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BIHK-Konjunkturbericht Jahresbeginn 2024

Zu Beginn des neuen Jahres ist die bayerische Wirtschaft weiterhin im Stimmungstief gefangen. Die schwache Dynamik der Weltwirtschaft, die zurückhaltende Konsumlaune der privaten Haushalte und strukturelle Standortnachteile wie nicht wettbewerbsfähige Energiepreise, fehlende Ar­beitskräfte und ausufernde Bürokratie sorgen bei den Unternehmen für Unzufriedenheit und anhal­tende Skepsis gegenüber den kommenden Monaten. In Folge stagniert der BIHK-Konjunkturindex bei 101 Punkte und liegt damit weiterhin deutlich unterhalb des langjährigen Durchschnitts von 112 Punk­ten. An der Befragung des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK) hatten sich 3.800 Unternehmen im Freistaat beteiligt.
Fast alle Branchen zeigen sich zu Jahresbeginn mit ihrer aktuellen Geschäftslage unzufriedener als noch im Herbst. Lediglich die Dienstleister melden bessere Geschäfte im Vergleich zur vergangenen Befragung. Die Lagebeurteilung sinkt um zwei Zähler auf 16 Punkte und geht damit zum dritten Mal in Folge nach unten. „Zum ersten Mal seit dem Corona-Winter 2020/2021 liegt der Index wieder unter dem langjährigen Durchschnitt von 18 Punkten. Wir sehen mit Sorge, dass sich die Industrie und die Baubranche als traditionelle Stützen der Wirtschaft im Freistaat einfach nicht erholen und als konjunk­turelle Motoren stottern. Wir können froh sein, dass bei den Dienstleistern die Geschäfte vergleichs­weise besser laufen“, erklärt BIHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl.
Mit Blick auf die kommenden Monate bleiben die Aussichten der bayerischen Unternehmen pessimis­tisch. Die Beurteilung der Geschäftserwartungen legt zwar gegenüber Herbst 2023 um drei Zähler zu, ist mit minus 12 Punkten aber noch immer von der Schwelle zum Optimismus weit entfernt und liegt deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von acht Punkten. Es fehlen weiterhin Wachstumsim­pulse aus dem In- und Ausland. „Diese ernüchternden Aussichten gepaart mit einer Gemengelage von vielschichtigen Risiken und Unsicherheiten sorgen dafür, dass inzwischen mehr Unternehmen ihre Investitionen zurückfahren anstatt steigern und lieber Stellen streichen als Stellen aufbauen wol­len“, sagt Gößl.
Vor allem die derzeitigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sorgen für erhebliche Verunsi­cherung bei den bayerischen Unternehmen. Damit rückt die Wirtschaftspolitik mit 64 Prozent als dominierendes Risiko an die Spitze – und das zum ersten Mal seit Beginn der Risikoabfrage im Jahr 2012. Weitere Risiken sehen die Betriebe in der Inlandsnachfrage (58 Prozent der Nennungen), im Arbeitskräftemangel (57 Prozent), in den Energie- und Rohstoffpreisen (53 Prozent) sowie in den Ar­beitskosten (52 Prozent).
BIHK-Präsident Lutz: „Bürokratielast ist enormer Bremsklotz“
„Es ist alarmierend, wenn so viele Unternehmen die aktuelle Wirtschaftspolitik nicht als förderlich be­werten, sondern darin ein Risiko für ihre Geschäftsentwicklung sehen“, stellt BIHK-Präsident Klaus Josef Lutz fest. „Dabei sollte es doch genau andersherum sein: Die Politik hat die Aufgabe, für gute und planbare wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen zu sorgen und die Unternehmerinnen und Unternehmer machen zu lassen. Das geht aber nicht, wenn bürokratische Pflichten immer mehr über­handnehmen und dabei nicht nur Personal und Kosten binden, sondern auch Innovationen und Wachstum bremsen. Die Bürokratielast ist heute ein enormer Bremsklotz für die bayerische Wirt­schaft“, warnt Lutz.
Der BIHK-Präsident fordert drei konkrete Schritte, die der Wirtschaft wieder Aufwind geben:
  • Aufbau neuer Bürokratie sofort stoppen sowie Regulatorik zurückschrauben
„Nicht nur im Bund, sondern auch in Bayern ist die Bürokratie das größte Problem für die Wirtschaft. Die Staatsregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag wichtige und unternehmensfreundliche Maßnah­men niedergeschrieben. Diese Ankündigungen müssen mit Leben gefüllt werden, dass es eine echte Entlastung gibt. Wir messen CSU und Freie Wähler an den Ergebnissen, wie die geplante Entbüro­kratisierung bei den Unternehmen tatsächlich ankommt“, kündigt Lutz an.
  • Flächendeckende Investitionen ermöglichen
„Wir brauchen deutlich mehr private Investitionen, nur so schaffen wir die Herausforderungen dieser Zeit anzugehen und zu meistern“, sagt der BIHK-Präsident. „Wir setzen uns daher für eine Steuerpo­litik ein, die stärker als Instrument einer wirtschaftspolitischen Standortpolitik und Investitionsförderung wirkt.“
  • Bei der Energiewende endlich Tempo machen
„Wir brauchen hierzulande bei wichtigen und zukunftsweisenden Infrastrukturprojekten einfach viel zu lange – das gilt auch für die Energiewende“, kritisiert Lutz. „Mehrstufige und langwierige Genehmigungs- sowie Planungsverfahren mit mehrfachen Klagemöglichkeiten schaffen Unsicherheiten und verzögern den Ausbau der Erneuerbaren Energien, den wir für eine verlässliche Energieversorgung mit wettbewerbsfähigen Preisen aber dringend benötigen. Das heißt auch, die Bürger bei den Ent­scheidungen mitzunehmen und über die Vorteile transparent und offensiv zu informieren.”