Die Vorstände und Präsidenten der IHK Regensburg seit 1843

Mehr als zwei Dutzend Männer hatten in mehr als 150 Jahren den Vorsitz der Industrie- und Handelskammer in Regensburg inne, manche nur kurz, manche mehr als zehn Jahre. Als personifizierte Wirtschaftsgeschichte der Region haben wir sie ans Licht geholt und gefragt: Was waren und sind das für Menschen, die sich als Unternehmer ehrenamtlich für die wirtschaftliche Entwicklung der Region engagierten und immer noch engagieren? Wer waren und sind sie? Wo kamen sie her? Wie war und ist ihre gesellschaftliche Stellung?

Friedrich Heinrich Theodor Fabricius · Musikalienhändler · 1843 -1844

Der erste Vorsitzende der Handelskammer Regensburg war Friedrich Heinrich Theodor Fabricius. Der Musikalienhändler, Musiklehrer, Spezereyhändler und Magistratsrat war evangelischer Konfession und bereits am 15. September 1823 der Freimaurerloge “Carl zu den 3 Schlüsseln” beigetreten. Tatsächlich standen die Kaufleute den aufklärerischen Ideen und Idealen der Freimaurer näher als andere Teile des Bürgertums, denn gerade ihr Berufsstand forderte Weltoffenheit, Mobilität und Liberalismus. Allerdings war das Logenleben in Regensburg bereits im Jahre 1818 durch den Beschluss beeinträchtigt worden, Staatsdienern die Mitgliedschaft in einer Geheimloge zu verbieten. Grundlegend erschüttert wurde jedoch die Loge “Carl zu den 3 Schlüsseln” 1832 durch die Diskussion einer Verordnung der Regierung, wonach auch Magistratsräte keiner “geheimen Gesellschaft” angehören durften. Fabricius war als Handelsvorstand Mitglied des Regensburger Magistrats. Als per königlichem Dekret vom 7. April 1843 die Handelskammern in Bayern als Organisationsform für den Handel entstanden, wurde Fabricius zum ersten Vorsitzenden der „Handelskammer im Regierungsbezirke der Oberpfalz und von Regensburg mit dem Sitze zu Regensburg” durch den König ernannt. Die Mitglieder der Kammer trafen sich damals im Zimmer 28 des Alten Rathauses.

Christoph Friedrich Braunhold · Großhändler · 1844 – 1844

Als nach nur einjähriger Amtszeit Friedrich Heinrich Theodor Fabricius darum gebeten hatte, „ihn aufgrund seiner geschwächten Gesundheit aus der Kammer zu entlassen“, rückte der Großhändler Christoph Friedrich Braunhold als Vorsitzender nach. Auch Mitglieder seiner Familie sollen der Regensburger Freimaurerloge „Carl zu den 3 Schlüsseln“ angehört haben.

Georg Heinrich Brauser · Großhändler · 1844 -1862

Georg Heinrich Brauser war der Spross eines Regensburger Großhändlers in der Gesandtenstraße. 1828 übernahm er das Farben- und Speditionsgeschäft seines Vaters, dessen Stammhaus das so genannte Liskirchnerhaus in der Unteren Bachgasse 10 war. Brauser war seit dem 18. Januar 1823 Mitglied in der Freimaurerloge „Carl zu den 3 Schlüsseln“. Mit 19 Jahren hatte Georg Heinrich Brauser die längste Amtszeit eines Vorsitzenden der Handelskammer Regensburg.

Theodor Rümmelin · Großhändler · 1863

Theodor Rümmelin war der erste frei gewählte Vorsitzende der Handelskammer in Regensburg.





Christoph Rehbach · Bleistiftfabrikant · 1864 -1865

Christoph Rehbach war der Erbe der seit 1821 in der Regensburger Unteren Bachgasse produzierenden Bleistiftfabrik. Ihm gelang es, die vom Vater errichtete Fabrik zu vergrößern und die Qualität der Bleistiftminen so zu verbessern, dass der polytechnische Verein für Bayern den Rehbach’schen Stiften das Prädikat „sehr gut“ verlieh. 1834 kaufte die Familie Rehbach das Neue Deutsche Haus am Ägidienplatz als zusätzliche Produktionsstätte. In nur wenigen Jahren entwickelte sich die Rehbach’sche Bleistiftfabrik zum größten Industrieunternehmen Regensburgs, und sogar König Maximilian II. besuchte während eines Sommeraufenthalts in Regensburg die innovative Anlage. Zu dieser Zeit hatten bereits die beiden Söhne Johann Christoph und Johann Michael Carl die Geschäftsführung übernommen. Der Vater hatte sich 1845 aus dem Geschäft zurückgezogen. Während vom Stadtmagistrat Regensburg Gründervater Johann Jakob Rehbach als Konstitualmitglied der neu zu gründenden Handelskammer Regensburg vorgeschlagen wurde, setzte König Ludwig I. den in die Firma mit eingetretenen Sohn Christoph Rehbach ein. Christoph Rehbach, der schon Gründungsmitglied der Handelskammer Regensburg gewesen war, wurde von 1864 bis 1865 erster Vorsitzender der Handels- und Gewerbekammer Regensburg. Sein Schwiegersohn Friedrich Hendschel leitete den ehrenamtlichen Vorsitz der Kammer dann von 1873 bis 1885, also über zwölf Jahre lang, und prägte so ein Stück Kammergeschichte.

Friedrich J. Fikentscher · Zuckerfabrikant · 1866 -1869


Friedrich J. Fikentscher war von 1866 bis 1869 Vorsitzender der Handelskammer und vermutlich Sohn des experimentierfreudigen Unternehmers und Zuckerrübenbauers Wilhelm Fikentscher. Der hatte den Regensburger Magistrat in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts wegen der Genehmigung einer „Runkelrübenfabrik mit Raffinerie“ angerufen und gründete schließlich Regensburgs erste Zuckerrübenfabrik in der Kumpfmühler Straße. Bis 1888 lief dort die Zuckerproduktion, dann wurde die Fabrik wegen Unrentabilität geschlossen.

George Neuffer · Großhändler · 1870

George Neuffer wurde am 23. Juli 1819 geboren und führte als erwachsener Mann die Geschäfte seines Vaters Gottlieb Neuffer fort. Der hatte 1798 die Firma Hammerschmidts Eidam in Regensburg gegründet und sie als Großhandelshaus zu bemerkenswertem Erfolg geführt. Neuffer engagierte sich nicht nur für das eigene Unternehmen, sondern war in verhältnismäßig jungen Jahren bereits Mitglied des Magistrats der Stadt Regensburg, des Handelsgerichts und später der Handelskammer. Besonders setzte sich Neuffer für den Bau der Bayerischen Ostbahn ein. Zur Verbesserung ihrer eigenen geschäftlichen Lage wurden Kaufleute und Fabrikbesitzer aus der Region nicht müde, den Bau der Bahnstrecke von Nürnberg über Amberg nach Regensburg voranzutreiben. Für seine Verdienste bekam Neuffer den Titel „Königlicher Kommerzienrat“ verliehen. Neuffer starb am 15. Juni 1893.

George Bezold · Kaufmann · 1871-1872

Leider liegen über George Bezold keine weiteren Informationen vor.





Friedrich Hendschel · Bleistiftfabrikant · 1873-1885

Friedrich Hendschel war der Schwiegersohn von Christoph Rehbach (siehe dort), dessen Vater 1821 die Schlüssel-Bleistift-Fabrik J. J. Rehbach in Regensburg gegründet hatte. Hendschel hatte den ehrenamtlichen Vorsitz der Kammer von 1873 bis 1885, also über zwölf Jahre lang, inne und prägte so mehr als ein Jahrzehnt Kammergeschichte. Wegen seiner Verdienste um die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt wurde ihm der Titel eines Königlichen Kommerzienrats verliehen. Hendschel starb am 15. März 1887.

Paul Josef Laux · Großhändler · 1886 -1890

Als Sohn eines preußischen Hofbäckers wurde Paul Joseph Laux am 28. Januar 1834 in Köln geboren. Dem Wunsch der Eltern entsprechend sollte Paul Kaufmann werden. Sie schickten ihn in das Kölner Großhandelshaus F.W. Paas in die Lehre. Paas erkannte Paul Joseph Laux’ großes Engagement, übertrug ihm Verantwortung und schickte ihn auf Reisen nach Belgien, Elsass-Lothringen, in die Rheinlande, nach Westfalen, in die Schweiz und nach Süddeutschland. In Regensburg lernte er Babétte Barthel kennen, die er 1862 heiratete. Das Paar ließ sich in Regensburg nieder und Laux gründete unter seinem Namen ein eigenes Großhandelsunternehmen für „Farb-Material-Colonial-Waaren“. Die Firma hatte bald in ganz Deutschland, wie es hieß, einen „guten Klang“. Laux engagierte sich auch ehrenamtlich. Drei Jahrzehnte lang gehörte er den Gremien der Handels- und Gewerbekammer der Oberpfalz an, unter anderem als erster und zweiter Vorstand und Handelsrichter. Außerdem war er Mitglied des Bayerischen Eisenbahnrats. 1884 erhob ihn König Ludwig II. in den Rang eines Königlichen Kommerzienrates. Am 13. März 1896 starb Laux an den Folgen eines Herzleidens. Der kluge Geschäftsmann interessierte sich für Musik, Kunst und Geschichte und war Mitglied des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg.

Carl Brauser · Großhändler · 1890 -1901 Kommerzienrat

Carl Brauser war der Enkel Georg Heinrich Brausers, eines der ersten Vorsitzenden (1844 - 1862) der Handelskammer Regensburg. Wie eine Reihe seiner Vorgänger vertrat Brauser in der Handelskammer die starke Position der Großhändler und setzte sich für eine liberale Handels- und Zollpolitik ein. Im Geschäftshaus der Großhandlung Brauser, im so genannten Liskirchnerhaus, stellte Carl Brauser nach seiner Amtszeit Büroräume und ein Sitzungszimmer zur Verfügung. Er selbst verlegte 1902 seinen Wohnort nach München, wohin er als erster Direktor der Hypotheken- und Wechselbank berufen worden war. Damit endete auch seine Tätigkeit als Handelskammervorstand.

Friedrich Pauer · Lederfabrikant · 1901 -1908

Friedrich Pauer war Lederfabrikant und Fabrikbesitzer in Regensburg. Weitere Informationen fehlen.





Georg von Christlieb · Tabakfabrikant · 1909 -1918

Georg von Christlieb war Mitinhaber der Firma Gebrüder Bernard, Schnupftabakfabrik Regensburg, deren berühmtestes Produkt bis heute der „Schmalzlerfranzl“ ist. Anfang des 20. Jahrhunderts, als Georg von Christlieb das Unternehmen zu großen Teilen lenkte, betrug die jährliche Schnupftabakproduktion 18.000 Zentner. Für 40 Millionen Verpackungen benötigte das Unternehmen 30.000 Kilogramm Aluminium und Zinnblättchen. 1918 trat Georg von Christlieb aus gesundheitlichen Gründen von seinem Vorstandsamt bei der Handelskammer Regensburg zurück.

Wilhelm Laux · Großhändler · 1919

Im Vorsitz der Handelskammer Regensburg folgte Wilhelm Laux dem 1918 zurückgetretenen Georg von Christlieb. Laux, vermutlich Sohn des Großhändlers Paul Joseph Laux, kannte die Geschäfte bereits von seinem Ehrenamt als Stellvertretender Vorsitzender seit 1909. Am 28. Februar 1919 wurde Wilhelm Laux zum Ersten Vorsitzenden gewählt. Im Juli 1919 verstarb er und nahm den nach dem Ersten Weltkrieg obsolet gewordenen Titel „Königlicher Kommerzienrat“ mit ins Grab.

Dr. Ludwig von Donle · Schifffahrtsgeneraldirektor · 1919-1933

Der studierte Jurist Dr. Ludwig von Donle war seit 1895 im Staatsministerium des Königlichen Hauses und des Äußeren in München tätig und wurde 1918 zum Vorstandsvorsitzenden und Direktor des Bayerischen Lloyd, Schiffahrts-Aktiengesellschaft, Regensburg, berufen, dessen Mitbegründer er 1913 gewesen war. Durch den Ersten Weltkrieg erlitt die Gesellschaft große Verluste: Dampfer, Warenboote und Tankkähne. Nach der Wiederherstellung der Flotte schritt der Bayerische Lloyd unter Donles Führung als erstes deutsches Binnenschifffahrtsunternehmen zur Motorisierung der Flotte. Mit großem Erfolg widmete sich Donle nach dem 1. Weltkrieg der Erneuerung der Wirtschaftsbeziehungen Deutschlands mit den Donaustaaten und der Anbahnung von Gemeinschaftsverträgen mit ausländischen Donauschifffahrtsgesellschaften. Als Sachverständiger für die Donauschifffahrt nahm er an den Friedensverhandlungen in Bukarest und Versailles teil sowie 1920/21 an der Pariser Donaukonferenz. Von 1922 bis 1933 war von Donle Präsident der Industrie und Handelskammer Regensburg. Nach Hitlers Machtergreifung 1933 musste er für ein nationalsozialistisches Parteimitglied den Kammervorsitz räumen. 1939 schied er als Generaldirektor aus dem Vorstand des Bayerischen Lloyd aus. Neben seiner wirtschaftspolitischen Betätigung wandte sich Donle auch wissenschaftlichen Arbeiten zu. Von Donle, am 21. Januar 1869 in Schweinfurt geboren, verstarb am 7. Januar 1942 in Regensburg.

Fritz Weidinger · Kohlengroßhändler · 1933-1935

Mit der Machtergreifung Hitlers 1933 wurde auch die Handelskammer gleichgeschaltet. Der seit 1920 amtierende Präsident Dr. Ludwig von Donle, der seit 1917 Vorstandsmitglied und Direktor des Bayerischen Lloyd, Schiffahrts-Aktiengesellschaft, Regensburg, war, musste einem nationalsozialistischen Parteimitglied den Platz räumen. Fritz Weidinger und auch dessen Vater Hans Weidinger waren bereits langjährige Kammermitglieder. 1923 war unter Fritz Weidingers Mitarbeit das väterliche Geschäft, das „Vereinigte Kohlenverkaufsbüro Regensburg” mit der „Kokswerke und Chemische Fabriken AG” zur „Kohlenbüro Regensburg GmbH” vereinigt worden, deren Geschäftsführer Weidinger jun. seit 1923 war. 1931 in die NSDAP eingetreten, unterstützte er die Partei in Regensburg auch finanziell. Fritz Weidinger starb nach schwerer Krankheit am 8. August 1935. Zu seinem Nachfolger ernannte das Reichswirtschaftsministerium den bis dahin amtierenden Vizepräsidenten Arthur Knab, ebenfalls NSDAP-Mitglied.

Arthur Knab · Bauunternehmer · 1935 -1945

Knab wurde am 1. April 1893 in Nürnberg geboren, absolvierte dort die Oberrealschule und bildete sich im Anschluss daran auf der Handelshochschule in Berlin weiter. Seit 1926 wirkte Knab als Geschäftsführer der Regensburger Baufirma „Hans Schricker, vormals Christian Zinstag KG”. Er gehörte zu den frühen Regensburger Nationalsozialisten. 1931 war er in die Partei eingetreten, bereits 1935 bekleidete er das Amt des Kreiswirtschaftsberaters und saß im Regensburger Stadtrat. Diese Tätigkeiten festigten Knabs Position als NS-Wirtschaftsfunktionär der Stadt nach außen. Die Berufung Knabs zum Präsidenten der gleichgeschalteten IHK erfolgte „nach dem Grundsatz, einflussreiche Persönlichkeiten der Wirtschaft zur Mitarbeit heranzuziehen”.

Georg Otto Christlieb · Tabakfabrikant · 1945

Georg Otto Christlieb war nach dem Zweiten Weltkrieg von Juli bis September 1945 nur wenige Monate Präsident der IHK Regensburg. Allerdings war er bereits seit 1935 Stellvertretender Vorsitzender gewesen. Er legte im September 1945 sein Amt als Erster Vorsitzender nieder. Die amerikanischen Besatzer nutzten die bestehenden Institutionen, um demokratische gesellschaftliche Strukturen in Deutschland neu zu etablieren. Parallel dazu verlief der Prozess der Entnazifizierung. An Christliebs Funktion als Direktor der Schnupftabakfabrik der Gebrüder Bernard AG erinnert sich Eva Demski: „Die Schnupftabakfabrik war in meiner Kindheit ein ganz normaler Ort. Da ist gearbeitet worden, es gab eine Hierarchie und einen obersten Gott, der hieß Otto Christlieb. Der Untergott war mein Onkel Hans Weiß und seine gute Seele, rechte und linke Hand und die Königin der Leberknödelsuppe, das war Fräulein Auburger, genannt Clara. Es gab Tabakarbeiterinnen, deren Wochenlohn sich die Männer am Tor abholten, und es gab Fräuleins im düsteren, holzgetäfelten Sekretariat…“ Otto Christlieb, geboren am 9. November 1886, starb am 16. November 1958. Seine Sammlung wertvoller Schnupftabakdosen und -gläser bewahrt das document Schnupftabakfabrik bis heute. Im Nachruf betrauerte die IHK Regensburg eine bedeutende Persönlichkeit, die sich gesellschaftlich vielfältig engagiert hatte. Christlieb war Gründungs- und Vorstandsmitglied des Vereins der Freunde der Universität Regensburg, Förderer des Museums, Initiator des Regensburger Flughafens und Vorstandsmitglied der Allgemeinen Ortskrankenkasse Regensburg, um nur wenige seiner ehrenamtlichen Tätigkeiten zu nennen.

Fritz Günther · Lederfabrikant · 1945 - 1946

Als Nachfolger von Georg Otto Christlieb bestimmte die Industrie- und Handelskammer den Regensburger Lederfabrikanten Fritz Günther, der jedoch sein Amt bereits vor Oktober 1946 wieder niederlegte. Der Transfer zentraler gesellschaftlicher Funktionen in ein neues demokratisches System verlief nicht reibungslos und wurde von der Militärregierung kontrolliert. So verfügte der Wirtschaftsbeirat des Bayerischen Wirtschaftsministerium, dem nach dem Zweiten Weltkrieg auch Präsidenten der Industrie- und Handelskammern Bayerns angehörten, auch über einen Ausschuss für Entnazifizierungsfragen.

Carl Lanz · Speditionsunternehmer · 1946 -1950

Nach Ende der Amtszeit Fritz Günthers bestimmte das Bayerische Wirtschaftsministerium Carl Lanz, den Inhaber der Donau-Rhein-Spedition, zum kommissarischen Präsidenten. Drei Jahre später, am 16. Februar 1949, wurde Lanz per Wahl durch die Vollversammlung in seinem Amt bestätigt. Als IHK-Präsidenten wählte ihn auch der neu gegründete Verein zur Wahrung der Main- und Donauschiffahrtsinteressen e.V. in Nürnberg zu seinem Vorstand. Tatsächlich galt Carl Lanz’ großes Interesse den Fragen der Verkehrswirtschaft. Am 17. September 1950 jedoch verstarb Lanz im Alter von 48 Jahren. Im Nachruf lobte die Kammer Carl Lanz als einen Mann, der „von jeher seine großen Erfahrungen und seine unerschöpfliche Schaffenskraft weiten Kreisen der Wirtschaft zur Verfügung“ gestellt und maßgeblich dazu beigetragen habe, den großen Schwierigkeiten und Aufgaben der oberpfälzischen Wirtschaft in den Nachkriegsjahren konstruktiv zu begegnen.

Dr. h.c. Wilhelm Seltmann · Porzellanfabrikant · 1950 -1965

Wilhelm Seltmann wurde am 28. Juni 1896 als Sohn des Gründers der „Porzellanfabriken Seltmann für Gebrauchs- und Luxusporzellan (gegr. 1910)“ geboren. Vom 20. Oktober 1950 bis zum 17. Dezember 1965 bekleidete er das Amt des IHK-Präsidenten und war gleichzeitig Mitglied des Präsidiums der Deutschen Gruppe der Internationalen Handelskammer in Frankfurt. Vier Mal wurde Wilhelm Seltmann von der Vollversammlung einstimmig (wieder)gewählt. Von 1952 bis 1958 war Seltmann Erster Vorsitzender des Vereins der Freunde der Universität. Er starb am 27. September 1967, knapp zwei Wochen, nachdem ihm das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern verliehen worden war. Etwas ganz Besonderes unter den zahlreichen Ehrenämtern und Auszeichnungen war die Ehrendoktorwürde der Münchner Technischen Hochschule, die er, wie es in der Begründung hieß, „… wegen seiner außerordentlichen Verdienste um die Entwicklung neuer Arbeitsmethoden, insbesondere der Automation in der Porzellanindustrie“ Ende 1957 erhielt. Die Oberpfälzer Nachrichten berichteten über das Ereignis und zitierten IHK-Vertreter, die betonten, „dass für Wilhelm Seltmann der Erfolg immer neue bewegende Kraft war, die zu neuen Leistungen führte (…). Die gesamte Porzellanindustrie hatte unter den Kriegseinwirkungen schwere Einbußen erlitten und der Wiederaufbau war ein hartes Werk. Gerade die Porzellanfabrik Seltmann aber war hier ein Schrittmacher. Den ersten Tunnelofen ließ Wilhelm Seltmann Anfang der 50er Jahre schon in Erbendorf erbauen und damit die dortige Fabrik völlig modernisieren. Der Tunnelofen war der erste Teil der Automation in der Porzellanindustrie“.

Dr. Hugo Riepl · Bauunternehmer · 1965 -1974

Am 17. Dezember 1965 folgte Hugo Riepl, Mitinhaber und Geschäftsführer der Firma Josef Riepl GmbH, Bauunternehmung für Hoch- und Tiefbau in Regensburg dem nach 15-jähriger Präsidentschaft zurückgetretenen Wilhelm Seltmann. Der am 9. Dezember 1911 in Regensburg geborene Hugo Riepl trat nach ersten Berufsjahren in Dresden 1938 in die väterliche Firma ein. In nur zwei Generationen entwickelte sich das 1893 gegründete Bauunternehmen zu einem der erfolgreichsten in Bayern. Bereits vor seiner Wahl zum Präsidenten der Industrie- und Handelskammer engagierte sich Riepl dort als Vizepräsident und als Vorsitzender des Industrieausschusses. Wie seine Vorgänger war auch Riepl Inhaber zahlreicher Ehrenämter, unter anderem Vorsitzender des Bezirksverbandes Ostbayern des Bayerischen Bauindustrieverbandes e.V. Riepl starb am 8. Juli 1974.

Willy Lersch · Keramikunternehmer · 1974 -1986

Willy Lersch wurde am 7. Januar 1914 im Rheinland geboren und wirkte bereits 1939 beim Aufbau der Buchtal AG in Schwarzenfeld zur Produktion von feuerfester Keramik mit. Auch nach Nationalsozialismus und Krieg bestimmte Buchtal das Leben Willy Lerschs, der parallel zu seiner Aufgabe als Vorstand der inzwischen umfirmierten Buchtal GmbH Aufsichtsratsvorsitzender der Krones AG in Neutraubling war. Seit 1955 engagierte sich Lersch im IHK-Gremium Schwandorf. Als Präsident hat er den Wechsel der IHK von einer Verwaltungsbehörde zu einem modernen Dienstleister für die Wirtschaft in der Region intensiv begleitet. Vor allem dem Aus- und Weiterbildungsbetrieb der IHK maß Lersch hohe Bedeutung bei. In Regensburg und Weiden richtete er IHK-Bildungszentren ein, die den Unternehmen ein breites Bildungsangebot eröffneten. Auch die Vernetzung der neu gegründeten regionalen Hochschulen mit der Wirtschaft lag Lersch am Herzen. Willy Lersch war ein Netzwerker im besten Sinne. Die regionale Wirtschaft profitierte davon, dass der IHK-Präsident auch außerhalb der Kammer wichtige Ehrenämter bekleidete. Er war Vorstand im Verein der Freunde der Universität Regensburg e.V. und im Deutschen Kanal- und Schifffahrtsverein Rhein-Main-Donau e.V., um nur einige wenige zu nennen. Der Bayerische Verdienstorden, das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse, der Goldene Ehrenring des Deutschen Museums und diverse Verdienstmedaillen verweisen auf eine Persönlichkeit mit überregionaler Strahlkraft. Willi Lersch starb am 1. Mai 2006.

Helmut Heene · Speditionsunternehmer · 1986 -2003

1986 trat Helmut Heene sein Amt als neuer Präsident der IHK Regensburg an. Heene wurde am 28. April 1936 in Mannheim geboren, gelangte durch die Kriegswirren vom Rhein an die Donau, machte 1954 in Regensburg sein Abitur und schloss 1959 sein Betriebswirtschaftsstudium in München ab. In Ferienjobs bei AEG (Sachsenwerk) und Siemens hatte Heene praktische Erfahrungen gesammelt und Interesse an regionaler Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik entwickelt. Als Gesellschafter und Geschäftsführer trat er beim international tätigen Speditionsunternehmen Streit + Co ein. Die Zusammenarbeit mit der IHK begann 1966 im Fachausschuss für Außenwirtschaft. Seit 1974 gehörte Heene zur Vollversammlung. Seit 1977 war er Vorsitzender des Industrieausschusses, seit 1978 Vizepräsident. Am 1. Juli 1986 wurde Heene Vorsitzender des Verkehrsausschusses des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, dem er seit 1980 angehörte. 2003 übergab Heene sein Amt als Präsident an Peter Esser. Hinter ihm lagen mit dem Fall des Eisernen Vorhangs, der Wiedervereinigung und der Einführung des Euro weitreichende Veränderungen. Der Wirtschaftsraum Ostbayern war aus seiner Randlage in den Mittelpunkt Europas gerückt. Heene ist Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande und des Goldenen Ehrenrings der IHK. 1990 erhielt er das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse, 1994 den Bayerischen Verdienstorden und 1997 die Staatsmedaille für besondere Verdienste um die Bayerische Wirtschaft. 2000 krönte das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland Heenes wirtschaftliches und gesellschaftliches Engagement. Sein eigenes Unternehmen wird in dritter Generation von der Familie geführt. Es zählt inzwischen über 300 Mitarbeiter in mehreren Ländern.

Peter Esser · Verleger · 2003 -2013

Peter Esser, persönlich haftender Gesellschafter der Mittelbayerischen Verlag KG in Regensburg, wurde am 11. September 2003 zum IHK-Präsidenten gewählt. Er löste damit Helmut Heene ab, der nach 17 Jahren nicht mehr für die Vollversammlung kandidierte. Gemeinsam mit seinem Bruder Thomas leitet Peter Esser seit dem Jahr 1996 die Mittelbayerische Verlag KG in der dritten Generation. Großvater Karl Friedrich Esser war nach dem 2. Weltkrieg aus einer Gruppe von 93 Bewerbern für die Presselizenz Nr. 5 der damaligen amerikanischen Zone ausgewählt worden, um den Aufbau eines demokratischen Pressewesens mitzugestalten. Peter Essers vielfältiges ehrenamtliches Engagement reicht vom Presseversorgungswerk über den Stiftungsrat der Regensburger Universitätsstiftung bis hin zum Deutschen Industrie- und Handelskammertag DIHK. Seit 1998 ist Esser Mitglied der Vollversammlung der IHK Regensburg. Den Ausschuss für Kommunikation und Medien des DIHK leitete er von 2005 bis 2012. Seit Februar 2007 ist Esser Mitglied des Vorstands und seit März 2013 Vizepräsident des DIHKs. Im März 2010 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

Gerhard Witzany · Industrieunternehmer · 2013 -2018

Gerhard Witzany wurde im Juli 2013 zum Präsidenten der Industrie- und Handelskammer Regensburg für Oberpfalz / Kelheim gewählt. Als Unternehmer und Mitglied des Ehrenamts der IHK leistete er einen wichtigen Beitrag zum Wandel der Oberpfalz von einer strukturschwachen hin zu einer boomenden Industrieregion im Herzen Europas. Der 1947 in Salzburg geborene Diplomkaufmann übernahm 1985 die Geschäftsführung der VAW Flußspat Chemie GmbH in Stulln, 1995 mit Partnern die Aluminiumoxid-Produktion des Nabwerks der VAW Aluminium AG – die neue Firma Nabaltec GmbH – in Schwandorf und führte sie als Geschäftsführer. 2006 wurde die Nabaltec in eine Aktiengesellschaft überführt, deren Vorstandsmitglied und späterer Aufsichtsratsvorsitzender Witzany wurde. Als Hidden-Champion besetzt die Nabaltec AG eine Nische im Bereich der Spezialchemie auf dem Weltmarkt. Seit 1986 engagierte sich Gerhard Witzany ehrenamtlich als Mitglied im Außenwirtschaftsausschuss der IHK, seit 1998 im Gremium Schwandorf, seit 2003 in der Vollversammlung und seit 2008 im Industrieausschuss. Schwerpunkte seiner IHK-Präsidentschaft von 2013 bis 2018 waren der Fachkräftemangel, der freie Zugang zu den Weltmärkten und die Verankerung der IHK in der Region durch weitere Geschäftsstellen in den Landkreisen Schwandorf und Kelheim.

Michael Matt · Handelsunternehmer · 2018 - 2025

Michael Matt, Geschäftsführer der Optik Matt GmbH & Co. KG mit 78 Filialen im süd- und mitteldeutschen Raum und Sitz in Regensburg, wurde 2018 erstmals zum Präsidenten der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim gewählt. 2023 erfolgte seine Wiederwahl durch die Vollversammlung. Er übte das Amt bis zum April 2025 aus. Als IHK-Präsident manövrierte Matt die regionale Wirtschaft durch die Corona-Pandemie. Sein Engagement fokussierte sich vor allem auf wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen in Politik und Verwaltung, dem internationalen Netzwerk der ostbayerischen Wirtschaft sowie der Rolle der IHK als Partner der Unternehmen vor Ort, etwa in der Entwicklung der Innenstädte und Ortszentren. Unter seiner Schirmherrschaft entstand beispielsweise der IHK-Kommunalentwicklungsaward oder die Partnerschaft mit der Westböhmischen Universität Pilsen zur Stärkung der Bildungsregion Ostbayern-Westböhmen.