08.02.24

„Südamerika hat enormes Potenzial“

Im Interview: Cristiana Xavier de Brito ist Direktorin für institutionelle Beziehungen und Nachhaltigkeit der BASF in Südamerika. Die in São Paulo lebende Brasilianerin ist zudem Vorsitzende des Kuratoriums der ECO+ Stiftung der BASF und hat auf der Frankfurter Buchmesse ihr erstes Buch „Alpha Woman – Inspiring Leadership" vorgestellt. Darin zeigt sie zehn Beispiele für inspirierende weibliche Führung in Brasilien auf.
Welche Möglichkeiten bietet Südamerika als Standort?
„Wir sehen in Südamerika ein enormes grünes Potenzial in der Region, das wir als Green Powerhouse bezeichnen. Mit anderen Worten: Die Region verfügt über reichhaltige und wertvolle natürliche Ressourcen für die Entwicklung nachhaltiger Lösungen mit einem geringen CO2-Fußabdruck. In Brasilien, dem wichtigsten Agrarmarkt der Region, erwirtschaftet die Landwirtschaft etwa ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts. Das Land verfügt über privilegierte Umweltbedingungen für die Produktion von überwiegend sauberer Energie.

Die BASF hat in der Region Südamerika 13 Produktionseinheiten, 24 Forschungs- und Entwicklungszentren sowie ein Shared Services Hub in Uruguay mit insgesamt mehr als 6.000 Mitarbeitern. Die Betriebsstätten haben nicht nur einen bedeutenden Einfluss auf die lokale Wirtschaft, indem sie Arbeitsplätze schaffen, sie fördern auch Investitionen und Innovationen in der Region.”
Wie stehen Sie zu einem möglichen Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem Mercosur?
„Das Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem Mercosur hat sowohl für die Europäische Union als auch für den Mercosur große strategische und wirtschaftliche Bedeutung. Der Mercosur stellt einen bedeutenden Markt für EU-Ausfuhren dar.

Das Abkommen wird die Einfuhrzölle auf mehr als 90 Prozent der in den Mercosur exportierten EU-Erzeugnisse abschaffen und die Zölle auf bestimmte Produkte schrittweise liberalisieren, um einen reibungslosen Übergang zu ermöglichen. So werden beispielsweise die Zölle auf chemische Erzeugnisse, die bis zu 18 Prozent betragen können, über einen längeren Zeitraum hinweg schrittweise abgebaut, um eine faire und ausgewogene Anwendung des Abkommens zu gewährleisten.

Nicht zuletzt spiegelt das Abkommen auch unser gemeinsames Engagement für Werte wider, indem es detaillierte Verpflichtungen zu Handel und nachhaltiger Entwicklung enthält, die wichtige Themen wie Klimawandel und Arbeitsnormen abdecken.”
Die ECO+ Stiftung entwickelt Lösungen für nachhaltiges Wirtschaften. Können Sie uns ein praktisches Beispiel nennen, wie die Stiftung aktiv ist?
„Die Stiftung Eco+ erhielt kürzlich internationale Anerkennung von einem der weltweit führenden Foren für Nachhaltigkeit und Ökobilanzierung, dem Life Cycle Management Kongress. Die Einrichtung wurde für die Ergebnisse des Programms Demarchi&Jaboatão + Ecoeficientes ausgezeichnet, das in den beiden BASF-Produktionsstätten für Dekorations- und Autolacke in Brasilien entwickelt wurde.

Die Initiative zielt darauf ab, die Produktion zu maximieren, ohne die Menge der verwendeten natürlichen Ressourcen wie Wasser und Rohstoffe zu erhöhen – und diesen Verbrauch oft sogar zu reduzieren. Die von der Eco+ Stiftung durchgeführten Berechnungen halfen den Fabriken, den Stand ihrer nachhaltigen Produktion zu verstehen, um Verbesserungen umzusetzen.”
In „Alpha Woman“ zeigen Sie Beispiele für weibliche Führung in Brasilien auf. Wie kam es zu dem Buch?
„Im Jahr 2016 habe ich zusammen mit anderen Kolleginnen ein Frauennetzwerk für Südamerika gegründet, das mit anderen globalen Netzwerken verbunden ist. Ich wollte verstehen, warum Organisationen, obwohl sie Ziele und Vorgaben haben, nur wenige Frauen in Führungspositionen haben, und ich wollte helfen, diese Situation zu ändern.

Das Buch ist ein Porträt heutiger brasilianischer Frauen und eine Hommage an ihre Authentizität, Kreativität und Widerstandsfähigkeit, mit der sie ihr privates und berufliches Leben führen; Eigenschaften, von denen wir eine Menge lernen können.”