Recht

Sachverständigenordnung der IHK Pfalz

Die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer für die Pfalz hat am 15. November 2016 gemäß  § 4 des Gesetzes zur vorläufigen Regelung des Rechts der Industrie- und Handelskammern (IHKG) in der im Bundesgesetzblatt Teil III, Gliederungsnummer 701-1, veröffentlichten bereinigten Fassung, zuletzt geändert durch Artikel 254 der Zehnten Zuständigkeitsanpassungsverordnung vom 31.August 2015 (BGBl. I S. 1474, und § 36 Abs. 3 und 4 der Gewerbeordnung, neugefasst durch Bekanntmachung vom 22. Februar 1999 (BGBl., I, S. 202), zuletzt geändert durch Art 275, Art. 625 und Art. 626 Abs. 3 der Zehnten Zuständigkeitsanpassungsverordnung vom 31. August 2015 (BGBl. I S. 1474), in Verbindung mit § 1 Abs. 1 und 2 der Landesverordnung über die Zuständigkeit nach § 36 Abs. 1 und 2 der Gewerbeordnung auf dem Gebiet der Wirtschaft und des Verkehrs vom 25.03.1991 (GVBl. Rheinland-Pfalz 1991 S. 174) folgende Sachverständigenordnung beschlossen:

I. Voraussetzungen für die öffentliche Bestellung und Vereidigung

  • § 1 Bestellungsgrundlage
    Die Industrie- und Handelskammer bestellt gemäß § 36 Gewerbeordnung auf Antrag Sachverständige für bestimmte Sachgebiete nach Maßgabe der folgenden Bestimmungen.
  • § 2 Öffentliche Bestellung
  1.  Die öffentliche Bestellung hat den Zweck, Gerichten, Behörden und der Öffentlichkeit besonders sachkundige und persönlich geeignete Sachverständige zur Verfügung zu stellen, deren Aussagen besonders glaubhaft sind.
  2. Die öffentliche Bestellung umfasst die Erstattung von Gutachten und andere Sachverständigenleistungen wie Beratungen, Überwachungen, Prüfungen, Erteilung von Bescheinigungen sowie schiedsgutachterliche und schiedsrichterliche Tätigkeiten.
  3. Die öffentliche Bestellung kann inhaltlich beschränkt und mit Auflagen verbunden werden. Auflagen können auch nachträglich erteilt werden.
  4. Die öffentliche Bestellung wird auf 5 Jahre befristet. Bei einer erstmaligen Bestellung und in begründeten Ausnahmefällen, insbesondere bei Zweifeln über die Fortdauer der persönlichen oder fachlichen Eignung des Sachverständigen, kann die Frist von 5 Jahren unterschritten werden.
  5. Die öffentliche Bestellung erfolgt durch schriftlichen Bescheid (Bestellungsbescheid).
  6. Die Tätigkeit des öffentlich bestellten Sachverständigen ist nicht auf den Bezirk der bestellenden Industrie- und Handelskammer beschränkt.
  • § 3 Bestellungsvoraussetzungen
  1. Ein Sachverständiger ist auf Antrag öffentlich zu bestellen, wenn die nachfolgenden Voraussetzungen vorliegen. Für das beantragte Sachgebiet muss ein Bedarf an Sachverständigenleistungen bestehen. Die Sachgebiete und die Bestellungsvoraussetzungen für das einzelne Sachgebiet werden durch die Industrie- und Handelskammer bestimmt.
  2. Voraussetzung für die öffentliche Bestellung des Antragstellers ist, dass
    a) er eine Niederlassung als Sachverständiger im Geltungsbereich des
        Grundgesetzes unterhält;
    b) er über ausreichende Lebens- und Berufserfahrung verfügt;
    c) keine Bedenken gegen seine Eignung bestehen;
    d) er erheblich über dem Durchschnitt liegende Fachkenntnisse, praktische
        Erfahrungen und die Fähigkeit, sowohl Gutachten zu erstatten als auch die in
        § 2 Abs. 2 genannten Leistungen zu erbringen, nachweist;
    e) er über die zur Ausübung der Tätigkeit als öffentlich bestellter
        Sachverständiger erforderlichen Einrichtungen verfügt;
    f) er in geordneten wirtschaftlichen Verhältnissen lebt;
    g) er die Gewähr für Unparteilichkeit und Unabhängigkeit sowie für die
        Einhaltung der Pflichten eines öffentlich bestellten Sachverständigen bietet;
    h) er nachweist, dass er über einschlägige Kenntnisse des deutschen Rechts und
        die Fähigkeit zur verständlichen Erläuterung fachlicher Feststellungen und
        Bewertungen verfügt;
    i) er über die erforderliche geistige und körperliche Leistungsfähigkeit
       entsprechend den Anforderungen des beantragten Sachgebietes verfügt.
  3. Ein Sachverständiger, der in einem Arbeits- oder Dienstverhältnis steht, kann nur öffentlich bestellt werden, wenn er die Voraussetzungen des Abs. 2 erfüllt und zusätzlich nachweist, dass
    a) sein Anstellungsvertrag den Erfordernissen des Abs. 2 Buchst. g) nicht
        entgegensteht, und dass er seine Sachverständigentätigkeit persönlich
        ausüben kann;
    b) er bei seiner Sachverständigentätigkeit im Einzelfall keinen fachlichen
         Weisungen unterliegt und seine Leistungen gemäß § 12 als von ihm selbst
         erstellt kennzeichnen kann;
    c) ihn sein Arbeitgeber im erforderlichen Umfang für die
        Sachverständigentätigkeit freistellt.
  • § 4 Bestellungsvoraussetzungen für Anträge nach § 36a GewO
  1. Für die Anerkennung von Qualifikationen des Antragstellers aus einem anderen Mitgliedsstaat der Europäischen Union oder einem anderen Vertragsstaat des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum gelten die Voraussetzungen von § 36a Abs. 1 und 2 GewO.
  2. Im Übrigen gelten § 3 Abs. 2 und 3.

II. Verfahren der öffentlichen Bestellung und Vereidigung

  • § 5    Zuständigkeit und Verfahren
  1. Die Industrie- und Handelskammer für die Pfalz ist zuständig, wenn die Niederlassung des Sachverständigen, die den Mittelpunkt seiner Sachverständigentätigkeit im Geltungsbereich des Grundgesetzes bildet, im Kammerbezirk liegt. Die Zuständigkeit der Industrie- und Handelskammer für die Pfalz endet, wenn der Sachverständige die Niederlassung nach Satz 1 nicht mehr im Kammerbezirk unterhält.
  2. Über die öffentliche Bestellung entscheidet die Industrie- und Handelskammer nach Anhörung der dafür bestehenden Ausschüsse und Gremien. Zur Überprüfung der gesetzlichen Voraussetzungen kann sie Referenzen einholen, sich vom Antragsteller erstattete Gutachten vorlegen lassen, Stellungnahmen fachkundiger Dritter abfragen, die Einschaltung eines Fachgremiums veranlassen und weitere Erkenntnisquellen nutzen.
  3. Der Sachverständige erhält mit der öffentlichen Bestellung neben dem Bestellungsbescheid auch eine Bestellungsurkunde, den Rundstempel, den Ausweis, die Sachverständigenordnung und die dazu ergangenen Richtlinien. Bestellungsurkunde, Rundstempel und Ausweis bleiben Eigentum der Industrie- und Handelskammer.
  • § 6    Zuständigkeit und Verfahren für Anträge nach § 36a GewO
  1. Abweichend von § 5 Abs. 1 besteht für den Antrag eines Sachverständigen aus einem anderen Mitgliedsstaat der Europäischen Union oder einem anderen Vertragsstaat des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum, der noch keine Niederlassung im Geltungsbereich des Grundgesetzes unterhält, die Zuständigkeit der Industrie- und Handelskammer für die Pfalz bereits dann, wenn der Sachverständige beabsichtigt, die Niederlassung nach § 4 Abs. 1 S. 1 im Kammerbezirk zu begründen.
  2. Für Verfahren von Antragstellern mit Qualifikationen aus einem anderen Mitgliedsstaat der Europäischen Union oder einem anderen Vertragsstaat des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum gelten die Regelungen in § 36a Abs. 3 und 4 GewO.
  • § 7    Vereidigung
  1. Der Sachverständige wird in der Weise vereidigt, dass der Präsident oder ein Beauftragter der Industrie- und Handelskammer an ihn die Worte richtet: "Sie schwören, dass Sie die Aufgaben eines öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen unabhängig, weisungsfrei, persönlich, gewissenhaft und unparteiisch erfüllen und die von Ihnen angeforderten Gutachten entsprechend nach bestem Wissen und Gewissen erstatten werden", und der Sachverständige hierauf die Worte spricht: "Ich schwöre es, so wahr mir Gott helfe". Der Sachverständige soll bei der Eidesleistung die rechte Hand erheben. Über die Vereidigung ist eine Niederschrift zu fertigen, die auch vom Sachverständigen zu unterschreiben ist.
  2. Der Eid kann auch ohne religiöse Beteuerung geleistet werden.
  3. Gibt der Sachverständige an, dass er aus Glaubens- oder Gewissensgründen keinen Eid leisten wolle, so hat er eine Bekräftigung abzugeben. Diese Bekräftigung steht dem Eid gleich; hierauf ist der Verpflichtete hinzuweisen. Die Bekräftigung wird in der Weise abgegeben, dass der Präsident oder ein Beauftragter der Industrie- und Handelskammer die Worte vorspricht: "Sie bekräftigen im Bewusstsein ihrer Verantwortung, dass Sie die Aufgaben eines öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen unabhängig, weisungsfrei, persönlich, gewissenhaft und unparteiisch erfüllen und die von Ihnen angeforderten Gutachten entsprechend nach bestem Wissen und Gewissen erstatten werden" und der Sachverständige hierauf die Worte spricht: "Ich bekräftige es".
  4. Im Falle einer erneuten Bestellung oder einer Änderung oder Erweiterung des Sachgebiets einer bestehenden Bestellung genügt statt der Eidesleistung oder Bekräftigung die Bezugnahme auf den früher geleisteten Eid oder die früher geleistete Bekräftigung.
  5. Die Vereidigung durch die Industrie- und Handelskammer ist eine allgemeine Vereidigung im Sinne von § 79 Abs. 3 Strafprozessordnung, § 410 Abs. 2 Zivilprozessordnung.
  • § 8 Bekanntmachung
Die Industrie- und Handelskammer macht die öffentliche Bestellung und Vereidigung des Sachverständigen in ihrem Mitteilungsblatt – dem „Wirtschaftsmagazin Pfalz“ - bekannt. Name, Adresse, Kommunikationsmittel und Sachgebietsbezeichnung des Sachverständigen können durch die Industrie- und Handelskammer oder einen von ihr beauftragten Dritten gespeichert und in Listen oder auf sonstigen Datenträgern veröffentlicht und auf Anfrage jedermann zur Verfügung gestellt werden. Eine Bekanntmachung im Internet kann erfolgen, wenn der Sachverständige zugestimmt hat.

III. Pflichten des öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen

  • § 9 Unabhängige, weisungsfreie, gewissenhafte und unparteiische Aufgabenerfüllung
  1. Der Sachverständige darf sich bei der Erbringung seiner Leistungen keiner Einflussnahme aussetzen, die seine Vertrauenswürdigkeit und die Glaubhaftigkeit seiner Aussagen gefährdet (Unabhängigkeit).
  2. Der Sachverständige darf keine Verpflichtungen eingehen, die geeignet sind, seine tatsächlichen Feststellungen und Beurteilungen zu verfälschen (Weisungsfreiheit).
  3. Der Sachverständige hat seine Aufträge unter Berücksichtigung des aktuellen Standes von Wissenschaft, Technik und Erfahrung mit der Sorgfalt eines ordentlichen Sachverständigen zu erledigen. Die tatsächlichen Grundlagen seiner fachlichen Beurteilungen sind sorgfältig zu ermitteln und die Ergebnisse nachvollziehbar zu begründen. Er hat in der Regel die von den Industrie- und Handelskammern herausgegebenen Mindestanforderungen an Gutachten und sonstigen von den Industrie- und Handelskammern herausgegebenen Richtlinien zu beachten (Gewissenhaftigkeit).
  4. Der Sachverständige hat bei der Erbringung seiner Leistung stets darauf zu achten, dass er sich nicht der Besorgnis der Befangenheit aussetzt. Er hat bei der Vorbereitung und Erarbeitung seines Gutachtens strikte Neutralität zu wahren, muss die gestellten Fragen objektiv und unvoreingenommen beantworten (Unparteilichkeit).
    Insbesondere darf der Sachverständige nicht
    - Gutachten in eigener Sache oder für Objekte und Leistungen seines
       Dienstherren oder Arbeitgebers erstatten.
    - Gegenstände erwerben oder zum Erwerb vermitteln, eine Sanierung oder
       Regulierung der Objekte durchführen, über die er ein Gutachten erstellt hat, es
       sei denn, er erhält den entsprechenden Folgeauftrag nach Beendigung des
       Gutachtenauftrags und seine Glaubwürdigkeit wird durch die Übernahme
       dieser Tätigkeiten nicht infrage gestellt.
  • § 10  Persönliche Aufgabenerfüllung und Beschäftigung von Hilfskräften
  1. Der Sachverständige hat die von ihm angeforderten Leistungen unter Anwendung der ihm zuerkannten Sachkunde in eigener Person zu erbringen (persönliche Aufgabenerfüllung).
  2. Der Sachverständige darf Hilfskräfte nur zur Vorbereitung seiner Leistung und nur insoweit beschäftigen, als er ihre Mitarbeit ordnungsgemäß überwachen kann; der Umfang der Tätigkeit der Hilfskraft ist kenntlich zu machen, soweit es sich nicht um Hilfsdienste von untergeordneter Bedeutung handelt.
  3. Hilfskraft ist, wer den Sachverständigen bei der Erbringung seiner Leistung nach dessen Weisungen auf dem Sachgebiet unterstützt.
  •  § 11 Verpflichtung zur Gutachtenerstattung
  1. Der Sachverständige ist zur Erstattung von Gutachten für Gerichte und Verwaltungsbehörden nach Maßgabe der gesetzlichen Vorschriften verpflichtet.
  2. Der Sachverständige ist zur Erstattung von Gutachten und zur Erbringung sonstiger Leistungen i.S.v. § 2 Absatz 2 auch gegenüber anderen Auftraggebern verpflichtet. Er kann jedoch die Übernahme eines Auftrags verweigern, wenn ein wichtiger Grund vorliegt; die Ablehnung des Auftrags ist dem Auftraggeber unverzüglich zu erklären.
  • § 12 Form der Gutachtenerstattung; gemeinschaftliche Leistungen
  1. Soweit der Sachverständige mit seinem Auftraggeber keine andere Form vereinbart hat, erbringt er seine Leistungen in Schriftform oder in elektronischer Form. Erbringt er sie in elektronischer Form, trägt er für eine der Schriftform gleichwertige Fälschungssicherheit Sorge.
  2. Erbringen Sachverständige eine Leistung gemeinsam, muss zweifelsfrei erkennbar sein, welcher Sachverständige für welche Teile verantwortlich ist. Leistungen in schriftlicher oder elektronischer Form müssen von allen beteiligten Sachverständigen unterschrieben oder elektronisch gekennzeichnet werden. § 12 gilt entsprechend.
  3. Übernimmt ein Sachverständiger Leistungen Dritter, muss er darauf hinweisen.
  • § 13 Bezeichnung als "öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger"
  1. Der Sachverständige hat bei Leistungen im Sinne von § 2 Abs. 2 in schriftlicher oder elektronischer Form auf dem Sachgebiet, für das er öffentlich bestellt ist, die Bezeichnung „von der Industrie- und Handelskammer öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für ...“ zu führen und seinen Rundstempel zu verwenden. Gleichzeitig hat er auf die Zuständigkeit der Industrie- und Handelskammer für die Pfalz hinzuweisen. [i]
  2. Unter die in Absatz 1 genannten Leistungen darf der Sachverständige nur seine Unterschrift und seinen Rundstempel setzen. Im Fall der elektronischen Übermittlung ist die qualifizierte elektronische Signatur zu verwenden.
  3. Bei Sachverständigenleistungen auf anderen Sachgebieten darf der Sachverständige nicht in wettbewerbswidriger Weise auf seine öffentliche Bestellung hinweisen oder hinweisen lassen.
  • § 14 Aufzeichnungs- und Aufbewahrungspflichten
  1. Der Sachverständige hat über jede von ihm angeforderte Leistung Aufzeichnungen zu machen. Aus diesen müssen ersichtlich sein:
    a) der Name des Auftraggebers,
    b) der Tag, an dem der Auftrag erteilt worden ist,
    c)  der Gegenstand des Auftrags und
    d) der Tag, an dem die Leistung erbracht oder die Gründe, aus denen
         sie nicht erbracht worden ist.
  2. Der Sachverständige ist verpflichtet,
    a) die Aufzeichnungen nach Abs.1
    b) ein vollständiges Exemplar des Gutachtens oder eines
        entsprechenden Ergebnisnachweises einer sonstigen Leistung nach
        § 2 Abs. 2 und
    c) die sonstigen schriftlichen Unterlagen, die sich auf seine Tätigkeit
        als Sachverständiger beziehen,
    mindestens 10 Jahre lang aufzubewahren.
    Die Aufbewahrungsfrist beginnt mit dem Schluss des Kalenderjahres, in dem die Aufzeichnungen zu machen oder die Unterlagen entstanden sind.
  3. Werden die Dokumente gemäß Abs. 2 auf Datenträgern gespeichert, muss der Sachverständige sicherstellen, dass die Daten während der Dauer der Aufbewahrungsfrist verfügbar sind und jederzeit innerhalb angemessener Frist lesbar gemacht werden können. Er muss weiterhin sicherstellen, dass die Daten sämtlicher Unterlagen nach Abs. 2 nicht nachträglich geändert werden können.
  •  § 15 Haftungsausschluss; Haftpflichtversicherung
  1. Der Sachverständige darf seine Haftung für Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit nicht ausschließen oder beschränken.
  2. Der Sachverständige soll eine Haftpflichtversicherung in angemessener Höhe abschließen und während der Zeit der Bestellung aufrecht erhalten. Er soll sie in regelmäßigen Abständen auf Angemessenheit überprüfen.
  • § 16 Schweigepflicht
  1. Dem Sachverständigen ist untersagt, bei der Ausübung seiner Tätigkeit erlangte Kenntnisse Dritten unbefugt mitzuteilen oder zum Schaden anderer oder zu seinem oder zum Nutzen anderer unbefugt zu verwerten.
  2. Der Sachverständige hat seine Mitarbeiter zur Beachtung der Schweigepflicht zu verpflichten.
  3. Die Schweigepflicht des Sachverständigen erstreckt sich nicht auf die Anzeige- und Auskunftspflichten nach §§ 19 und 20.
  4. Die Schweigepflicht des Sachverständigen besteht über die Beendigung des Auftragsverhältnisses hinaus. Sie gilt auch für die Zeit nach dem Erlöschen der öffentlichen Bestellung.
  • § 17 Fortbildungspflicht und Erfahrungsaustausch
    Der Sachverständige hat sich auf dem Sachgebiet, für das er öffentlich bestellt und vereidigt ist, im erforderlichen Umfang fortzubilden und den notwendigen Erfahrungsaustausch zu pflegen. Er hat der IHK regelmäßig geeignete Nachweise darüber vorzulegen.
  • § 18  Werbung
    Die Werbung des öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen muss seiner besonderen Stellung und Verantwortung gerecht werden.
  • § 19  Anzeigepflichten
    Der Sachverständige hat der Industrie- und Handelskammer unverzüglich anzuzeigen:
    a) die Änderung seiner nach § 4 Abs. 1 S. 1 die örtliche Zuständigkeit
        begründenden Niederlassung und die Änderung seines
        Wohnsitzes;
    b) die Errichtung und tatsächliche Inbetriebnahme oder Schließung
        einer Niederlassung;
    c) die Änderung seiner oder die Aufnahme einer weiteren
        beruflichen oder gewerblichen Tätigkeit, insbesondere den Eintritt
        in ein Arbeits- oder Dienstverhältnis;
    d) die voraussichtlich länger als drei Monate dauernde Verhinderung
         an oder Einschränkung bei der Ausübung seiner Tätigkeit als
         Sachverständiger, insbesondere auch aufgrund einer
         Beeinträchtigung seiner körperlichen oder geistigen
         Leistungsfähigkeit.
    e) den Verlust der Bestellungsurkunde, des Ausweises oder des
        Rundstempels;
    f) die Abgabe der Vermögensauskunft gemäß § 802c
        Zivilprozessordnung und den Erlass eines Haftbefehls zur
        Erzwingung der Abgabe der Vermögensauskunft gemäß § 802g
        Zivilprozessordnung;
    g) die Stellung des Antrages auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens
        über sein Vermögen oder das Vermögen einer Gesellschaft, deren
        Vorstand, Geschäftsführer oder Gesellschafter er ist, die Eröffnung
        eines solchen Verfahrens und die Abweisung der Eröffnung des
        Insolvenzverfahrens mangels Masse;
    h) den Erlass eines Haft- oder Unterbringungsbefehls, die Erhebung
        der öffentlichen Klage und den Ausgang des Verfahrens in
        Strafverfahren, wenn der Tatvorwurf auf eine Verletzung von
        Pflichten schließen lässt, die bei der Ausübung der
        Sachverständigentätigkeit zu beachten sind, oder er in anderer
        Weise geeignet ist, Zweifel an der persönlichen Eignung oder
        besonderen Sachkunde des Sachverständigen hervorzurufen.
    i) die Gründung von Zusammenschlüssen nach § 21 oder den Eintritt
       in einen solchen Zusammenschluss.
  • § 20  Auskunftspflichten, Überlassung von Unterlagen
  1. Der Sachverständige hat auf Verlangen der Industrie- und Handelskammer die zur Überwachung seiner Tätigkeit und der Einhaltung seiner Pflichten sowie zur Prüfung seiner Eignung erforderlichen mündlichen oder schriftlichen Auskünfte innerhalb der gesetzten Frist und unentgeltlich zu erteilen und angeforderte Unterlagen vorzulegen. Er kann die Auskunft auf solche Fragen verweigern, deren Beantwortung ihn selbst oder einen seiner Angehörigen (§ 52 Strafprozessordnung) der Gefahr strafrechtlicher Verfolgung oder eines Verfahrens nach dem Gesetz über Ordnungswidrigkeiten aussetzen würde.
  2. Der Sachverständige hat auf Verlangen der Industrie- und Handelskammer die aufbewahrungspflichtigen Unterlagen (§ 14) in deren Räumen vorzulegen und angemessene Zeit zu überlassen.
  • § 21  Zusammenschlüsse
    Der Sachverständige darf sich zur Ausübung seiner Sachverständigentätigkeit mit anderen Personen in jeder Rechtsform zusammenschließen. Dabei hat er darauf zu achten, dass seine Glaubwürdigkeit, sein Ansehen in der Öffentlichkeit und die Einhaltung seiner Pflichten nach dieser Sachverständigenordnung gewährleistet sind.

IV. Erlöschen der öffentlichen Bestellung

  • § 22  Erlöschen der öffentlichen Bestellung
  1. Die öffentliche Bestellung erlischt, wenn
    a) der Sachverständige gegenüber der Industrie- und
        Handelskammer erklärt, dass er nicht mehr als öffentlich bestellter
        und vereidigter Sachverständiger tätig sein will;
    b) der Sachverständige keine Niederlassung mehr im
        Geltungsbereich des Grundgesetzes unterhält;
    c) die Zeit, für die der Sachverständige öffentlich bestellt ist, abläuft;
    d) die Industrie- und Handelskammer die öffentliche Bestellung
         zurücknimmt oder widerruft
  2. Die Industrie- und Handelskammer macht das Erlöschen der Bestellung in ihrem Mitteilungsblatt – dem „Wirtschaftsmagazin Pfalz“ – bekannt.
  • § 23  Rücknahme; Widerruf
    Rücknahme und Widerruf der öffentlichen Bestellung richten sich nach den Bestimmungen des Verwaltungsverfahrensgesetzes des Landes Rheinland-Pfalz.
  • § 24  Rückgabepflicht von Bestellungsurkunde, Ausweis und Rundstempel
    Der Sachverständige hat nach Erlöschen der öffentlichen Bestellung der Industrie- und Handelskammer Bestellungsurkunde, Ausweis und Rundstempel zurückzugeben.

V. Vorschriften über die öffentliche Bestellung und Vereidigung sonstiger Personen

  • § 25  Entsprechende Anwendung
    Diese Vorschriften sind entsprechend auf die öffentliche Bestellung und Vereidigung von besonders geeigneten Personen anzuwenden, die auf den Gebieten der Wirtschaft
    a) bestimmte Tatsachen in Bezug auf Sachen, insbesondere die
        Beschaffenheit, Menge, Gewicht oder richtige Verpackung von
        Waren feststellen oder
    b) die ordnungsmäßige Vornahme bestimmter Tätigkeiten
        überprüfen,
    soweit hierfür nicht besondere Vorschriften erlassen worden sind.
  • § 26  Inkrafttreten und Überleitungsvorschrift
    Diese Sachverständigenordnung tritt am 01.01.2017 in Kraft. Die Sachverständigenordnung vom 13.11.2012 tritt damit außer Kraft. 
Ludwigshafen am Rhein, 15.11.2016
 
 Albrecht Hornbach                                            Dr. Rüdiger Beyer 
      Präsident                                                     Hauptgeschäftsführer