05 | 2022

So lade ich meinen Akku auf

Geschäftsführerin der Rhein-Neckar-Löwen zu werden, stand nicht im Karriereplan von Jennifer Kettemann. Seit 2016 ist sie an der Spitze eines der erfolgreichsten Handballteams Deutschlands. Wie ihr der Pfälzer Wald hilft, auch in trubeligen Zeiten nicht die Bodenhaftung zu verlieren, erzählt die 40-jährige hier. 
Meine Reaktion, als ich gefragt wurde, Geschäftsführerin der Rhein-Neckar-Löwen zu werden? „Kommt nicht in Frage.“ Denn ich hatte damals noch keine Ahnung vom Handballgeschäft. Erst danach habe ich überlegt, was überhaupt meine Aufgaben wären. Daraus folgte eine Liste – was kann ich davon, was nicht. Am Ende stand meine Entscheidung fest: Der Job passt zu mir, ich bewerbe mich für den Posten. Diesen Schritt habe ich nie bereut: Ich bin viel mit Menschen zusammen, kein Tag ist wie der andere und wir alle brennen für die Löwen. Ein weiterer Pluspunkt: Im Handball gibt es eine große Solidarität unter den Clubs. Mein bislang emotionalster Moment war der Gewinn der deutschen Meisterschaft 2017: Drei Spieltage vor Schluss hatten wir plötzlich die Chance, Meister zu werden, weil unsere direkten Konkurrenten überraschend verloren haben. Wir stehen in der SAP-Arena, spielen gegen THW Kiel und wissen, wir können es schaffen. Gänsehaut pur! Dann war es soweit und wir haben uns die Meisterschale geholt. Nichts war vorbereitet, wir sind durch die Katakomben gerannt und haben Sekt zum Anstoßen gesucht. Meistens bin ich bei Auswärtsspielen nicht live vor Ort dabei. Dann fiebere ich vor dem Fernseher mit – immer voller Anspannung, still kann ich dabei nicht sitzen. 
So sehr ich meinen Job liebe, so sehr genieße ich die Handball-freie Zeit. Wenn ich mit Familie oder Freunden in meiner Pfälzer Heimat unterwegs bin und es keine Rolle spielt, was ich beruflich mache und ob ich erfolgreich bin oder nicht. Wir gehen im Wald spazieren oder kehren in einer der zahlreichen Hütten ein, alles sehr bodenständig – das tut mir gut. Heimat bedeutet für mich einen sicheren Rückzugsort zu haben. Vor Jahren war ich für meinen vorherigen Arbeitgeber, die SAP, in Indien. Ein spannendes Abenteuer, das ich nicht missen will. Die Zeit hat mir aber gezeigt, dass ich dort am glücklichsten bin, wo meine Liebsten sind. Und dann war auch noch Erdbeer- und Spargelzeit. Finden Sie diese Genüsse mal in Indien!