03 | 2024

So lade ich meinen Akku auf

Rick Riojas hat seine Seele der Kunst verschrieben. Hier erzählt der 56-jährige Inhaber von Art & Soul Tattoo Mannheim, was ihn zusätzlich durchs Leben trägt. 
Der Soundtrack meines Lebens? Das Summen der Tattoomaschine, das Zischen einer Spraydose. Untermalt von vielen anderen Tönen. Musik begleitet mich; mindestens zehn Stunden am Tag; egal, was ich gerade tue. Das hilft mir immer, meine Stimmung oben zu halten. Wichtig ist für mich auch regelmäßiges Training im Fitness-Studio. Hier muss ich mich mit niemanden unterhalten. Ein entspannender Kontrast zur Arbeit im Tattooladen, dort rede ich fast den ganzen Tag. Seit 1998 habe ich meinen eigenen Laden, erst in der Neckarstadt mit zwei bis drei Aufträgen in der Woche. Mittlerweile haben wir in der Mannheimer Innenstadt mehrere Kunden am Tag. Das erste Tattoo, das ich gestochen habe? Ein kleines Tribal. Das komischste? Eine Klobürste am Oberarm, die einen Punkrocker als Markenzeichen bei Auftritten diente. Am liebsten steche ich realistische Motive, in schwarz-grau. Diese Vorliebe habe ich auch beim Sprayen. Ich mache das bereits so lange, aber in Aktion bin ich immer tiefenentspannt. Das war zu Beginn, Mitte der 1980er Jahre, noch ganz anders. Zusammen mit einem Kumpel war ich oft unterwegs. Sprayen war illegal und irgendwann sind wir erwischt worden. Hat uns das abgehalten, weiterzumachen? Der Stolz, unsere Bilder überall in Mannheim zu sehen, war größer. Sprayen hat mittlerweile seinen Platz in der Gesellschaft gefunden. Wenn ich für Auftragsarbeiten große Wände verschönere, ruft niemand mehr die Polizei. Mein großer Street Art-Traum? In den USA auf Tour zu gehen, mit den Menschen auf der Straße ins Gespräch kommen, ihnen meine Spray-Kunst näherbringen. Die Staaten sind wichtig für mich. Hier wohnen viele Angehörige, die ich regelmäßig besuche. Kunst bringt meine Seele zum Leuchten, das Herz zum Schlagen bringt meine Familie – ob nah bei mir in Mannheim oder fern über den großen Teich.