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Afrika - ein facettenreicher Kontinent

Afrika vereint als zweitgrößter Kontinent der Erde rund 1,3 Milliarden Menschen in 55 Staaten. Die UN prognostiziert, dass sich diese Zahl bis Ende des 21. Jahrhunderts nahezu vervierfachen (4,5 Milliarden) und somit rund ein Drittel der Weltbevölkerung auf dem afrikanischen Kontinent leben wird. Die meisten Menschen leben derzeit in Nigeria, Ägypten und Äthiopien. Der Kontinent zeichnet sich durch eine enorme regionale, ethnische, wirtschaftliche und kulturelle Vielfalt aus. So leben hier etwa 3000 Bevölkerungsgruppen, welche zumeist über eine eigene Kultur, eigene Organisations- und Wertesysteme und in der Regel über eine eigene Sprache verfügen. Auch politisch gesehen divergieren die einzelnen Länder. Viele Staaten haben sich zu Demokratien entwickelt, andere werden autokratisch oder monarchisch regiert. Konflikte und Gewalt sowie Naturkatastrophen, Armut und Perspektivlosigkeit zwingen Menschen in Afrika seit vielen Jahren zur Flucht.

Afrika im wirtschaftlichen Wandel

Es bedarf also einer differenzierten Betrachtung der einzelnen Volkswirtschaften, um Chancen für unternehmerisches Engagement zu identifizieren. Im Großen und Ganzen jedoch, befindet sich der Kontinent in einem Prozess des wirtschaftlichen Wandels und hat das Potential zu einer der größten Wachstumsregionen der Zukunft zu werden. Dazu tragen eine junge innovative Bevölkerung, zunehmende politische und soziale Stabilität, eine wachsende Mittelschicht mit steigender Kaufkraft, Urbanisierung sowie große Technologiesprünge bei. Etwa die Hälfte der 20 am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften befindet sich in Afrika und bis 2050 wird sich die Bevölkerung nahezu verdoppeln. So scheint es als wüchsen hier die globalen Märkte, Kunden und Beschäftigten der Zukunft heran.

Panafrikanische Freihandelszone (AfCFTA)

Das wirtschaftliche Wachstum wird durch zunehmende wirtschaftliche regionale Integration begünstigt. So wurde mit der Etablierung der African Continental Free Trade Area (AfCFTA) am 01. Januar 2021 eine der größten Freihandelszonen der Welt geschaffen. Mit Ausnahme von Eritrea haben 54 Staaten der Afrikanischen Union den Vertrag unterzeichnet. Ziele des Abkommens sind Handelshemmnisse abzubauen und somit den innerafrikanischen Handel zu steigern, die Industrialisierung weiter voranzutreiben sowie regionale Wertschöpfungsketten aufzubauen. Bis zum Jahr 2026 sollen beispielsweise 90 Prozent der innerafrikanischen Zölle entfallen. Wenn die wirtschaftliche Integration gelingt, entsteht ein Binnenmarkt nach europäischem Vorbild mit mehr als 1,2 Milliarden Einwohner*innen und einem gemeinsamen Bruttoinlandsprodukt von mehr als 3,4 Billionen US-Dollar. Die Panafrikanische Freihandelszone vereint zudem die ostafrikanische Gemeinschaft EAC, die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS und die Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika SACU. Von der AfCFTA können auch nicht-afrikanische Unternehmen profitieren, wenn sie auf dem Kontinent produzieren. So wird auch die Erschließung von Produktionsstandorten auf dem Kontinent attraktiver.

Zukunftsreiche Branchen

Trotz aussichtsreicher Chancen und Perspektiven bleibt das deutsche Engagement sowohl beim Export als auch bei den Investitionen ausbaufähig. Deutschland wickelte 2022 gerade einmal 1,95 Prozent des Außenhandels mit Afrika ab. Dies liegt unter anderem an Herausforderungen wie mangelnder politischer Stabilität, Infrastrukturmängel, Sicherheitsprobleme sowie ein vergleichbar niedriges Ausbildungsniveau. Trotz dieser Problematiken bietet Afrika aktuell sehr gute Chancen für unternehmerisches Engagement. Die aktuell wichtigsten Exporterzeugnisse deutscher Unternehmen nach Afrika sind Fahrzeuge, Maschinen und chemische Produkte. Jedoch werden auch zunehmend qualitativ hochwertige Erzeugnisse und Dienstleistungen, wie Ingenieurleistungen auf dem afrikanischen Markt nachgefragt.
Zu den Treibern von Wachstum und Beschäftigung zählen Digitalisierung, Infrastrukturentwicklung, Umwelttechnik, Energie- und Gesundheitswirtschaft sowie der Konsumgüterbereich. Besonders hier bestehen Geschäftschancen für deutsche Unternehmen. Die fortschreitende Urbanisierung Afrikas verspricht eine weitere Konzentration von Märkten, Technologien und Dienstleistungen. Angesichts dieser rasanten Urbanisierungsprozesse sind auch innovative Lösungen bei der Wasser- und Energieversorgung gefragt. Der Rohstoffsektor gilt indes auch zukünftig weiterhin als wichtiges Investitionsfeld, insbesondere bei dem Export von Maschinen und Anlagen aber auch neuerdings im Bereich der Bauwirtschaft und des Transport- und Kommunikationssektors.

Regionen

Nordafrika

Nordafrika vereint mit Marokko, Tunesien und Ägypten drei der fünf größten Volkswirtschaften in Afrika. Die geografische Nähe zu Europa und der Ausbau von Infrastruktur machen die Staaten in der Region zu interessanten Standorten für Logistik, Vertrieb und Produktion. Nordafrika will seine Stellung als Produktionsstandort und Energielieferant Europas ausbauen und sich gleichzeitig vermehrt in Subsahara-Afrika engagieren. Statt Textilien und Erdöl liegt der Fokus nun auch auf Autos und erneuerbaren Energien mit dem Ziel, die lokalen Märkte auszubauen und weiter zu diversifizieren. Windenergie aber auch Sonnenenergie, entwickeln sich zu konkurrenzfähigen Stromquellen, wobei letztere bereits so günstig produziert werden kann, dass sie für den Export interessant wird. Hierbei ist insbesondere die Produktion von „grünem Wasserstoff“ zu nennen. Auch ist Marokko inzwischen der zweitgrößte Automobilproduzent Afrikas. Bei der Herstellung von Haushaltsgeräten sowie Elektrowerkzeugen könnte sich eine ähnliche Entwicklung ergeben. Auch interessant könnte für die Unternehmen das Bemühen der meisten nordafrikanischen Länder sein, die lokale Industrie zu stärken. Hier sind insbesondere die Gesundheitswirtschaft und die Nahrungsmittelindustrie zu nennen.

West- und Zentralafrika

Die Region West- und Zentralafrika setzt sich aus mehr als 20 anglofonen, frankofonen und lusofonen Staaten zusammen. Hierzu gehört unter anderem Nigeria als größte Volkswirtschaft Afrikas. In vielen Ländern der Region herrscht ein großer Reformwille, vor allem mit dem Ziel, die Wirtschaft zu diversifizieren und die Abhängigkeit von Importen und Rohstoffen zu verringern. Jedes Land in West­- und Zentralafrika hat seine Stärken: Mal ist es der Rohstoffreichtum, mal die Potenziale in der Agrarindustrie, Wasserkraft, Solarenergie oder im Tourismus. So müssen neue Programme für Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung geschaffen werden und das Potenzial für erneuerbare Energien ausgeschöpft werden, da die Infrastruktur vielerorts noch in schlechtem Zustand ist. Auch wird der Gesundheitssektor zunehmend interessant. Hierbei sind insbesondere Nigeria, Senegal, Ghana und Côte d’Ivoire zu nennen, welche aufgrund einer wachsenden Mittelschicht zu interessanten Märkten für Medizintechnik werden. So sind die Märkte in West­- und Zentralafrika zunehmend reif für hochwertige deutsche Produkte. Ausgehend von stabilen Ländern wie Ghana, Côte d’Ivoire und Senegal können deutsche Unternehmen an­dere Wachstumsmärkte erschließen.

Ostafrika         

Die Corona-Pandemie hat auch in vielen ostafrikanischen Ländern zu einem Einbruch der Konjunktur geführt. Viele Branchen wie die Bauwirtschaft, der Bergbau oder die Landwirtschaft leiden unter Kapitalknappheit. Andere Sektoren wie IT und Telekommunikation erleben jedoch weiterhin einen Aufschwung. Hier ist besonders Nairobi als IT-Hub für ganz Afrika hervorzuheben sowie Äthiopien dessen IT-Sektor als einer der aussichtsreichsten in ganz Afrika gilt. Dieser ist durch die bisherige Abschottung jedoch noch stark unterentwickelt. Auch besteht großer Investitionsbedarf im Medizinsektor, dem Bausektor und der Infrastruktur. So werden Abwasser- und Abfallentsorgung aufgrund der rasanten Bevölkerungszunahme immer dringlicher. Ausgehend von der kenianischen Hauptstadt Nairobi könnte sowohl der kenianische Markt, der zu den diversifiziertesten in ganz Afrika zählt, als auch produktabhängig die gesamte Region erschlossen werden. Schließlich bestehen hier durch die East African Community (EAC) enge wirtschaftliche Verflechtungen. Auch gilt es Äthiopien als einen der größten Märkte Afrikas und als „Markt der Zukunft“ hervorzuheben. Des Weiteren könnte auch Ruanda attraktiv für deutsche Unternehmen sein. Seit Jahren verfolgt der kleine Binnenstaat eine ambitionierte Wirtschaftspolitik und möchte sich zu einem modernen Hub- und Investitionsstandort in Subsahara-Afrika entwickeln.

Südliches Afrika

Für fast alle Länder des südlichen Afrikas spielen Rohstoffe wie Öl, Gas, Diamanten, Platin und Gold eine elementare wirtschaftliche Rolle. So sind diese Staaten oftmals stark von internationalen Märkten und Preisentwicklungen abhängig. Analog sind die Stärkung von wirtschaftlichen Alternativen und damit eine größere Unabhängigkeit von globalen Rohstoffmärkten sehr wichtig für die Region. Lediglich Südafrika verfügt bereits über eine größere Vielfalt an Produktions- und Dienstleistungsbranchen und hat beispielsweise seine Kernbranchen wie die Automobilindustrie oder die Elektrotechnik fest in internationale Lieferketten integriert. Für die deutsche Wirtschaft ist Südafrika mit Abstand wichtigster Exportpartner und Investitionsziel Nummer 1 in Afrika. Das bietet Chancen für die kleineren Länder der Region, für welche Südafrika als Sprungbrett auf den afrikanischen Markt fungieren könnte. Im Bereich der Kommunikations- und Informationstechnologie ist der Fortschritt der südafrikanischen Länder wesentlich schneller. Dies schafft gute Perspektiven für den Dienstleistungssektor, etwa im Finanzbereich sowie im Tourismusbereich, der für Südafrika, Namibia und Botsuana schon heute sehr wichtig ist. Diese drei Länder schneiden indes bei den Indikatoren zum Geschäftsklima und zur humanen Entwicklung besonders gut ab.

Förderprogramme zu Afrika

Förderprogramm
Beratungsgutscheine Afrika 
Zeitraum
bis Förderkontingent ausgeschöpft ist 
Branche
kleine und mittelständische Unternehmen
aus der Wirtschaft und dem Handwerk 
Region
Afrika 
Ansprechpartner
Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle
Tel.: 06196 908-1020

Link

Weitere Informationen


Quellen: Germany Trade & Invest, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ), Bundeszentrale für politische Bildung