So lade ich meinen Akku auf

Anne Sallanz ist als Inhaberin eines Bestattungsunternehmens mental sehr gefordert. Hier erzählt die 33-Jährige, wie sie Kraft in der Dunkelheit findet.
Meine Allzeit-Helferin für gute Laune war lange Zeit meine Hündin Luna, die leider diesen Sommer verstorben ist. Mit ihr habe ich mir oft bewusst Auszeiten in der Natur genommen. Auch bei uns im Bestattungsunternehmen war Luna unser Sonnenschein und hat vielen Trauernden ein Lächeln auf die Lippen gezaubert. Nun finde ich oft allein beim Spazierengehen meinen inneren Frieden – wenn ich nicht Familienzeit mit meinem Mann und meinem kleinen Sohn genieße. Zeit mit der Familie ist sehr kostbar! Das wird mir immer wieder bewusst, wenn ich als Bestatterin mit Todesfällen konfrontiert werde, die mich an mein eigenes Leben erinnern. Beispielsweise wenn ein Verstorbener im Alter meines Ehemannes ist. Oder wenn Kinder versterben. Bestatterin zu sein fordert einen. Wir müssen viel auffangen.
Ich habe meine Berufswahl jedoch nie bereut. Nach meiner Ausbildung und der Tätigkeit in einem anderem Betrieb war für mich die Gründung meines eigenen Bestattungsunternehmens der logische Schritt, um so die gesamte Verantwortung auf meinen Schultern tragen zu können. Bei den Sterbefällen, die wir betreuen, sind im Ablauf viele Schritte längst eingespielt. Beispielsweise im Kontakt mit den Gemeinden, wenn Beerdigungen zu organisieren sind. Und doch ist – und darauf legen wir alle im Team Wert – jeder Todesfall anders und erfordert tiefe persönliche Anteilnahme. Das zeigt Respekt gegenüber dem Toten und gegenüber seinen Liebsten. So ist für mich, so makaber es sich anhören mag, auch der Moment der Beerdigung ein Weg, meinen Akku aufzuladen. Wenn schöne Erinnerungen die Trauer verdrängen, weiß ich: Du hast dein Bestes gegeben. Das sind die Lorbeeren, die mich bei aller Dunkelheit durchs Leben tragen.