2024 war kein Vergnügen für die Unternehmen

Überzeugend war keine Branche für die konjunkturelle Lage in der Region. Im Laufe des Jahres waren die Unsicherheit und Stimmung am Boden.

Wirtschaft wettbewerbsfähig – Rahmenbedingungen nicht

Der IHK-Konjunkturbericht zu Jahresbeginn meldete Stagnation und Verunsicherung bei der regionalen Wirtschaft. Ihre Geschäftslage beurteilten die Teilnehmer mit den schlechtesten Werten seit drei Jahren. Mit Blick auf die nächsten zwölf Monate blieben die Unternehmen abwartend, eine positive Trendwende war nicht in Sicht.
Um eine schleichende Deindustrialisierung zu stoppen und Konsumanreize zu setzen, sollte die Politik endlich verlässliche Rahmenbedingungen setzen. „Unsere Unternehmen sind wettbewerbsfähig, der Standort Deutschland ist es derzeit leider nicht“, sagte IHK-Präsident Michael Matt bei der Vorstellung der Ergebnisse. Das Hin und Her der Bundesregierung sorge für Verunsicherung bei den Unternehmen und den Verbrauchern. Das hemme die Investitionsbereitschaft der Wirtschaft hierzulande.
Die unternehmensnahen Dienstleister waren zu Jahresbeginn noch ein stabiler Anker für die regionale Konjunktur. Bei den bau- und baunahen Betrieben zeigte sich die schlechteste Stimmung seit 2011. In der Industrie zog besonders der Einbruch in der Konsumgüterindustrie die Kurve nach unten. Die Auftragslage bei Investitionsgütern war hingegen positiv. Während die Reisebranche boomte, sank die Lage bei Hotels und Gaststätten. Im Handel zeigte sich der Weihnachtseffekt weniger ausgeprägt als in den Vorjahren.
Parallel zur Außenhandelsstatistik bestätigten auch die exportorientierten Industrie- und Dienstleistungsunternehmen wenig neue Impulse durch das Auslandsgeschäft, mit positivem Ausreißer bei der Nachfrage aus Nordamerika. Für die kommenden Monate setzten die Unternehmen vor allem auf zusätzliche Kunden und Aufträge aus Nord-, Mittel- und Südamerika sowie aus dem Asien-Pazifik-Raum (ohne China). Für 28 Prozent aller Industrieunternehmen blieb die Auslandsnachfrage ein Risikofaktor.
Das Investitionsklima litt aufgrund vielfältiger Unsicherheitsfaktoren. Ostbayerns Unternehmen investierten mehr und mehr in ihre Auslandsstandorte. Von den 50 Prozent der Befragten mit Auslandsbudget gaben 16 Prozent an, dass damit eine Teilverlagerung von Prozessen ins Ausland verbunden sei. Immerhin wollten noch zwölf Prozent ihre Inlandskapazitäten erhöhen.
Die Beschäftigungsabsichten waren erstmals seit 2021 leicht im negativen Bereich. Mehr als ein Viertel der Betriebe in Industrie und Handel planen mit weniger Beschäftigten, was angesichts der pessimistischen Geschäftserwartungen jedoch noch vergleichbar stabil sei. Als Reaktion auf den Arbeitskräftemangel stehen Maßnahmen zur Standardisierung und Digitalisierung im Fokus der Betriebe.

Schwierige Lage und ein Funke Hoffnung

Der Konjunkturbericht zur Jahresmitte 2024 meldete für die meisten Branchen Stagnation. „Bekannte Herausforderungen wie hohe Personal- und Materialkosten sowie bürokratische Hürden machen den Unternehmen in der Region zu schaffen“, berichtete IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes aus der Konjunkturumfrage.
Die Geschäftslage bei den Unternehmen verzeichnete insgesamt für den IHK-Bezirk zwar einen erneuten Rückgang, sie blieb jedoch im positiven Bereich. Lediglich das Beherbergungsgewerbe und der Tiefbau berichteten seit Jahresbeginn 2024 wieder von besseren Geschäften. Ganze Industriebereiche schwächelten, und mit ihnen ihre Lieferketten. Der Dienstleistungssektor blieb eine tragende Säule der regionalen Wirtschaft, litt jedoch auch unter den gestiegenen Personal- und Materialkosten. Dass Energie- und Rohstoffpreise sanken, schlug sich noch nicht positiv durch.
Neben dem wichtigsten Markt, der Eurozone, pushten nach Angaben der Industrieunternehmen politische Trends und Wachstumsimpulse neue Investitionen in den USA und mehreren asiatischen Ländern. Der Trend zu mehr Auslandsinvestitionen bei gleichzeitig sinkenden Inlandsinvestitionen setzte sich fort. Die Prognosen der heimischen Exportbetriebe waren insgesamt jedoch sehr vorsichtig. So erwarteten lediglich die Produzenten von Vorleistungsgütern in den nächsten Monaten eine Zunahme an Aufträgen. Treiber waren Nord-, Mittel- und Südamerika und – mit deutlichem Abstand – China.
Die Saisonausschläge in den Arbeitsmarktzahlen im IHK-Bezirk waren sehr gering. Jedes zweite Unternehmen konnte offene Stellen längerfristig nicht besetzen, strukturell und demografisch bedingt. Der Anteil der Unternehmen mit erheblichen Geschäftshemmnissen durch fehlendes Personal sank innerhalb eines Jahres von 33 auf 23 Prozent. Beschäftigungszuwächse in den nächsten Monaten erwarteten Dienstleister und Tourismusbetriebe.
Bei den Geschäftserwartungen hielten sich derzeit noch Pessimisten und Optimisten die Waage. Lediglich bei den Dienstleistern und in der Industrie kletterte die Kurve in den leicht positiven Bereich. Die Erwartungen an die Kapazitätsauslastung standen bei 23 Prozent der Befragten auf „steigend“.
Das Investitionsklima hatte sich währenddessen erneut abgekühlt. „Unkalkulierbare Weichenstellungen in der Bundespolitik, die chinesische Exportoffensive im Hightech-Segment und die Auswirkungen der US-Wahlen verunsichern weite Teile der Wirtschaft“, beobachtete IHK-Chef Helmes. Weiterhin spiegelten sich hierzulande in den insgesamt rückläufigen Planungen die Kosten-Standort-Nachteile etwa bei Energie und Personal wider.
Mit jeweils 58 Prozent der Antworten waren die Themen Inlandsnachfrage, wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen und der Fachkräftemangel die TOP-3-Risiken für die weitere Konjunkturentwicklung. Bei Dienstleistungsbetrieben und Industriesparten wie etwa dem Maschinenbau oder der Elektroindustrie zeigten sich positive Signale. Ein breites Wachstum der regionalen Wirtschaft war dennoch nicht in Sicht.

Konjunkturampel steht auf Rot

Die Konjunkturampel in der Region stand im Herbst auf Rot. Der vorsichtige Optimismus der regionalen Wirtschaft aus dem Frühjahr war weg. Das Stimmungsbild unter den Unternehmen verschlechterte sich deutlich. Nur 32 Prozent der Betriebe berichteten bei der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage unter Betrieben aller Größen und Branchen von einer „guten“ Geschäftslage. Das ist der Tiefstwert seit Jahresbeginn 2023. Auch das bisherige Zugpferd, die Dienstleistungsbranche, zeigte sich zurückhaltend. In der Industrie und im Tourismus überwogen die negativen Lagebeurteilungen. „Anders als bei den Schocks der letzten beiden Jahrzehnte wie Finanzkrise, Corona-Pandemie und Energiekrise beobachten wir nun eine Strukturkrise, die alle Branchen erfasst“, sagte IHK-Konjunkturexpertin Sibylle Aumer.
Positive Signale sandte der Handel, der trotz Umsatzrückgängen seine Geschäftslage als überwiegend positiv bewertete. Auch die Baubranche trotzte – getragen vom Tiefbau – in der Gesamtschau den widrigen Umständen. Lohnsteigerungen und der Rückgang der Inflation schlugen sich indes noch nicht positiv auf den Konsum nieder.
Durch die Unsicherheit im Vorfeld der US-Wahl sanken die Hoffnungen auf das Auftragsvolumen aus Nordamerika deutlich. Ebenso werden Rückgänge bei Geschäften mit chinesischen Kunden erwartet. Andere EU-Länder machten es wesentlich besser als die deutsche Politik: Die Exportunternehmen berichteten über einen zunehmenden Konkurrenzdruck aus dem Euro-Raum.
Wachstumsimpulse aus dem Ausland konnte noch ein Fünftel verzeichnen. Insgesamt setzt sich der rückläufige Trend des ausländischen Auftragsvolumens fort. Zahlreiche Industrieunternehmen fokussierten aufgrund der deutschen Konjunkturschwäche noch stärker auf das Exportgeschäft. Insgesamt nahmen die Exporterwartungen ab. Die Unternehmen prognostizierten einen Einbruch bei den Bestellungen von Investitionsgütern.
Trotz der Robustheit des regionalen Arbeitsmarkts kam die konjunkturelle Schwäche langsam in den Personalabteilungen an. Die Anzahl der Antworten beim Risikofaktor „Fachkräftemangel“ sanken seit Herbst 2021 um 17 Prozentpunkte. In jedem vierten Unternehmen soll die Mitarbeiterzahl am Standort in den nächsten zwölf Monaten abnehmen. Befragt nach den Hintergründen gab hiervon ein Drittel den Arbeitskräftemangel als Ursache an, zwei Drittel planten gezielt einen Personalabbau.
Der Einstieg in die Zinssenkung ließ bei vielen Bau- und baunahen Betrieben die Hoffnung auf das Ende der Rezession steigen. Ob diese nun die Dienstleistungen als Konjunkturtreiber ablösen könnten, wird sich erst zum Saisonstart im Frühjahr zeigen. Aktuell verläuft die Erwartungskurve im Bau noch nach unten. Gleichzeitig gingen über alle Branchen die Angaben zu den Investitionsplänen weiter zurück.
Fehlende Veränderungsimpulse aus der Politik und die wirtschaftliche Gemengelage mit zahlreichen Risiken ließen bestenfalls eine Stagnation der heimischen Wirtschaft erwarten. Jedes fünfte Unternehmen ging von einer Verschlechterung der Geschäftslage in den nächsten Monaten aus. Hier spielten teilweise auch saisonale Effekt mit hinein. Die von der Industrie prognostizierte Verlagerung von Produktionskapazitäten ins Ausland träfe auch abhängige Branchen in der Wertschöpfungskette am heimischen Standort.