06 | 2022

Initiative Fachkräftesicherung – es geht um die Zukunft des ländlichen Raums

Rund 50 Unternehmer aus dem Neckar-Odenwald-Kreis haben sich zum Netzwerk Fachkräftesicherung zusammengeschlossen. Bei einem ersten Netzwerktreffen auf dem Gelände der Dualen Hochschule Mosbach tauschten sie sich über Ideen aus, wie man Fachkräfte für die eigenen Unternehmen gewinnen kann.
“Wie kommen wir an die jungen Menschen ran?” Dieser zentralen Frage von IHK-Geschäftsführer Dr. Andreas Hildenbrand widmete sich das Netzwerk “Initiative Fachkräftesicherung Neckar-Odenwald-Kreis 2030” bei seiner ersten Präsenz-Netzwerkveranstaltung im Juli auf dem Gelände der Dualen Hochschule in Mosbach. Hildenbrand wies in seiner Begrüßung auch auf die Ziele der IHK-Vollversammlung hin. Zu diesen gehöre es, einerseits die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen im ländlichen Raum zu verbessern und anderseits auf gleichwertige Wettbewerbsbedingungen zu den urbanen Zentren hinzuarbeiten.
Das Netzwerk der Initiative Fachkräftesicherung hat sich 2020 gegründet. Das Konzept steht auf drei Säulen: An die Politik werden Handlungsfelder adressiert, beispielweise die Infrastruktur der beruflichen Ausbildung im Landkreis zu erhalten oder die DHBW in Mosbach weiterhin vom Land zu unterstützen. Intern eröffnet das Netzwerk Raum für den Austausch von Unternehmern untereinander und bietet Workshops zur Wissensvermittlung. Außerdem betreibt die Initiative gemeinsam Fachkräfte-Marketing. Dafür hat sie die Dachmarke “Ausbildung NOK” geschaffen. Derzeit läuft zusätzlich eine Artikelserie mit Einblicken in unterschiedliche Ausbildungsberufe. Hildenbrand betonte, die Initiative sei offen für alle Unternehmen, die mitmachen wollen.
Frank-Martin Entzer, Referent des Arbeitgeberverbandes der Metall- und Elektroindustrie (Südwestmetall) Rhein-Neckar-Odenwald, und Ralf Rohmann, geschäftsführender Gesellschafter der Firma Eirich und Vorsitzender des IHK-Ausschusses für Industrie und Innovation, gaben den rund 50 Unternehmen Denkanstöße zu dem Thema mit. „Wir haben ein Ausbildungssystem, um das uns jeder in der Welt beneidet. Das machen wir gerade selbst kaputt“, stellte Ralf Rohmann fest. Man müsse Kinder für Technik und praktisches Arbeiten begeistern. In diesem Bereich sieht Rohmann ein “Vermittlungsdefizit” an den Schulen. Er bemängelte, dass Ministerien ihre Beschlüsse, dies zu ändern, nicht umsetzten. Informationen zu Kooperationen mit Unternehmen kämen oft nicht in den Schulen an. Rohmann kritisierte “Bürokratie und Unwille” im System Schule. Nur wenn Unternehmen auf “idealistische Lehrer” stoßen würden, könne eine Zusammenarbeit gelingen.
Entzer verwies auf eine Ausbildungsquote von 4,2 Prozent in den von ihm vertretenen Verbänden hin, der geringste gemessene Wert bisher. Demgegenüber lag der Anteil unbesetzter Ausbildungsstellen bei rund zehn Prozent – ebenfalls ein beunruhigender Höchstwert. “Die Schere geht weiter auf”, stellte Entzer fest. “Je kleiner und in der Bevölkerung unbekannter ein Unternehmen ist, umso schwieriger ist es für dieses, freie Ausbildungsplätze zu besetzen.”
Blick hinter die Kulissen: Teilnehmer des Netzwerktreffens besichtigten das “Industrie-4.0-Labor” der DHBW.