Historie: 150 Jahre Schuster & Sohn

Als 1874 Carl Schuster und August Müller in Kaiserslautern ihr „Material- & Farbwarengeschäft en gros“ gründeten, war das Deutsche Reich erst wenige Jahre zuvor ausgerufen und Wilhelm I. zum Kaiser ernannt worden. Zu kaufen gab es in dem Tante-Emma-Laden neben Kolonialwaren wie etwa Nüssen, Gewürzen oder Limburger auch schon Benzine – zum Putzen, für Apotheken, Autos oder Lampen –, zudem Öle für Fußböden, Lampen und Maschinen.
Die heutige Firmierung als Schuster & Sohn ist zurückzuführen auf Carl Schusters Sohn Eugen, der in den Betrieb eintrat, nachdem der Mitinhaber kinderlos verstorben war. Mittlerweile wurden Bestellungen auch ausgeliefert – zunächst noch mit Pferdefuhrwerken, später mit dem LKW. Es folgten stürmische Zeiten, geprägt von politischen Wirren und wirtschaftlicher Not. Eugen wurde von 1914 bis 1920 zum Militärdienst einberufen, seine Gattin Anna Maria hielt derweil mit Bravour die Geschäfte am Laufen.
Mehr als 60 Prozent des Betriebsgeländes wurden im Zweiten Weltkrieg ausgebombt und die Zukunft des Familienunternehmens stand auf der Kippe. Mit höchstem Einsatzwillen begann der Wiederaufbau, mit der Währungsreform 1948 ging es wieder bergauf – ab 1950 mit Schwiegersohn Fritz Michel und Rudolf Schuster an der Spitze. Sie erkannten den aufkommenden Bedarf an Heizöl und machten Schuster & Sohn zum ersten Mineralölhändler der Pfalz. Noch immer wurden viele andere Produkte (von Mineralöl bis Mineralwasser) an Industriekunden und Endverbraucher verkauft. Erst im Laufe der Sechzigerjahre konzentrierte sich das Portfolio stark auf die Bereiche Chemie, Pharma, Farben und Heizöl.
Unter der Ägide von Dr. Axel Wiesenhütter, der Anfang der Siebzigerjahre in vierter Generation die Geschäftsführung übernahm, fiel die Abkehr zunächst aus dem immer wettbewerbs-intensiveren Pharmahandel (1973) und die strategische Fokussierung auf drei Geschäftsbereiche Chemie, Farben und Mineralöl mit starkem Wachstum bis 1998. Zwischen 1998 und 2000 trennte man sich von den Märkten für Chemie und Farben, den sich nur noch wenige (zu) große Konkurrenten teilten. „Schneiden und wachsen“ lautete die Strategie, die in der Folge zur alleinigen Fokussierung auf Mineralölhandel und Dienstleistungen führte.
Der Übergang in die fünfte Familiengeneration schließlich verlief fließend: Dr. Wiesenhütters Stieftochter Silka Fritzinger war bereits 2008 ins Unternehmen eingetreten und wuchs ab 2012 schrittweise in die Geschäftsleitung hinein. Die Quereinsteigerin mit mehreren Ausbildungen wie insbesondere dem Master in Advertising and Communication erhielt 2015 Prokura und ist seit 2024 Gesellschafterin der Schuster & Sohn KG.