Industrie: Wenn Technik für einen Perspektivwechsel sorgt
Industrieunternehmen verfügen oft über ausgedehnte Betriebsflächen mit zahlreichen Produktionsanlagen. Perfektes Einsatzgebiet für Drohnen? Blick in die Praxis bei Heidelberg Materials.
Groß sind sie, die Betriebsgelände von Heidelberg Materials: Steinbrüche, Förderbänder, Lagerhallen, Öfen, Schornsteine und Rohrleitungen bilden ein dichtes Netz von Industriebauten. Es ist nicht einfach, hier den Überblick zu wahren. Das weiß kaum jemand so gut wie Ruslan Stognienko, der bei dem Baustoffspezialisten für die Drohnentechnologie verantwortlich ist. Die fliegenden Helfer werden für eine Vielzahl von Aufgaben eingesetzt: Sie vermessen Steinbrüche und Lagerbestände, sie helfen dabei, 3D-Karten und -Modelle zu erstellen, sie überwachen Bauvorhaben und sie erledigen sicherheitsrelevante Aufgaben überall dort, wo es gefährlich werden kann. Sie können rasch an schwer zugängliche Stellen gelangen, ohne dass Industriekletterer angefordert werden müssen. "Drohnen erhöhen bei diesen Einsätzen die Sicherheit unserer Mitarbeiter. Durch die hochwertigen Daten der Fluggeräte mit Fotos, Wärmebildern oder 3D-Aufnahmenkönnen wir Wartungen besser zu planen und unerwartete Ausfallzeiten vermeiden", erklärt Ruslan Stognienko. Drohnen verkürzen so die Inspektionszeiten und senken die Kosten.
Jeder der Multicopter bei Heidelberg Materials ist laut Stognienko ein Hightech-Produkt mit zahlreichen Sensoren, die je nach Einsatzgebiet ausgewählt werden: Farb- und Wärmebildkameras, LiDAR-Sensoren (LiDAR = eine Technik der Entfernungsmessung durch Laserimpulse; Anm. d. Red.) zur 3D-Modellierung und Ultraschallsensoren zur Dickenmessung. Darüber hinaus müssen die Drohnen bei Heidelberg Materials mit Staub, Hitze, Luftverwirbelungen, Thermik und Hindernissen zurechtkommen. Teilweise tragen die Fluggeräte ihre eigene kleine Rüstung, Schutzkäfige, welche die empfindliche Technik und insbesondere die Propeller schützen.
Auch im Industriebereich entwickelt sich die Drohnen-Technik rasant weiter und Heidelberg Materials plant voraus, um am Ball zu bleiben: "Denkbar ist für uns der Test autonomer Systeme, wie zum Beispiel Drohnenstationen, die Routine-Flüge ohne menschliches Eingreifen nach einem vorgegebenen Zeitplan absolvieren", weiß der Wartungsexperte. Die Drohnen könnten sich so zukünftig nicht nur selbst auf den Weg machen, sondern auch die Inspektionen KI-gestützt und mit weitaus besserer 3D-Scantechnik eigenständig vornehmen.
Und der Einsatz fliegender Kraftpakete ist ebenso angedacht: Fracht-Drohnen für Laborproben oder Ersatzteillieferungen, Kran-Drohnen sowie die Zusammenarbeit von Drohnen mit Bodenrobotern. Schließlich spiele die Sicherheit in den Planungen eine wichtige Rolle, denn Drohnen seien hervorragend geeignet, großflächige Anlagen bei Tag und bei Nacht zu überwachen.