer Bundesgartenschau zu begeistern: Diese Herausforderung lag bisher in den Händen der jeweiligen BUGA-Gesellschaften vor Ort. Mannheim hat einen anderen Weg beschritten. „Die neu gegründete Tourismus Stadt Mannheim GmbH hat diese Aufgabe übernommen“, erklärt Geschäftsführerin Karmen Strahonja, die gemeinsam in dieser Funktion auch Chefin des Stadtmarketing ist. Das Ziel: Mannheim, das bisher vor allem für Geschäftsreisende und Kongressbesucher eine wichtige Destination ist, für Städtereisende über die BUGA 23 hinaus auf der touristischen Landkarte zu verankern. Erste Erfolge sind sichtbar: In einer Abstimmung auf der Tourismus-Website EuropeanBestDestinations.com belegte Mannheim mit der BUGA in der Kategorie „Best Event“ den ersten Platz und schaffte es auf Augenhöhe mit Städten wie Athen oder London auf Platz zehn der besten Reiseziele Europas. 
Bis Anfang März 2023 verzeichnete die Tourist Information neben rund 1.200 angemeldeten Gruppenführungen auf der BUGA auch die Vorbuchung von rund 300 individuellen Gruppenführungen für die Stadt selbst. „Um das riesige touristische Potenzial auszuschöpfen, haben wir in Zusammenarbeit mit der IHK zusätzlich 18 neue Gästeführer ausgebildet. Sie werden Einblicke in das Mannheimer Leben geben, historische, wirtschaftliche und politische Hintergründe aufzeigen und mit Herzblut ihre Stadt von der besten Seite präsentieren“, sagt Strahonja. Ein Marketingbaustein, um das Augenmerk der Gäste auf das Angebot in der Stadt aufmerksam zu machen, ist auch die neue App Mannheim plus. Rund 50 Geschäfte, Lokale und Kultureinrichtungen bieten dort rabattierte Angebote, Gratiszulagen und Produkte mit Exklusivpreisen an. 
Mit Spezialisten für Gruppenreisen per Bus oder Bahn wie Ameropa hat Tourismus Stadt Mannheim Kooperationsverträge geschlossen. Und die Angebote in den Katalogen und Online-Auftritten der Reiseveranstalter stoßen bei den Kunden auf große Resonanz. „Die Mannheimer Hotels sind positiv überrascht“, so Martina Braun vom Verein Hotels², in dem sich 18 Mannheimer Häuser zusammengeschlossen haben. Eine beachtliche Zahl von Hotels in der Quadratestadt hat ihr Kontingent für Busreiseveranstalter schon fast verbraucht. Aktuell übersteigt die Nachfrage von Seiten der Reiseveranstalter bereits das Angebot – und dabei werden die Buchungen von Privatreisenden zum großen Teil erst noch erwartet.  Insgesamt geht die Branche in Mannheim in Zusammenhang mit der BUGA von 310.000 zusätzlichen Übernachtungen aus.
Allein die Ariva Hotel GmbH, die unter ihrem Dach vier Hotelbetriebe, darunter zwei Radisson-Hotels und das Hilton Garden Inn vereint, rechnet aufgrund der BUGA mit einer um fünf Prozent höheren Auslastung. Frühzeitig hat sich die Hotel-Tochter von Diringer & Scheidel in den Katalogen der Busreiseveranstalter platziert und vor allem für die Wochenenden zahlreiche Reservierungen erhalten. „Dass die BUGA 23 in unserer Heimatstadt Mannheim stattfindet, ist für uns und die gesamte Hotellerie natürlich ein Glücksfall und kommt vor dem Hintergrund der Coronapandemie sowie dem Russland-Ukraine-Krieg und der damit verbundenen Energiekrise zum richtigen Zeitpunkt“, sagt Achim Ihrig, Ariva-Geschäftsführer und Vorsitzender des Vereins Hotels². 
IHK-Präsident Manfred Schnabel freut sich ebenfalls auf die Bundesgartenschau und setzt auf eine Aufbruchsstimmung wie bei der BUGA 1975, die er als Jugendlicher erlebte. „Nachdem bereits Aufträge in einer Größenordnung von 150 Millionen Euro vor allem an die Bauwirtschaft und Gartenbau- und Handwerksbetriebe vorwiegend aus der Region Rhein-Neckar geflossen sind, drücke ich die Daumen, dass auch unsere Einzelhändler, die Restaurants und Cafés sowie unsere Hotels in Mannheim und der Region von diesem Megaereignis profitieren – und dass die Besucher wiederkommen, wenn die Bundesgartenschau ihre Tore geschlossen hat.“  
 

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